Tamta mit 'Replay' - Zyperns ESC-Erfolg 2.0

"Replay" von Tamta.

Einfach mal die "Replay"-Taste drücken und aus dem verdienten zweiten Platz des ESC 2018 mit "Fuego" und Eleni Foureira einen Gewinn im Jahr 2019 durch Tamta mit "Replay" machen. Eines der Dauerthemen beim Eurovision Song Contest ist die von Plagiatsvorwürfen. Na klar, eingängige Musik besteht nur aus einer Handvoll Harmonien, die sich international verkaufen, da wiederholen sich Riffs und Top-Lines. Doch wenn man sich selbst kopiert heißt es wohl Erfolgsstrategie.

Replay

Der griechisch-schwedische ESC-Hitschmied Alex P. kommt mit dem Produzenten-Dampfhammer. Er nimmt einfach 90 Prozent der Samples, die gleichen BPMs (102) und den fast identischen Rhythmus, tauscht ein mondänes, langgestrecktes Gesicht mit dem nächsten aus und nimmt einfach noch einmal Anlauf, in der Hoffnung, dass dieses Jahr kein hühnergackerender Song vor ihm liegt.

Und Zypern spielt mit. Der Eurovision Song Contest ist natürlich prestigeträchtig, aber eigentlich möchte kein Land Ausrichter sein, denn trotz des Rufs der größten medialen Musikveranstaltung der Welt kann nicht gewinnträchtig Werbung geschaltet werden, wie beim "Super Bowl". Alle Sendeanstalten der teilnehmenden Staaten sind öffentlich-rechtlich und somit in der Werbeausstrahlung eingeschränkt. Somit bleibt das Gastgeberland immer auf etlichen Millionen Euro sitzen. Der Mehrwert durch einen Tourismusaufschwung oder eine Markenprofilierung ist oft ungewiss. Der kleine Inselstaat Zypern scheint es aber wohl ernst zu meinen.

Zypern bei den Buchmachern ganz weit oben

Schon jetzt findet sich der Song "Replay" ganz oben bei den Buchmachern ein. Mit einem Wert unter 1:3 (1 Euro einzahlen, beim Sieg Zyperns 3 Euro gewinnen - Deutschland liegt übrigens schlechter als 1:20) ist der Song bereits jetzt wirklich hoch angesetzt. Er erscheint erst Anfang März und wartet derzeit lediglich mit 45-sekündigen Teasern auf, die bereits sehr hohe Zugriffszahlen zeigen. Da der ESC die eigenen Regeln schreibt, ist ein Favoritensterben in den Monaten vor dem Event üblich. Das Gegenteil bewies jedoch erst die letztjährige Gewinnerin Netta mit "Toy", die bei den Buchmachern vom ersten Tag an vorne lag.

Von den Schweden gelernt

Alex P., als Halbschwede, hat viel aus dem Land gelernt. Schön von den ganz großen Playern der Charts Strukturen und Habitus abgucken, mit eingängigen Top-Lines vermengen und die Main-Stream EDM Funktionen (Intro, Top-Line-Gedudel, Drop, Melody-Chorus, noch ein Drop, Outro) nicht außer Acht lassen. Schon gibt es ein lecker aufgewärmten Track, der fast wie ein eigener Song klingt. Das hat Schweden in den letzten Jahren sehr professionell und erfolgreich umgesetzt. Spannend ist nun, ob es auch bei Zypern klappt.

Fazit: Noch sind nicht alle Tracks des ESC ausgelobt, aber es zeigt sich eine Tendenz, dass es sehr schnulzig in diesem Jahr wird. Das war in letzter Zeit anders, ein Vorteil für Tamta, die sich somit mit tanzbaren Rhythmen abhebt. Alle paar Jahre gewinnt dann ein echter Exot, das ist auch letztes Jahr abgehakt. Die Nachahmer haben im Folgejahr meist keine Chance. Ist also die Frage, ob es dieses Jahr ein Brett macht, dann ist Zypern mit im Topf.