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ESC 2017 - Running Order und Infos

Eurovision Song Contest - Die Liste zum Mitreden (auch wenn du keine Ahnung davon hast)

(Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten)

Eurovison Song Contest - Die Liste zum Mitreden (auch wenn du keine Ahnung davon hast)Anja Nissen / Dänemark (Foto: Marco Boehm).

Am ESC kommt niemand vorbei, außer du legst am Samstag selbst auf. Für alle anderen folgt hier die kaum persönlich gefärbte Bewertung aller Songs in der Startaufstellung am Samstag in Kiew ab 21:00 Uhr (übertragen bei der ARD). Das Moderationsteam von erstmals drei Männern scheint - es gab schon zwei Halbfinal-Shows - eher unwitzig zu sein, inklusive Fremdschäm-Potential. Der Trend liegt in diesem Jahr bei Balladen und radiotauglicher Chart-Musik. Interessanterweise geht der Trend zurück zu landessprachlichen Kompositionen, die meist einen englischsprachigen Part besitzen. Deutschland wird auch in diesem Jahr nicht aus dem ESC-Loch kommen, dafür müsste noch mehr in der Planungsphase passieren. Dennoch wird der diesjährige Eurovision Song Contest wieder eine gigantische Show, die mit Sicherheit gut unterhält.


Finalteilnehmer ESC 2017 (in Startaufstellung)

1 - Israel - Imri Ziv - "I Feel Alive" -- Pop-EDM-Brett - aus der Club-Metropole Tel Aviv direkt nach Kiew gebeamt - klassische, inszenierte Chart-EDM-Nummer, blitzblank durchgehalten - die Stimme ist etwas unsauber, dafür sind einige Bars Ethno-Klänge zu hören (das einzige, was an den Nahen Osten erinnert) und der Sänger ist etwas für das Auge. - Ergebnis: TOP 5

2 - Polen - Kasia Moś - "Flashlight" -- Sehr statische James-Bond-Soundtrack-Nummer, leider mit dem alten ESC-Charme und einigen BPMs zu wenig. Frische Pop-Anleihen kommen nicht durch, auch wenn die Stimme vielfältig ist. - Ergebnis: Mittelfeld

3 - Weißrussland - Naviband - "Story Of My Life" - Folkloristischer Back-Beat und sympathische Charaktere mit Gute-Laune-Potential, die aber nicht mitnehmen. Leider gehen sie in ihrem halben Power-Boot (Bühnendeko) unter. - Ergebnis: Mittelfeld

4 - Österreich - Nathan Trent - "Running On Air" - Cathy Liedermacher-Song, der passt in die Musik-Strömung und könnte auch im ESC punkten. Schöner Summer-Feel-Good-Tune mit Mitgroove-Potential. - Ergebnis: TOP 5

5 - Armenien - Artsvik - "Fly With Me" - Adretter Ethno-Pop mit indisch anmutenden Dance-Moves. Kann, muss aber nicht. - Ergebnis: unteres Mittelfeld

6 - Niederlande - O'G3NE - "Lights And Shadows" - Die Niederlande sind immer für eine Überraschung gut. In diesem Jahr ist das Spannendste, dass alle drei Sängerinnen Geschwister sind. Langweilige Pop-Ballade mit guten, schön arrangierten Stimmen. - Ergebnis: FLOP 7 (Platz 20 bis 26)

7 - Moldau - SunStroke Project - "Hey, Mamma!" - 1990er Euro-Beat trifft House-Anleihen. Ein synthetisches Saxophon hookt den Song, das sehr an die 2010er-Version des YouTube-Schnipsels vom „Epic Sax Guy“ erinnert. In dem Jahr waren SunStroke Project bereits ebenfalls Teilnehmer des ESC, damals in Norwegen. - Ergebnis: Mittelfeld.

