Die 10 legendärsten Bands der 60er Jahre.
Wenn wir heute über die "Goldene Ära" der Pop- und Rockmusik sprechen, landen wir unweigerlich immer wieder bei diesem einen, magischen Jahrzehnt: den 60ern. Es ist kaum zu begreifen, welche Entwicklung die Musik in diesen zehn Jahren durchlief. 1960 trugen die Sänger noch ordentliche Anzüge, die Haare waren kurz, und die Texte handelten vom Händchenhalten und dem ersten Kuss. Die Welt war - zumindest an der Oberfläche - schwarz-weiß.
Und dann? Dann passierte etwas Unglaubliches. Die Verstärker wurden größer, die Haare wurden länger, die Substanzen bunter und die Musik wurde zur wichtigsten Sprache einer Jugend, die nicht mehr so sein wollte wie ihre Eltern. Innerhalb weniger Jahre entwickelten wir uns vom simplen "Yeah, Yeah, Yeah" zu komplexen Rock-Opern und psychedelischen Klangteppichen. Die Bands der 60er waren nicht einfach nur Musiker; sie waren Propheten, Mode-Ikonen und die Anführer einer kulturellen Revolution.
Eine Liste auf nur 10 Bands zu beschränken, ist eigentlich ein Verbrechen an der Musikgeschichte. Wo sind The Kinks? Wo The Velvet Underground? Aber wir haben uns hier auf die Giganten konzentriert - jene Gruppen, die Stadien füllten, die Charts dominierten und deren Poster in Millionen von Jugendzimmern hingen. Hier sind die 10 erfolgreichsten und einflussreichsten Bands, die den Sound der 60er definierten.
Man kann keine Liste über die 60er schreiben, ohne mit ihnen zu beginnen. John, Paul, George und Ringo sind nicht nur eine Band; sie sind das Maß aller Dinge. Zu Beginn des Jahrzehnts lösten die vier Jungs aus Liverpool mit ihren Pilzköpfen und Anzügen die "Beatlemania" aus - ein Kreisch-Konzert, das die Welt so noch nie gesehen hatte. Aber ihr wahres Vermächtnis liegt nicht in den Verkaufszahlen, sondern in ihrer unglaublichen Evolution. In weniger als acht Jahren entwickelten sie sich von einer charmanten Live-Band zu Studio-Pionieren, die mit Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band die Grenzen dessen sprengten, was Popmusik sein konnte. Sie führten indische Instrumente ein, nutzten das Studio als Instrument und schrieben Melodien, die noch in 500 Jahren gesummt werden. Sie waren der Urknall.
Wenn die Beatles die Jungs waren, die man der Mutter vorstellen konnte, waren die Rolling Stones die Typen, vor denen der Vater warnte. Mick Jagger, Keith Richards und Co. positionierten sich bewusst als der dreckige, gefährliche Gegenentwurf zu den "Fab Four". Verwurzelt im Blues, brachten sie eine Sexualität und eine Rauheit in die Charts, die schockierte und faszinierte. Während andere noch über Liebe sangen, verlangten die Stones nach "Satisfaction". Sie verkörperten den Rock'n'Roll-Lifestyle wie keine andere Band - Exzesse, Skandale und eine Attitüde, die sagte: "Es ist uns egal, was ihr denkt." Dass sie musikalisch dabei absolute Weltklasse waren und Riffs für die Ewigkeit schufen, wird bei all dem Drama manchmal fast vergessen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks, im sonnigen Kalifornien, schufen die Beach Boys den perfekten Soundtrack zum amerikanischen Traum: Surfen, schnelle Autos und schöne Mädchen. Doch hinter den gestreiften Hemden und dem strahlenden Lächeln verbarg sich das komplexe Genie von Brian Wilson. Was als fröhliche Surf-Musik begann, entwickelte sich zu einer orchestralen Meisterleistung. Das Album Pet Sounds gilt bis heute als eines der besten Alben aller Zeiten und trieb sogar die Beatles dazu an, noch besser zu werden. Die Beach Boys zeigten, dass Popmusik harmonisch so komplex sein kann wie klassische Musik. "Good Vibrations" ist keine einfache Single, es ist eine Taschen-Symphonie.
Die 60er waren nicht nur Rock; sie waren auch Soul, und niemand verkörperte den "Motown Sound" erfolgreicher als The Supremes. Sie waren die weibliche Antwort auf die Beatles und in den USA fast genauso erfolgreich. Mit ihren Paillettenkleidern, den perfekten Choreografien und der unverwechselbaren Stimme von Diana Ross brachten sie Glamour in die Wohnzimmer - und das in einer Zeit, in der die Rassentrennung in den USA noch ein riesiges Thema war. Sie rissen Barrieren nieder, nicht mit Protest, sondern mit unwiderstehlichen Pop-Hits wie "Baby Love" oder "Stop! In the Name of Love". Sie waren der Beweis, dass schwarze Musik der "Sound of Young America" war, unabhängig von der Hautfarbe der Hörer.
