Schon seit einigen Wochen rumort es auf der Facebook-Seite des Europäischen Ablegers des renommierten Ultra Music Festivals, das vom 14. bis 16. Juli in Split stattfinden soll: Fans und Ticketkäufer überschwemmen die Seite geradezu mit Nachfragen zum Stand des Festivals und sorgen sich, ob das Festival möglicherweise abgesagt werden könnte.
Fakt ist: während die meisten anderen größeren europäischen Festivals wie Electric Love, Airbeat One oder Tomorrowland Ihre Lineups bereits in mehreren Phasen veröffentlicht haben, blieb Ultra Europe dieses komplett schuldig. Obwohl das Festival in noch nicht einmal 80 Tagen stattfinden soll, sind noch nicht einmal die Headliner der ersten Phase benannt. Trotz hundertfacher Kommentare und Nachfragen der Fans, werden lediglich die üblichen Marketing-Bilder auf der Seite gepostet und als einzige „Aktivität“ kritische Kommentare entfernt - jegliche Stellungnahme seitens des Festivals unterbleibt jedoch. Spätestens seitdem jedoch Termineinträge für das Festival aus einigen Künstler-Tour-Kalendern - u.a. bei Sam Feldt - wieder entfernt wurden, ist klar, dass es sich wohl um mehr als nur eine verspätete Kommunikation handeln muss.
Wie es in der Kroatischen Presse zu entnehmen war, haben die lokalen Organisatoren des Festivals - die Adria MM - aktuell mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen. Das wohl größte Problem ist, dass die Veranstalter des Festivals seit dem Debüt 2013 jedes Jahr hohe Verluste einfahren - nicht zuletzt aus dem Mega-Verlust letztes Jahr aufgrund Ausfall des ersten Tages wegen Sturms. Erst Mitte April fanden Krisentreffen zwischen dem Veranstalter, der Stadtverwaltung Split und der Kroatischen Tourismusbehörden statt, um mehr Zuschüsse zu erhalten und so die Verluste auszugleichen - immerhin ist das Festival ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Hoteliers, Gastgewerbe und lokale Wirtschaft in der Region geworden. Das Meeting verlief laut Insider-Kreisen jedoch ergebnislos, da die Veranstalter wohl um das 10-fache der bisher bereitgestellten Gelder forderten.
Zum anderen ist wohl ein regelrechter Rechtsstreit mit dem Lizenzgeber und „Mutter“ des Festivals - der Worldwide Entertainment Group Inc. in Miami, die das Ultra Music Festival veranstaltet - entbrannt. Wie erst vorgestern in der US-Presse zu lesen war, klagt die Adria MM in Miami, wonach Ultra in Europa und insbesondere in Kroatien rechtlich gar nicht Inhaber der Marke „Ultra“ ist und demnach überhaupt keine Lizenzgebühren fordern könne. Zudem hätte Ultra die Adria MM mit unangebrachten, stetig steigenden Lizenzgebühren und Nachforderungen wirtschaftlich ruiniert und aus dem Rennen um die Verlängerung der weiteren 5-Jahres-Lizenz drängen wollen. Daraufhin hat Ultra den Kroaten die bisherige Vereinbarung außer Kraft gesetzt - inklusive Sperrung von E-Mail-Accounts und Zugang zu den Social-Media-Kanälen.
Obwohl der Pressesprecher von Ultra Europe Luka Jureško vor zwei Wochen beschwichtigte und beteuerte, dass man nur „spät dran“ sei und „zwar eine Reihe von Fragen offen wären, aber alles pünktlich bekannt gegeben wird“, bleibt die Lage mehr als undurchsichtig und die schlechten Nachrichten mehren sich. Es bleibt abzuwarten was passiert, eine Absage eines der renommiertesten Elektronischen Festivals in Europa ist jedoch nicht mehr auszuschließen.
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