Datenschützer mögen einfach auf „weiter“ klicken und den normalerweise zu schlagenden Alarm stumm schalten, denn jetzt kommt eine gleichermaßen faszinierende wie möglicherweise bei missbräuchlicher Verwendung auch gefährliche Entwicklung: Die beliebte App „Shazam“ ist in der Lage, Welthits des folgenden Monats problemlos vorauszuberechnen.
Wer in der globalisierten Welt Shazam nicht kennt, lebt entweder in einer Höhle jenseits der Zivilisationsgrenze oder benötigt einfach keine Musiksuchmaschine. Dabei ist Shazam bei Weitem nicht das einzige Programm, das in der Lage ist, einen Song am Klang zu erkennen; mittlerweie gibt es eine Vielzahl von Smartphone-Apps wie beispielsweise „SoundHound“ oder einen Unterdienst der Andriod-Software „Google Now“, die ebenfalls dazu fähig sind. Allerdings konnte sich keines dieser Programme gegen den Weltmarktführer durchsetzen, der erst kürzlich die Marke von 100 Millionen monatlichen Nutzern überschritten hat. Im Vormonat waren es noch 88 Millionen. Ohnedies sind die Zahlen, die Shazam vorweisen kann, beeindruckend. Täglich werden mehr als 20 Millionen Songs „geshazamt“ - dieses Lehnwort hat längst Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gefunden, Zeit.de bietet sogar eine Definition an - nicht mehr lange und es steht im Duden wie „googlen“ oder auch „zlatanieren“ im Schwedischen (nach dem Erfinder Zlatan Ibrahimovic, Ausdruck für „jemanden stark dominieren“, nur im schwedischen Standardwörterbuch zu finden).
Auf der weltweiten Medientechnik-Konferenz „Strata + Hadoop World 2015“ in London präsentierte die Produktmanagerin Cait O'Riordan die schwindelerregenden Zahlen. Knapp 250 Mal pro Sekunde erfasst Shazam weltweit einen Song. Die Datenmengen, die die App an die Betreibergesellschaft sendet, lassen sich nur erahnen. Inzwischen hat das Unternehmen Algorithmen erstellt, die es erlauben, aufgrund der Hörgewohnheiten der Nutzer Charts zu erstellen und auf Basis der Daten auch künftiges Hitpotential von Songs vorauszuberechnen.
Schließlich, so O'Riordan, sei jede Shazam-Aktion zu einem Song mit der Aussage gleichzusetzen, dass dem Nutzer das Lied gefalle. Aus diesen Daten lassen sich bereits jetzt die Billboard-Charts der folgenden 33 Tage vorausberechnen und es soll laut den Betreibern noch genauere und langfristigere Vorhersagen geben. Es bleibt allerdings - auch angesichts diverser Geheimdienst-Skandale sowie der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung - inwiefern sich Shazam-Nutzer noch mehr als ohnehin schon zum „gläsernen Menschen“ machen. Wie sieht es bei Euch aus? Was haltet Ihr von Shazam und dessen Umgang mit Euren Daten? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!
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