Nachdem die Militärpolizei von Georgien am frühen Samstagmorgen in den beiden Techno-Clubs Bassiani und Café Gallery in der georgischen Hauptstadt Tiflis Großrazzien durchgeführt hatte, sind am gestrigen Sonntag Tausende junge Georgier auf die Straßen gegangen, um gegen das harte Durchgreifen und die in ihren Augen vollkommen unverständliche Kriminalisierung der Techno-Szene zu protestieren. Das Herzstück der Proteste war ein Rave, der direkt vor dem Parlament zelebriert wurde.
In Georgien kann alleine der Besitz von Drogen (auch Marihuana) mit bis zu 20 Jahren Haft geahndet werden. Die Polizei habe die Razzien in der Nacht von Freitag auf Samstag damit begründet, gegen Drogendealer vorgehen zu wollen. Mittlerweile ist jedoch klar, dass die acht des Drogenhandels bezichtigten Personen bereits vor dem Stürmen der Clubs am frühen Freitagabend verhaftet worden waren. Clubbesucher sprechen davon, dass die Sicherheitskräfte die Diskothek mit Maschinengewehren betreten hätten und jeden, der sich auf der Tanzfläche befand, gewzungen hätten, sich mit verschränkten Armen über dem Kopf an die Wand zu stellen.
Den Razzien vorausgegangen waren Vorwürfe aus dem politisch rechten Spektrum, dass im Club Bassiani in den vergangen Wochen fünf Personen durch eine Überdosis umgekommen seien. Der Club widersprach diesen wiederholt und bezichtigt die entsprechenden politischen Bewegungen der Stimmungsmache gegen den Techno-Club in dem ultra-konservativen Land Georgien.
Das Bassiani hat sich nach seiner Eröffnung in 2014 binnen kürzester Zeit zu einem absoluten Geheimtipp der internationalen Techno-Szene und zum Mittelpunkt der progressiven Kräfte in Tiflis entwickelt. Zahlreiche global bekannte DJs haben bereits im Club, der in den Katakomben eines Stadions eingerichtet ist, aufgelegt. Der eine oder andere Szenekenner bezeichnet ihn sogar bereits als nächstes Berghain.
Die Proteste am Sonntag begannen mit einer Pressekonferenz, in der eine Gruppe von Aktivisten den Innenminister, der die Razzien anordnete, und den Premierminister zum Rücktritt aufforderte. Ab 15 Uhr fanden sich dann unzählige Menschen vor dem Parlament ein, um zur Musik der drei DJs, die am Freitagabend im Bassiani auflegten, Ateq, Sapa und DJ Dustin, friedlich zu protestieren.
Well fuck. That was an experience I hope to never repeat. Went for a techno night at Bassiani and it got raided by the Georgian military police in full riot gear with machine guns. Everyone on the dance floor made to stand against the walls with our hands to our sides -
— Kate☕️? (@SBinLondon) 11. Mai 2018
??? #Tbilisi @BASSSIANI #danceTogetherFightTogether (video courtesy of Mariam Murusidze) pic.twitter.com/ol0PUEnl4q
— Will Lynch (@Will_Lynch) 12. Mai 2018
After #Bassiani raid youth danced for equality in front of parliament building in #Tbilisi pic.twitter.com/8jarzPVUQn
— Tornike Mandaria (@Tokmando) 12. Mai 2018
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