Laut, chaotisch und absolut explosiv. The Who waren vielleicht die energiereichste Band des Jahrzehnts. Pete Townshend, der seine Gitarre wie eine Windmühle schlug (und am Ende oft zerstörte), und Keith Moon, der das Schlagzeug nicht spielte, sondern verprügelte, definierten die "Mod"-Szene in London. Mit "My Generation" lieferten sie die ultimative Hymne für eine frustrierte Jugend, die stotternd ihren Platz in der Gesellschaft suchte ("Hope I die before I get old"). Aber The Who waren mehr als nur Krawallmacher; mit Tommy erfanden sie Ende der 60er die Rock-Oper und bewiesen, dass man eine Geschichte über ein ganzes Album hinweg erzählen kann, ohne die rohe Kraft des Rock zu verlieren.
Als die "Summer of Love"-Bewegung Blumen in die Haare flocht, brachten The Doors die Dunkelheit in die Psychedelik. Angeführt von Jim Morrison, dem "Lizard King", der sich mehr als Dichter und Schamane sah denn als Sänger, kreierten sie einen Sound ohne Bassgitarristen, dafür mit der hypnotischen Orgel von Ray Manzarek. Ihre Musik war wie ein Trip: verführerisch, mystisch und manchmal beängstigend. Morrison war das erste echte Sexsymbol des intellektuellen Rock, unberechenbar und wild. Songs wie "Light My Fire" oder das epische "The End" waren keine bloße Unterhaltung; sie waren spirituelle Erfahrungen, die die dunklen Ecken der menschlichen Seele ausleuchteten.
Eigentlich war diese Formation nur kurz zusammen, aber ihr Einschlagskrater ist riesig. Jimi Hendrix landete 1966 in London und veränderte über Nacht die Art und Weise, wie eine E-Gitarre gespielt wurde. Zusammen mit Mitch Mitchell und Noel Redding bildete er ein Power-Trio, das so viel Lärm machte wie ein ganzes Orchester. Hendrix nutzte Rückkopplungen (Feedback), Verzerrer und den Jammerhaken nicht als Störgeräusche, sondern als künstlerische Ausdrucksmittel. Er spielte mit den Zähnen, hinter dem Rücken und setzte seine Gitarre in Brand. Aber hinter der Show steckte ein musikalisches Genie, das Blues, Funk und Psychedelic Rock zu etwas völlig Neuem verschmolz.
Während Ende der 60er viele Bands in endlosen, drogeschwängerten Jam-Sessions versanken, machten CCR genau das Gegenteil: Sie schrieben knackige, dreiminütige Hits am Fließband. Obwohl sie aus der Nähe von San Francisco kamen, klangen sie, als wären sie direkt im Sumpf von Louisiana geboren worden ("Swamp Rock"). John Fogertys raue Stimme und die simplen, aber genialen Gitarrenriffs machten sie zu einer der erfolgreichsten Bands der späten 60er. Mit Songs wie "Fortunate Son" lieferten sie zudem den Soundtrack zur Anti-Vietnamkriegsbewegung, ohne dabei verkopft zu wirken. Es war ehrliche, hemdsärmelige Musik für den einfachen Mann.
Wenn eine Band den Traum von Kalifornien in Töne gießen konnte, dann waren es diese vier. Mit ihren unfassbaren Gesangsharmonien wurden The Mamas and the Papas zum Inbegriff des "Sunshine Pop". Doch der harmonische Klang täuschte oft über die chaotischen internen Beziehungen hinweg - es war eine explosive Mischung aus Liebe, Eifersucht und genialem Songwriting. "California Dreamin'" ist nicht nur ein Lied, es ist eine Hymne der Sehnsucht, die jeder Mensch auf diesem Planeten mitsingen kann. Die kraftvolle Stimme von "Mama" Cass Elliot und das Songwriting von John Phillips prägten den Sound der späten 60er und das legendäre Monterey Pop Festival entscheidend mit. Sie waren kurzlebig, aber ihr Echo hallt bis heute nach.
Sie kamen ganz am Ende des Jahrzehnts, 1968/69, aber sie schlugen die Brücke in die Zukunft. Led Zeppelin nahmen den Blues der Rolling Stones und pumpten ihn mit Steroiden auf. Jimmy Pages Gitarren waren lauter, John Bonhams Schlagzeug war wuchtiger und Robert Plants Stimme war ein sexueller Ur-Schrei. Ihr erstes Album (und besonders Led Zeppelin II, das noch 1969 erschien) definierte, was wir heute als Hard Rock oder Heavy Metal bezeichnen. Sie beendeten die Ära der Unschuld und des "Flower Power" mit einem brachialen Knall. Mit ihnen endeten die 60er nicht leise wimmernd, sondern mit einem gewaltigen Donnerhall.