8 - Ungarn - Joci Pápai - "Origo" - In Landessprache performter Ethno-Pop mit Sprechgesang-Einlage. Insgesamt ein Song, der den Hörer erreicht, für mehr reicht es aber nicht. - Ergebnis: Mittelfeld

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9 - Italien - Francesco Gabbani - "Occidentali’s Karma" - In den Wettbüros sehr hoch gehandelt, wobei ganz deutlich der Italo-Pop im Vordergrund steht, nicht nur, weil der Sänger auf Italienisch singt. Etwas affig ist der Song schon - es tanzt jemand im Gorillakostüm - aber das soll ironisch den westlichen Lebensstil auf die Schippe nehmen, wobei wir doch eigentlich alle Primaten sind. - Ergebnis: verfehlt knapp die TOP 5

10 - Dänemark - Anja Nissen - "Where I Am" - Die Australierin mit dänischen Wurzeln (es wird gerne andersherum verkauft) hat viel Bühnenerfahrung unter anderem durch die Teilnahme am „Australian Idol“. Auch wenn Dänemark eines der großen ESC-Länder ist, schwächelt es in den letzten Jahren durch die generalstabsmäßige Struktur der Vorauswahl. Sehr wenig Herz und sehr viel Marketing stecken dahinter. Das führt im ESC jedoch selten zum Ziel. Dabei sticht Anja Nissen noch am positivsten hervor. - Ergebnis: unteres Mittelfeld

11 - Portugal - Salvador Sobral - "Amor pelos dois" -- Der portugiesische Sänger (ein Verhalten im autistischen Spektrum mit musikalischer Inselbegabung liegt nahe) gilt als Geheimtipp, wobei es trotzdem nicht ‚meine‘ Musik ist (Walzer-Ballade an der etwas Jazziges vorbeigelaufen ist). - Ergebnis: TOP 5

12 - Aserbaidschan - Dihaj - "Skeletons" - Haarscharf an der richtigen Portion BPM vorbeigeschrammt. Aus dem aussagekräftigen Lied mit elektronischem Rock-Beat wird eine überdrehte Balladen-Nummer, die mich unruhig werden lässt, da sie nicht durchstartet, aber auch nicht chillig bleibt. - Ergebnis: FLOP 7

13 - Kroatien - Jacques Houdek - "My Friend" - Epischer Bariton-Operngesang bis Pop-Falsett, all das bietet dieser Song. Das Verrückte ist, dass alles aus nur einer Kehle kommt. Mit Kameraschnitt- und Lichttechnik werden Dr. Deckel und Mr. Kleid (oder wie die noch hießen) in Szene gesetzt. Nettes Gimmick, aber keine Chance für die oberen Plätze. - Ergebnis: FLOP 7

14 - Australien - Isaiah - "Don't Come Easy" - Lupenreine Pop-Glamour-Ballade. Sehr gut arrangierter Song des Sängers mit Aborigine-Wurzeln. (Ein wichtiges Zeichen, dass ein Ureinwohner Australien vertritt, da es noch immer ein heikles Thema dort ist.) - Ergebnis: TOP 5

15 - Griechenland - Demy - "This Is Love" - Einmal “mit alles, bitte”. Die erste Minute startet als ESC-Ballade, dann gibt es einen EDM-Pop-Part als Refrain-Hook, der dann wieder auf Gesangs-Pop rutscht, um erneut beim Hook zu landen. Nettes ESC-Brett, leider sang die zweite Stimme im Halbfinale sauber neben dem Ton, was etwas nervte. - Ergebnis: Mittelfeld

16 - Spanien - Manel Navarro - "Do It For Your Lover" - Ganz ehrlich, so ein Beach-Marquess-Milow-Cross-Over nervt meinen Gehörgang. Dennoch wird es nicht unten abgelegt werden. - Ergebnis: (hoffentlich nur) unteres Mittelfeld

17 - Norwegen - Jowst - "Grab The Moment" - Ein bisschen Elektro, ein bisschen Groove aber kein Catch. Vielleicht hätte ein bisschen Klauen bei Jamiroquai geholfen. - Ergebnis: FLOP 7

18 - Großbritannien (UK) - Lucie Jones - "Never Give Up On You" - Das ist eine Ballade, die sich sehr gut anbietet, um einen EDM-Remix daraus zu bauen. Ich finde sie gut, aber beim ersten Hören wirkt sie noch nicht, was beim ESC immer schwierig ist, gerade als „Big-5-Country“. Emmelie de Forest als Co-Writerin hört man in der Melancholie heraus, nicht im Beat. - Ergebnis: (leider nur) Mittelfeld

