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Langersehntes Debut-Album

JOYRYDE - BRAVE [Album-Review]

(Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten)

JOYRYDE - BRAVE

Endlich ist es da! JOYRYDE veröffentlichte am 3. April 2020 sein Album “BRAVE“. Seit ca. vier Jahren mischt der Engländer die Szene mit Tracks wie “HOT DRUM“, “IM GONE“ oder “THE BOX“ auf. Sein Stil lässt sich am ehesten als eine groovige Form des Bass House beschreiben. Er gehört zu den Studio-Nerds, die lange an einem winzigen Part des Projekts frickeln, bis das Gesamtwerk den einzigartigen JOYRYDE-Sound innehat. Mit seinem Debut-Album ließ sich John Ford, so der bürgerliche Name, eine Menge Zeit. Über viele Monate hinweg verschob er das Release-Date, da er es „perfektionieren“ wollte. Anfang dieses Monats platzte dann die Bombe, als “BRAVE“ im Release-Radar auf Spotify erschien. Wir haben in alle Tracks für euch reingehört und verraten euch, welche Nummern ihr skippen könnt und welche die Dancefloors der Festivals dieses Jahr - sofern es eine Saison geben sollte; Corona sei Dank - aufmischen werden.


ON FIRE

Nach dem knapp 40-sekündigen Intro-Titel geht es mit “ON FIRE“ musikalisch los. Steel-Drums begleiten von Beginn an das Lied. Im Verlauf hören wir die aus seiner Diskographie bekannte Rapperin unbekannten Namens coole Lines auf das Instrumental feuern. Zusammen mit den kurzen Chor-Einspielungen und Bassline-Spielereien wird schnell klar: Das ist 100% JOYRYDE. “ON FIRE“ ist zwar nicht der absolute Wahnsinn, aber ein grooviger Set-Lückenfüller oder entspannter Begleiter im Auto.


GOT REAL

Weiter geht’s mit “GOT REAL“ und Mika Means als erster Feature-Artist. Die raue Stimme der Dame verleiht dem an sich relativ monotonen Instrumental einen rauchigen Charakter. Es wird noch ein Stück housiger. Bis auf den C-Part spielt der Beat durch, wodurch die Scheibe zu einem Club-Tool wird. Zwar lässt sich JOYRYDE auch hier wieder klar identifizieren. Allerdings mangelt es ein wenig an kreativen Ideen. “GOT REAL“ wirkt zu monoton, um das Highlight des Sets sein zu können.


I SLAY

“I SLAY“ feat. Nolay bricht mit Fords typischem Groove. 101 BPM führen uns durch einen aggressiven Track, der sich vom Rest abhebt. „Asozial“ klingende weibliche Rap-Parts sind ihm nicht fremd. Das Tempo und die Retro-Laser-Sounds im Drop laden zum Headbangen ein. Den ganz großen Wurf hat JOYRYDE hiermit aber nicht geschafft.


FAIL ME

Bei “FAIL ME“ kommen die Fans der erfolgreichsten Facette JOYRYDEs voll auf ihre Kosten. Endlich hören wir zum ersten Mal wieder “HOT DRUM“ und Co raus. Der Produzent und DJ hat es jedoch nicht nötig, seine vergangenen Releases zu kopieren. Im Gegenteil, er hebt seinen Style auf die nächste Ebene. Melodischer als sonst geht es hier richtig zur Sache. Das erste große Highlight des Albums!


THRILL

MAJILLA ist die nächste im Bunde der bis dato unbekannten Rap-Artists, die es auf “BRAVE“ geschafft haben. Der explosive Drop bleibt hier aus. Es handelt sich schon fast um einen Radio-tauglichen Song. Der hohe Gesanganteil in Verbindung mit dem minimalistischen Mainpart stellt eine willkommene Abwechslung im sonst sehr (positiv) anstrengenden Klangbild des 34-Jährigen dar.


FOCUS

Auch Fze ist bisher noch nicht musikalisch in Erscheinung getreten. Der Afroamerikaner stellt sich als Collab-Partner zur Vefügung. “FOCUS“ zählt zu den schwächeren Nummern auf dem Album. Der Drop möchte aggressiv und wild klingen, plätschert aber innerhalb des Gesamtbilds nur vor sich hin. So bleibt der Hörer hier ziemlich gelangweilt.


ARTERIES

Track acht featuret den ersten Artist mit mehr als 100.000 monatlichen Hörern auf Spotify. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass die Ausführungen zu “FOCUS“ gleichermaßen für “ARTERIES“ gelten.


IM GONE

“IM GONE“ ist die erste Single-Auskopplung des Albums. Wenn jemand fragt, wer JOYRYDE sei, zeigt ihm dieses Brett. Auf allen Ebenen überzeugt dieser Banger mit seinem innovativen Sound-Design, abwechslungsreichen Arrangement und coolen Rap-Parts. Die knapp 11,5 Mio. Spotify-Plays sprechen bei so einer Nischenmusik für sich.


