Musikalischer Erfolg scheinen nicht von Intellektualität abhängig zu sein. Was ja auch viele Deutsche Rapper immer wieder eindrucksvoll bestätigen.
Szene aus dem Promovideo. Gewalt ist lustig?
Die Online-Präsenz von Labels dient einzig und allein dem Zweck, die Marke durch das Ankündigen und Promoten von Tracks / Alben zu pushen. Übliche Werbemittel sind Zusammenschnitte einiger Auftritte des betroffenen Acts, Szenen aus Musikvideos oder schlichte Bilder. Tiestos Label Musical Freedom entschied sich kürzlich für eine neue Art der Werbung. Um den Alltag in ihrem Studio-Komplex zu zeigen, lud die Spinnin‘-Tochter ein Video auf ihren Social-Media-Kanälen hoch, das nicht nur die Freude seitens der DJs über eine Prügelei zeigte, sondern tatsächlich einen Ausschnitt der Straßenschlägerei vor den Studiotüren enthält. Die Message: Gewalt ist lustig.
Musical Freedom verfügt dank seiner Reichweite und Stellung als teil der Spinnin‘-Records-Family über Zugriff auf professionelles Personal. Im digitalen Zeitalter stehen da natürlich soziale Netzwerke im Vordergrund. Wo sonst die ständig gleichen Posts über Sonnenschein, Fröhlichkeit und ansehnliche Damen die Accounts der Labels dominieren, war ein PR-Mitarbeiter anscheinend bereits einen Schritt weiter: Er kam auf die pfiffige Idee, das Video mit DJ und Produzent Moska zu beginnen, der stolz den Freunden hinter der Kamera berichtet, dass sich vor dem Studio eine Schlägerei abspiele: „Es ist wirklich lustig! Sie schlagen sich, sie schlagen sich!“ Daraufhin entfacht schallendes Gelächter.
Als der Build-Up des Hintergrundsongs beginnt, wird eine Handyaufnahme der Prügelei wie ein Highlight in Szene gesetzt. Zu sehen sind darauf - unzensiert - mehrere Personen, wobei nicht eindeutig zu erkennen ist, wie viele tatsächlich in den Konflikt involviert sind und wer nur zu schlichten versucht. Es folgen Innenaufnahmen aus dem Studio, die in keinem Kontext zur Gewalt stehen. Es wurde also bewusst die Aufmerksamkeit der Zuschauer mit Gewalt angereichert.
An dieser Stelle steht die Frage im Raum, welche Aussage der Post treffen soll. Von einer positiven Image-Kampagne für Musical Freedom kann kaum die Rede sein, da die Mitglieder des Labels als „infantiler Haufen“ dargestellt werden, was - angesichts der Reaktionen - zutreffen könnte. Wahrscheinlich ist eher, dass die lockere Stimmung im Studio gezeigt werden soll.
Fazit: Der prozentuale Anteil, den der Anfang einnimmt, ist natürlich relativ gering. Dennoch sind nun Mal insbesondere die Position dieses Abschnitts im Video und die vermittelten Werte derartig fragwürdig, dass man den Beitrag getrost missbilligen kann. Die geistige Zielgruppe dürfte wohl eher unten angesiedelt sein.
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