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19 - Zypern - Hovig Demirjian - "Gravity" - Na, irgendwo musste doch der Beat von Rag’n’Bone Man auftauchen, da der Song durch ganz Europa waberte. Der gleiche Beat fällt nur nicht so sehr auf, da die Stimmchen - im Gegensatz zu Rag’n’Bone Man - nicht viel Ausdruck haben. - Ergebnis: FLOP 7

20 - Rumänien - Ilinca feat. Alex Florea - "Yodel It!" - Ok. *Augenbrauen hoch*… Linkin Park trifft Alpenjodelerin im knappen roten Kleidchen zwischen zwei AC/DC-Kanonen. Das geht nur beim ESC. Für diese schräge Nummer gibt es ein… - Ergebnis: oberes Mittelfeld

21 - Deutschland - Levina - "Perfect Life" - Ja, das ist deutscher Frauen-Pop. Das schwierige beim ESC ist, dass es die Art von belangloser Auf-Die-Eins-Und-Drei-Musik ist, die irgendwie nur Deutsche können. Die Welt trägt den Ehering auf der linken Seite und klatscht auf die Zwei und die Vier. Schlechte Voraussetzung für eine gute Platzierung. - Ergebnis: alles besser als die Startnummer wäre eine Überraschung

22 - Ukraine - O. Torvald - "Time" - Mainstream-Hard-Rock - Schön, mal ein paar verzerrte Gitarren zwischen dem Balladen-Brei zu hören. Kein Wunder, dass die Ukrainer Rammstein so gut finden. Bis auf das Gitarren-Solo ist es zwar mehr Pop mit verzerrter Gitarre, aber als Abwechslung für die Ohren sehr geeignet. - Ergebnis: Mittelfeld

23 - Belgien - Blanche - "City Lights" - Abgefahrene Stimme, interessantes Arrangement. Auch, wenn es “nicht so richtig losgeht” - Dennoch ist es ein Track, der besonders ist und das wird beim ESC gesucht. - Ergebnis: TOP 5

24 - Schweden - Robin Bengtsson - "I Can't Go On" - Das Ding geht direkt in die Beine. Na klar, der Song ist vom Composing bis zur Choreo komplett durchgestylt und bis ins Detail an Justin Timberlake angelehnt. Manchmal sage aber selbst ich: „Na und?!“ Denn der Track macht einfach Spaß, ist radio- und dancefloor-tauglich und fühlt sich gut an. - Ergebnis: TOP 5 (mein Platz 1)

25 - Bulgarien - Kristian Kostov - "Beautiful Mess" - „Na, ist denn schon Junior-ESC?“, mag man sich fragen. Der jüngste ESC-Teilnehmer performt die Power-Ballade aber sehr kraftvoll. Dabei verklingt sie jedoch im leeren ESC-Raum. - Ergebnis: unteres Mittelfeld

26 - Frankreich - Alma - "Requiem" - Zwar das letzte Lied im Wettbewerb, aber keine klassische Totenmesse. Pop-Nummer mit den französischen Harmonien, die europäische und nordafrikanische Klänge mischen, wobei die tanzbare Pop-Ballade sehr europäisch bleibt. - Ergebnis: Mittelfeld

Fazit: Der Eurovision Song Contest ist schon länger keine Paralympics-Veranstaltung der Musikindustrie mehr. Hier wird durch gut gestylte Songs Geld verdient, wobei dennoch der besondere Charme der weltweit größten Musikveranstaltung erhalten bleibt.

 

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Über den Autor
Marco Boehm

Musik begleitet mich im Leben. Als Musiker, Songwriter und DJ sind Beats und Rhythmus die Grundlagen für das Musikgefühl. In Kombination mit musiktheoretischem Hintergrund wird daraus ein ganzheitliches Musikverständnis. Elektronische Clubmusik kann mich dabei genauso beeindrucken wie Pop, Rock oder Chartmusik. Selbst der Eurovision Song Contest fasziniert mich. Aus diesem Grund lasse ich mich auf keine Musikrichtung festlegen.

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