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Dimitri Vegas & Like Mike klauen bei deutschem Produzenten Florian Arndt

Trix Ocarina

Dimitri Vegas & Like Mike klauen Melodiefragmente und Idee von "Florian Arndt - Trix".

Dimiri Vegas & Like Mike, die zwei belgischen Brüder griechischer Herkunft, sind in der EDM (Electronic Dance Music) Szene nicht mehr wegzudenken. Aktuell (Stand 1.10.2013) stehen sie zusammen mit Wolfpack und ihrem Track "Ocarina" an der Spitze der Beatport Charts. Mit bald 2 Mio. Facebook Fans gehören Sie definitiv zu den bekanntesten und erfolgreichsten Acts im Dancebereich. Es wäre eine wunderschöne Erfolgsgeschichte der zwei Belgier, wenn da nicht dieser etwas hässliche Schönheitsfehler sichtbar wäre. Denn, Ocarina ist ein Plagiat.

Im Februar 2012 brachte mein Kollege Florian Arndt - "Trix" heraus. Wie man in der aktuellen Folge "Gimbal & Sinan TV #32" hören kann, sind sowohl Melodie-Fragmente, Aufbau des Tracks, Klang des Synthesizers und des Pianos radikal vom Original "Trix" kopiert worden. Das es dabei keinerlei Rechte-Anfrage bei Florian Arndt gab, sollte klar sein.

Viele die mich und meine Sendung kennen, wissen, dass ich kein extremer Verfechter des Urheberrechts bin. Zumindest nicht so wie es gesetzlich geregelt ist. Auch ich verwende gerne mal Samples anderer Songs, bediene mich mal eines Schlagzeug-Elements aus 'nem 70ger Jahre Funk Songs und nein, ich habe NICHT jedes ach so kleine Sample rechtlich klären lassen.

Wo besteht nun (zumindest für mich) der doch gewaltige Unterschied zwischen dem "Klau" eines Samples und das Kopieren bzw. Nachbauen eines Songs, wie es bei Ocarina geschehen ist?

Für mich und meine Musik steht die kreative Arbeit immer an 1. Stelle. Ich möchte etwas Neues schaffen und vor allem möchte ich etwas produzieren was meine ganz persönliche Handschrift trägt. Wenn ich ein Sample eines anderen Urhebers verwende ist es mein Ziel, das "fremde" Material in MEIN musikalisches Werk zu integrieren bzw. neu zu interpretieren. Egal wie viel Fremdmaterial (Samples) in meinem Track vorkommen, am Ende soll jeder hören und sagen können "...das klingt wie ein Werk von Sinan Kurtulus". Ich kann natürlich nicht garantieren, dass das immer bei all meinen Werken so deutlich hörbar ist, aber zumindest ist und bleibt es mein persönlicher Anspruch.

Betrachte ich nun den Song "Ocarina" von "Dimitri Vegas & Like Mike" vermisse ich genau diesen Anspruch und höre lediglich eine Kopie der Gedanken, Gefühle und Ideen eines Anderen, in diesem Fall die von "Florian Arndt". Mir ist durchaus bewusst, dass nicht viele "Acts" mit einem solch hohen künstlerischen Anspruch ihre Songs produzieren und wahrscheinlich nicht wenige eher darauf schielen, wie sie mit möglichst wenig Arbeit die besten Ergebnisse erzielen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man voller Überzeugung sich selbst und "seine" Musik repräsentieren kann, wenn es nicht die eigenen Gedanken und Gefühle sind.

Bisher konnte ich schon einige Reaktionen auf Facebook & Youtube zu diesem Fall lesen und musste teilweise erschrocken feststellen, wie abgestumpft und resigniert manche dieses Thema bewerten. "Ist doch gang und gäbe im Musikbiz", oder "ach, jeder klaut doch von jedem" sind nur einige Beispiele dessen, wie der Fallteilweise in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Natürlich wird im Musik- und gerade im Dance-Bereich kopiert was das Zeug hält (s. Angriff der Klonkrieger - G&S TV#11). Avicii landete mit Levels und dem Tape-Stop Effekt einen Welthit - kurz darauf erschienen unzählige Avicii Klone und der Tapestop Effekt wurde zum Dauerbrenner. Doch hier geschah etwas gänzlich anderes und die empfundene Ungerechtigkeit hält sich weitestgehend in Grenzen. Avicii bekam seinen wohlverdienten Ruhm, sein Hit wurde weltweit gespielt und auch finanziell hat sich das ganze für ihn gelohnt. Die Klone, welche jetzt den Avicii Sound nachahmen, finden in aller Regel wenig bis gar keine Beachtung. Des Weiteren hat Avicii auch nicht wirklich einen Schaden dadurch, so ist doch jedem klar "Levels ist das Original".

Im Falle von "Ocarina" sieht es anders aus. Florian Arndts Erfolg ist verglichen mit dem von Dimitri Vegas & Like Mike nicht mal erwähnenswert. Im direkten Vergleich muss man realistisch feststellen: Florian kennt keine Sau! Nun bedienen sich etablierte Größen wie Dimitri Vegas & Like Mike an der kreativen Arbeit eines kleinen motivierten Produzenten aus Deutschland um Ihren vorhandenen Erfolg zu festigen und weiter auszubauen. Das Klauen von musikalischen Ideen wird immer ein heikles Thema sein, aber geschieht es auch noch im selben Genre (Progressive House) und beklaut der Starke den Schwachen, so hat die Ungerechtigkeit wohl ihr Maximum erreicht. Florian Arndt verfolgt wohl ähnliche wenn nicht sogar die selben Ziele wie Dimitri Vegas & Like Mike. Ein Millionenpublikum mit Musik erreichen, finanziell ausgesorgt haben in dem man das tut was man liebt. Dimitri Vegas & Like Mike leben diesen Traum, wenn auch mittlerweile basierend auf der Arbeit anderer.

Wie so viele der etablierten Acts, sollen Dimitri Vegas & Like Mike ihre Tracks nicht mal selbst produzieren sondern angeblich von einem Ghostproducer Namens "Marteen Vorwerk" stammen. Mir persönlich ist es allerdings völlig egal wer jetzt genau den Song "Trix" nachgebaut hat. Fakt ist, dass Dimitri Vegas & Like Mike mit Ihrem Namen, ihrem Projekt hinter dem Song "Ocarina" stehen und sie somit für mich auch die Verantwortlichen sind.

Jeder der mich und meine Sendung kennt, weiß dass ich kein neidischer Mensch bin. Ich gönne jedem seinen Erfolg. Doch wenn Überheblichkeit, Arroganz und unrechtmäßiges Verhalten zum Erfolg führen hört für mich der Spaß auf.

Sowie ich Florian verstanden habe, sind die rechtlichen Ansprüche bei diesem Fall schwierig durchzusetzen und wahrscheinlich werden Dimitri Vegas & Like Mike bei dieser Aktion letztendlich die strahlenden Gewinner sein. Doch genau deswegen ist es mir persönlich so wichtig, dass über diesen Vorfall berichtet wird und das Florian Arndt und sein Track "Trix" die Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen die sie verdient haben.

 

 

Über den Autor
Sinan Kurtulus

 

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