SFX Entertainment ist die große Firma der EDM Szene, das Unternehmen richtet große Festivals wie das Tomorrowland, das Mysteryland oder die Nature One aus. Das von Robert Sillerman erst 2012 wieder gegründete Unternehmen kaufte außerdem den Online Musikshop Beatport auf. Nun berichten die Finanzexperten von Seeking Alpha mit Bezug auf den letzten Quartalsbericht von SFX Entertainment, wie schlecht es dem Konzern zu gehen scheint. Sillerman selbst bot den Anlegern des an der NASDAQ notierten Unternehmens noch im März 5,25$ pro Aktie an, mittlerweile steht der Aktienkurs unter einem US Dollar. Die Aktionäre scheinen zu erkennen, wie ernst die Lage von SFX ist, welchem bald die liquiden Mittel ausgehen.
Nicht gerade unüblich für ein Unternehmen auf Expansionskurs sind Verluste in den ersten Jahren. Robert Sillerman wollte sich an die Spitze der „Electronic Music Culture“ setzen, was so viel heißt wie er wollte ordentlich am Boom der EDM Szene mitverdienen. Spätestens durch den Aufkauf von ID&T, der holländischen Eventfirma, die das wohl bekannteste EDM Festival der Welt, das Tomorrowland in Belgien organisiert, wurde SFX Entertainment zum größten Veranstalter von Live Events mit elektronischer Musik. Auch in Deutschland schlug Sillerman zu, mit i-Motion kaufte er vor knapp zwei Jahren den Veranstalter der Megaevents Nature One, Mayday und Ruhr-In-Love.
Alleine im ersten Halbjahr von 2015 veranstaltete SFX 518 Veranstaltungen, darunter ganze 41 Festivals mit mehr als 10.000 Besuchern. Die insgesamt über 2 Millionen Besucher sind dann auch die Haupteinkommensquelle der Firma. Über 40% ihrer Einnahmen kommen alleine aus den Ticketverkäufen, mehr als 80% insgesamt aus der Eventsparte. Doch auch dieses vermeintlich hochprofitable Geschäft macht Verluste, im letzten Quartal alleine 6,46 Millionen US Dollar. Noch dramatischer sieht die Situation mit Beatport aus, obwohl die Webseite nicht ansatzweise so viel Umsatz schafft, generiert sie in den letzten drei Monaten alleine einen Verlust von rund 6,2 Millionen US Dollar. Hochgerechnet macht SFX Entertainment damit in einem Jahr bereits einen operativen Verlust von rund 50 Millionen US Dollar, Ausgaben für Investition und Finanzierung noch überhaupt nicht eingerechnet.
Irgendetwas scheint also schon dramatisch falsch zu laufen bei SFX, denn zumindest die großen Festivals laufen teilweise bereits seit über 10 Jahren und bei den enormen Ticketpreisen sollte man doch erwarten, dass dort hohe Margen möglich sein. Sicherlich ist das Unternehmen noch jung und bis sie Beatport zu einer Plattform ausgebaut haben, die den EDM Fan 365 Tage im Jahr beschäftigt, mag es auch noch etwas brauchen. Doch ein Verlust von fast 90 Millionen US Dollar in den ersten beiden Quartalen von 2015 ist so gigantisch, das die noch existierenden knapp 157 Millionen US Dollar Eigenkapital bald weg sein werden.
Nicht bloß das Eigenkapital ist in Gefahr, auch Fremdkapitalgeber bekommen langsam sorgen. Die große Bank Barclays zog eine Kreditlinie zurück, wodurch die Liquidität bereits ernsthaft in Gefahr war. Erst ein Deal mit Spotify sicherte den Zahlungsmittelbestand, für das Streamen von exklusiven Titeln zahlten die Schweden 10 Millionen US Dollar upfront an Beatport. Für das nächste Halbjahr erwartet SFX einen Zahlungsmittelbedarf von 35 Millionen US Dollar, ist sich aber nicht sicher ob es dies mit dem aktuellen Business Plan stemmen kann.
Der Anleihenmarkt hat SFX längst die drohende Zahlungsunfähigkeit quittiert, die Anleihen vielen in unter einem Monat um fast 20 Basispunkte. Selbst ehemalige Mitarbeiter berichten negativ von dem Unternehmen, viele von Ihnen beschweren sich über ein Management, das keine Ahnung von dem hätte, was es tut. Es kommt sogar die Empfehlung an Investoren auf, möglichst schnell auszusteigen, die Insolvenz sei nahe.
Für eine Insolvenz müsste SFX nichtmehr fähig sein, Forderungen wie zum Beispiel Zinszahlungen zu übernehmen. Daraufhin würde es in ein Insolvenzverfahren gehen, in dem im Rahmen des Gläubigerschutzes geprüft werden würde, ob das Unternehmen fortgeführt werden kann oder besser zerschlagen wird. In jedem Fall würde es wohl zu drastischen Kürzungen bei den Investitionen kommen.
Möglich ist auch, das Sillerman seinem Unternehmen eine weitere Finanzspritze verpasst, zum Beispiel im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Angeblich hat der Milliardär noch weiteres Geld zur Verfügung, da seine Bemühungen zur kompletten Übernahme von SFX zuletzt aber abschwächten, kann es gut sein, das der Amerikaner auch lieber sein Geld retten möchte.
Schließlich könnte es also passieren, das die einzelnen Teile von SFX Entertainment verkäuft werden würden um die Gläubiger zu bezahlen. Gerade die großen Festivalmarken dürften eigentlich interessante Investments sein, es sollte eigentlich nicht allzu schwer sein für diese geeignete Käufer zu finden. Ob das höchst unprofitable Beatport aber verkauft werden könnte ist doch eher fraglich. Für den EDM Fan heißt das, seine Lieblingsfestivals werden sich wohl kaum verändern, womöglich muss er sich seine Musik aber bald in anderen Shops als bei Beatport kaufen. Gerade kleinere Labels dürfte dadurch, wie jüngst bereits beim Zahlungsstopp, auf ernste Probleme stoßen.
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