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Von „Selfie“ zu „Closer“

Der musikalische Wandel Der EDM-Stars

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten)

Der musikalische Wandel Der EDM-StarsVon „Selfie“ zu „Closer"

Die Chainsmokers sind mit Sicherheit das aktuell beeindruckendste Beispiel, aber auch ein Martin Garrix lässt sich hier aufzählen! Von „Selfie“ zu „Closer“, von „Animals“ zu „In The Name Of Love“ - der stilistische Musikwechsel dieser Künstler könnte kaum größer sein. Und sie sind nicht die einzigen: R3hab, DVBBS, Dimitri Vegas & Like Mike etc., sie alle verbindet ebenfalls ein deutlicher stilistischer Wandel in den letzten Monaten -  der aber im großen Zusammenhang nicht wirklich überraschend ist...


Die Geburt von EDM, Festival, Bigroom und seinen Stars

House in all seinen unterschiedlichen Varianten spielte in den vergangenen 30 Jahren in den USA eher eine untergeordnete Rolle. Oftmals neben den übermächtigen Genres Hip Hop / R&B und Rock / Country belächelt führte elektronische Tanzmusik über Jahrzehnte ein absolutes Nischendasein. Europa war der Hauptschauplatz, doch Künstler wie Deadmau5, Wolfgang Gartner, Skrillex, Porter Robinson und Konsorten bewiesen, dass ihre elektronischen Sounds nicht nur eine gigantische Zahl an Fans generieren, sondern auch endlich das junge, weiße amerikanische Publikum begeistern konnten. David Guettas Kooperationen mit US-HipHop-Stars veranschaulichten dann kurze Zeit später, welches hohe finanzielle Potential in Dance steckt. Und die schnell wachsenden Festivals in den Niederlanden, USA und dem Rest der Welt mit ihren Stars wie Tiesto, Martin Garrix, Hardwell etablierten in Rekordzeit einen neuen Großraum-Sound für eben diese gigantischen Partys.

Wie so oft hatte ein Produzent (in diesem Fall zwei) eine Idee, die zu einer sogenannten Trendwelle führte: „Epic“ von Sandro Silva & Quintino brachte 2011 die spezifische Kick aus früheren Hardstyle- oder Jumpstyle-Produktionen ins House-Genre und landeten damit einen absoluten Überraschungshit. Der klassische EDM- und Festival-Sound war geboren. Ganze Legionen von Künstlern ahmten diesen Style nach und perfektionierten ihn; Martin Garrix schuf mit „Animals“ den Klassiker dieser Trendwelle.

 

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Trendwellen - So funktioniert das Dance Music Business

Der oben beschriebene Ablauf ist kein Einzelfall, und in der Tat kann man sagen, daß Dance als Gesamtheit mit seinen Sparten House, Techno, Hands Up, French House, Dubstep, Deep House undundund seit über 30 Jahren genau so funktioniert: ein Produzent hat eine neue oder ungewöhnliche Idee, die großen Anklang beim Publikum findet, und ganze Heerscharen von anderen Produzenten kopieren (und kommerzialisieren) diese Idee bis zum totalen Ausverkauf und dem Aufkommen der nächsten Idee oder des nächsten Sounds, der Anklang findet und lukrativ erscheint.

Die Wurzeln liegen dabei - wie schon angedeutet - weit zurück: Marshall Jefferson startete Mitte der 80er Jahre mit seiner Single „Move Your Body“ die erste Trendwelle, das sogenannte Chicago House, welches von Künstlern wie Steve ‚Silk’ Hurley, Frankie Knuckles, Adonis usw. weiter zelebriert wurde. Nur wenig später entdeckten englische Produzenten den Sampler und seine Möglichkeiten: M/A/R/R/S veröffentlichten ihren No. 1 Hit „Pump Up The Volume“, der den Erfolg ebnete für Künstler wie Bomb The Bass, Coldcut oder Paul Hardcastle. Ab 1988 feierte Acid House nach dem No. 1 Hit „We Call It Acieeed“ von D-Mob den Siegeszug durch die internationalen Discotheken.

