Eine Singleauskopplung aus dem letzten Album “Chameleon“ von 2016 (!), ein dazugehöriges, aufwändiges Video und der Refrain daraus für die Kinder-Schokolade Werbe-Kampagne reicht aus, um Zelmerlöw an die Spitze der Playlists zu katapultieren und sich als Ohrwurm in die Gehörgänge zu fressen - und die Spitze des Erfolgs ist noch lange nicht erreicht.
Als schwedischer Gewinner des Eurovision Songcontests hatte Zelmerlöw 2015 mit “Heroes“ ein Chart-EDM-Brett, das auch finanziell erfolgreich war, jedoch sehr an David Guettas “Lovers On The Sun“ erinnerte. Auch die Bühnenshow erinnerte an die Figuren von “A Dandy Punk“. Die Frage war also, ob sich Zelmerlöw aus dem Dunstkreis der durchgestylten, plagiatsnahen ESC-Songs lösen könnte oder ob er wieder in der Versenkung verschwinde. Das Album “Chameleon“ zeigt, dass mit Bedacht eingesetzte skandinavische EDM-Beats aufwändige Tracks tragen.
Der Music-Clip in einer apokalyptischen Welt bebildert, was der Text des Songs ausdrückt. Das „Happyland“, das sich im Refrain so schön ins Gehirn bohrt und zu lustiger, übersüßter Schokolade so gut passt, ist eigentlich der Ort, den jeder anstrebt, aber nie erreicht. Nur über die anonymen Blasen der sozialen Medien kann sich jeder ein „Happyland“ erschaffen, das jedoch in der realen Welt leer, zerstört und einsam ist.
Die Strophen sind etwas zu aussagetriefend und mit zu viel Text belegt. Insgesamt als Beat-basierte Ballade angelegt, dreht sich alles nur um den Refrain, der sich über einen ruhigen Pre-Chorus mit der gleichen „langweiligen“, aber so catchy, Topline „Happy-Happy-Happyland“ definiert.
In den 1990er-Jahren wurden Werbesongs mit den wachsenden Privatsendern ein Hype. Tracks, die für die Levi’s-Kampagne oder C&A-Kampagne (ja, C&A) verwendet wurden, wurden über Nacht zu Hits. Zu Beginn waren es oft alte Klassiker, die wieder in die Charts einstiegen, später wurden dann sogar Hits von den Werbestrategen „gemacht“. „Happyland“ erinnert ein wenig an diese Zeit, denn ohne die „50 Jahre Kinder-Schokolade“-Werbung wäre Zelermöw sicherlich nicht massiv in Deutschlands Charts eingestiegen. Spannend ist also, den Erfolg in anderen Ländern, in denen die Werbung nicht läuft, zu betrachten, um dann Rückschlüsse auf die mediale Wirkung durch Werbung zuzulassen. Interessant ist zusätzlich, dass nach über einem Jahr, nun der Song „Happyland“ ausgekoppelt und mit Video promotet wird und zeitgleich von Ferrero genutzt wird. Ein Schelm, der da einen Zusammenhang vermutet.
Fazit: Trotz der geringen BPM und der schwachen Strophe schlägt der Track treibend wie ein Herz. Der Song wird sogar im Club funktionieren, da dann aber doch im Late-Night-Bereich. Trotzdem wird er noch einmal den Floor füllen, denn Werbung verführt auch das Gehirn und die Tanzbeine.
Sei der Erste, der hier einen Kommentar schreibt.