Die Geschichte hinter dem Song: 'The Police - Every Breath You Take'
Dance-Charts

Das Portal für Charts und DJ-Promotion

 

Die dunkle Wahrheit des Klassikers

Die Geschichte hinter dem Song: 'The Police - Every Breath You Take'

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)

The Police - Every Breath You TakeThe Police - Every Breath You Take

Es ist der ultimative Klassiker. Sobald Andy Summers dieses perlende Gitarrenriff anstimmt, füllen sich die Tanzflächen. Pärchen schauen sich tief in die Augen, Brautpaare wählen ihn für ihren Eröffnungstanz. Es ist der Inbegriff romantischer Hingabe. Oder? Falsch gedacht. Die Geschichte von „Every Breath You Take“ ist eigentlich die Geschichte eines obsessiven Stalkers, einer Band am Rande des Nervenzusammenbruchs und des wohl lukrativsten Missverständnisses der Popgeschichte.


Großer Bruder

Wenn man genau hinhört, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. „I’ll be watching you“ (Ich werde dich beobachten) ist kein Versprechen von Fürsorge - es ist eine Drohung. Sting selbst, der den Song schrieb, beschrieb ihn später als „sehr, sehr finster“ und verglich ihn mit der Überwachung durch den „Großen Bruder“. Wie konnte aus so viel Dunkelheit der größte Radio-Hit des Jahres 1983 werden?


James Bond und ein gebrochenes Herz

Die Geschichte beginnt nicht in einem Londoner Studio, sondern in der tropischen Hitze von Jamaika. Sting hatte sich in das Anwesen „Goldeneye“ zurückgezogen, den Ort, an dem Ian Fleming einst James Bond erfunden hatte. Doch Sting fühlte sich nicht wie ein Geheimagent, sondern wie ein Wrack. Seine erste Ehe mit der Schauspielerin Frances Tomelty zerbrach gerade öffentlich und schmerzhaft, während er eine Beziehung mit Trudie Styler begann.

Er war zerfressen von Eifersucht, Schuldgefühlen und dem Bedürfnis nach Kontrolle. Eines Nachts wachte er mit einer Zeile im Kopf auf: „Every breath you take, I’ll be watching you“. Er setzte sich an denselben Schreibtisch, an dem Fleming seine Spionageromane schrieb, und hämmerte den Song in nur einer halben Stunde herunter. Was dabei herauskam, war kein Liebeslied, sondern ein Song über Besitzansprüche. „Der Song ist verführerisch, aber im Kern böse“, gab Sting später zu.


Krieg im Studio

Wenn der Text aus einer persönlichen Krise entstand, dann entstand die Musik aus einer beruflichen. Als The Police 1982 in den George Martin’s Air Studios auf Montserrat ankamen, um das Album Synchronicity aufzunehmen, hassten sie sich förmlich. Sting und Drummer Stewart Copeland waren wie Hund und Katze.

Das Problem: Sting wollte den Song simpel halten. Copeland, einer der virtuosesten Drummer seiner Zeit, wollte zeigen, was er kann. „Sting wollte, dass ich diesen unglaublichen, einfachen Beat spiele“, erinnerte sich Copeland. „Wir haben uns fast geprügelt.“

Der Song drohte, langweilig und banal zu werden - bis Andy Summers die Bühne betrat. Sting bat den Gitarristen: „Geh da rein und mach es zu deinem eigenen Ding.“ Summers, beeinflusst vom klassischen Komponisten Béla Bartók, spielte dieses ikonische, arpeggierte Riff in einem einzigen Take ein. Plötzlich war der Song nicht mehr banal. Er war hypnotisch. Er klang modern, kühl und doch emotional. Ohne Summers’ Gitarre wäre „Every Breath You Take“ wohl als Demo in der Schublade verstaubt.


Ein Milliardengeschäft

Der Song wurde zum Monster-Hit. Er hielt sich acht Wochen auf Platz 1 in den USA und gewann zwei Grammys. Doch die Ironie des Schicksals entfaltete sich erst in den Jahren danach. Millionen von Menschen interpretierten den Text als ultimative Liebeserklärung. Sting erzählte oft amüsiert von Fans, die ihm sagten: „Wir haben dazu auf meiner Hochzeit getanzt!“ Seine Antwort? „Viel Glück.“

1997 bekam der Song ein zweites Leben, als Puff Daddy (Sean Combs) das Backing-Track für seinen Tribute-Song „I'll Be Missing You“ verwendete (ohne vorher zu fragen). Aufgrund der Urheberrechte landete ein Großteil der Einnahmen direkt auf Stings Konto - Schätzungen zufolge bringt der Song ihm bis heute angeblich rund 2.000 Dollar ein pro Tag.



Fazit: Every Breath You Take“ bleibt ein Meisterwerk der Täuschung. Es ist ein Wolf im Schafspelz. Musikalisch ist es die perfekte Symbiose aus den drei Egos von The Police, die sich hier zum letzten Mal zusammenrauften, bevor die Band zerbrach. Textlich ist es eine Warnung, verpackt in eine Melodie, die so schön ist, dass wir die Gefahr darin einfach ignorieren wollen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum wir den Song auch heute noch lieben: Er erinnert uns daran, dass Liebe und Besessenheit manchmal gefährlich nah beieinander liegen.

 

User-Wertung

Wie findest du den Song? : 100% - 1 votes

Hier hast du die Möglichkeit den Song zu bewerten. Einfach die gelben Sterne auf der rechten Seite anklicken. Die Gesamtwertung ist ein Mittelwert aller abgegebenen Stimmen.

Schreibe hier deinen Kommentar...
Abbrechen
Loading comment... The comment will be refreshed after 00:00.

Sei der Erste, der hier einen Kommentar schreibt.

Über den Autor
S. Wernke-Schmiesing

Während meines Studiums gründeten wir 2008 die Dance-Charts. Als reine Musik-Promotion-Agentur gestartet, entwickelte sich die Plattform zu einem der größten Blogs und News-Portale für Dance-Musik in Deutschland. Als Chefredakteur heißt es täglich News recherchieren und Entscheidungen treffen. Neben der Tätigkeit für die Agentur bin ich regelmäßig als DJ in Clubs und Großraumdiskotheken unterwegs.

Instagram | E-Mail