Doch auch dieser spezielle Sound war nur wenige Jahre später nicht mehr attraktiv (auch wenn er über die kommenden Jahre als Teil von Techno weitergeführt wurde). Deutschland prägte schnell mit seinem kommerziellen Rave-Sound, ausgelöst durch U96 - „Das Boot“, Marushas „Somewhere Over The Rainbow“ oder Interactives „Who Is Elvis?“, den internationalen Dance-Markt. Als Gegenbewegung entstand Italo House mit seinen einprägsamen Piano Lines. Dance 2 Trance’ sensationelle Platte „The Power Of American Natives“ führte 1992 die spezielle Kick ein, die in den Jahren danach zu Euro Dance führte. Hands Up, Trance, der Benny Benassi-Sound, Hardstyle, Jumpstyle oder letztendlich EDM, Melbourne Bounce oder auch Deep House, wie er durch Klingande oder Robin Schulz etabliert wurde: immer stand am Anfang eine Platte mit einer neuen Idee, die kommerzialisiert und quasi „zu Tode kopiert“ wurde und letztendlich einen Stilwechsel erzwang. Was finanziell lukrativ erscheint, ist dann der nächste Trend!

 

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EDM läuft sich tot - was nun?

In diesem Zusammenhang erscheint der Stilwechsel von Chainsmokers und Konsorten (und damit die nächste Trendwelle) die fast schon logische Konsquenz aus den vergangenen Dance-Jahren. Die Hoch-Zeit des EDM-Stils ist vorbei, zwar auf den großen Festivals noch sehr erfolgreich, aber release-technisch nicht mehr lukrativ. Was kommt also danach? Mit dem großen Erfolg in den USA und dem Siegeszug in der ganzen Welt sind neben den angesagten Dance-Labels auch millionenschwere Managements und Festival-Veranstalter stark daran interessiert, den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Marken (denn das sind Martin Garrix, Tiesto, Chainsmokers, David Guetta etc. letztendlich) weiter so hoch wie möglich zu halten. Das deutsche Deep House á la Felix Jaehn oder Robin Schulz hat im Radio als Gegenbewegung zu EDM zwar hervorragend funktioniert; ein Festival läßt sich mit dem Sound allerdings nur schwer in Gang halten.

Die Antwort brachten die Produzenten Diplo und Skrillex knappe 2 Jahre nach Martin Garrix EDM-Hit „Animals“ in die Shops: wurde Jack Ü’s „Where Are Ü Now“ mit den Vocals von Kinderstar Justin Bieber erst noch belächelt, so schoß diese Single mit ihrem bis dato ungewöhnlichen Sound nicht nur an die Spitzen der weltweiten Charts, sie ebnete auch den Weg für den sogenannten Future Pop. Die Chainsmokers haben mit „Closer“ ihren Ritt auf dieser neuen Trendwelle bereits erfolgreich absolviert, und auch Martin Garrix hat mit „In The Name Of Love“ bewiesen, daß er nicht nur ein kurzlebiges EDM-Wunder ist. Weitere Produzenten wie Dimitri Vegas & Like Mike, Steve Aoki etc. sind ebenfalls bereits auf den Zug aufgesprungen und können amtliche Erfolge vorweisen. Viele weitere Copycats sind zu erwarten, bis auch diese Trendwelle wieder abebbt und die hungrige Dance-Community etwas Neues braucht.

So what’s next? Wird Dance schneller oder langsamer? Kehrt Hands Up zurück? Schaffen Disclosure mit ihren 90ies-House-Imitaten den nächsten Welt-Hit? Werden wir 2017 die erste kommerzielle PsyTrance-Produktion von David Guetta zu hören bekommen? Wird Tech House mit Ed Sheeran-Gesang das nächste große Ding?

Es bleibt spannend, welcher Produzent mit einer ungewöhnlichen Idee die nächste Trendwelle auslösen wird...

 

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Über den Autor
Jens Ophälders

Die Genetik ist letztendlich schuld: vom Vater mit großer Liebe zur Musik ausgestattet, von der Mutter mit dem Talent zum Schreiben. Dance-Charts bildet daher für mich die Symbiose dieser beiden Eigenschaften, endlich mal Schreiben über eine der tollsten Sachen der Welt: Musik! Reviews zu neuen Singles sind dabei ebenso auf meiner Tagesordnung wie Beobachtungen zur Entwicklung der mittlerweile 35-jährigen Geschichte kommerzieller, elektronischer Dance Music (und aller dazugehörigen Nebenschauplätze). info (at) jompsta.com

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