BROOKLYN

“BROOKLYN“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie “FAIL ME“. Minimalistischer House mit unerwarteten Wendungen in puncto Sound-Elemente. John Ford bleibt seiner Stärke treu und baut sein Konzept in die Breite aus, sodass in diesen Drops sogar Tech-House-Funken hörbar sind. Damit gehört der Titel zu den Leistungsträgern bei “BRAVE“ und kann sowohl als Warm-up als auch in Form eines Richtungswechsels nach einem High-Energy-Drop gespielt werden.


MADDEN

Singe-Auskopplung zwei konnte nicht ganz an den Erfolg von “IM GONE“ oder “HOT DRUM“ anknüpfen. Highlight ist definitiv der Break mit seinem Genre-Switch und Einfluss klassischer Instrumente. Die Drops dürften für einige zu Bass-House-lastig sein, steht dennoch über den meisten anderen Vertretern aus dem Genre.


4AM

Bei “4AM“ wurde das Rad weitergedreht. Das krächzende Instrument kennen wir bereits aus Hits wie “Party Time“ oder “Show Me“, beide aus dem Hause Tiesto. Leider verschwindet es nach dem Intro zu großen Teilen. 136 BPM schnell geht es dann voran. Das hohe Tempo wurde vermutlich gewählt, um einen Kontrast zu den anderen Nummern zu schaffen. Einhundertprozentig möchte die Idee dann doch nicht überzeugen. Der Beat klingt nach hinten raus zu gehetzt und lässt somit Potenzial liegen. Dennoch eine Empfehlung, die für DJs allerdings schwieriger im Set einzubauen sein wird.


RTTB

Jetzt wird es wild. “RTTB“ gehört zur Kategorie Lückenfüller. Bis zur letzten Minute verabschieden wir uns erstmal vom Four-To-The-Floor-Beat. Der (langsame) Drum’n’Bass findet Einzug. Im eben angesprochenen letzten Drittel erwartet uns dann ein kraftvoller Drop, der durchaus der Mainpart eines überzeugenderen Tracks hätte werden können. Zwar erreicht man auch diesmal nicht die Klasse eines “IM GONE“, was die kreative Nutzung verschiedener Sounds angeht. Allerdings hat das Bass-House-lastige Instrumental viel Druck inne und erwischt einen auf dem falschen Fuß.


SELECTA 19

Nun kommen wir zur vorletzten Singe-Auskopplung des Albums. “SELECTA 19“ gehört somit zum Quartett im Vorhinein veröffentlichter Scheiben, die sich zu sage und schreibe 15 brandneuen Liedern gesellen. Ähnlich zu “MADDEN“ sind nicht nur die inzwischen ca. vier Millionen Spotify-Plays, sondern auch die Vocals als Zugpferd. Richtung Ende wird es wieder Mal sehr kurios und basslastig, wie wir es von JOYRYDE gewohnt sind.


MILK

Rapper Fze durfte nach “FOCUS“ nochmal ran und rappte die Lines für “MILK“. Erneut geht es in den Hip-Hop, der charakterlich zu “BRAVE“ passt, aber isoliert betrachtet zu schwach für ein erfolgreiches Rap-Release ist. Fze bleibt genauso wenig im Ohr wie beim ersten Versuch und das Instrumental plätschert vor sich hin, ohne eine Welle formen zu können.


YARDIE

”YARDIE” kann man guten Gewissens zu den schwächsten Titeln des Albums zählen. Die Schlangenbeschwörer-Melodie prägt sich nicht ein und der Drop ist weitestgehend uninteressant. Ein unbekannter Interpret würde mit ”YARDIE” vermutlich nicht die 100.000 Plays knacken.


YUCK

Auch Rapper Gold war vor “YUCK“ gänzlich unbekannt. Die vierte und damit letzte Singe-Auskopplung spricht wieder in erster Linie den US-amerikanischen, Rap-affineren Markt an. Uns konnte “YUCK“ nicht überzeugen. Knapp neun Millionen Plays auf Spotify sprechen jedoch eine klare Sprache und bescherten JOYRYDE damit einen seiner Top 5  erfolgreichsten Tracks ein.


DAMN

Als Bonus liefert uns Freddie Gibbs mit knapp 1,4 Mio. monatlichen Spotify-Hörern den größten Feature-Act des Albums. Das zugrundeliegende Instrumental wartet mit interessanten Plop-Elementen auf, welche sich gut in JOYRYDEs Sound-Design einschmiegen. Sonst bleibt der letzte Song von “BRAVE“ blass, was auch die Position auf dem Album erklären könnte.


Fazit

Mit ”BRAVE” präsentiert uns JOYRYDE eine langersehnte Selbstverwirklichung, die an vielen Stellen punkten kann. Aus beinahe jeder Pore trieft der Signatur-Sound des Engländers. Auch wenn einige Nummern keinen sonderlichen Mehrwert bieten, stellt sich JOYRYDE innerhalb seines Genres breit auf und driftet nicht etwa ins Kommerzielle ab, wie es ein Armin van Buuren mit ”Balance” tat, das vernichtende Kritiken erntete. Darüber können wir im Fall des 34-Jährigen mit satten 18 Titeln hinwegschauen. In den USA wird ”BRAVE” aufgrund der noch intensiveren Hip-Hop-Einflüsse vermutlich noch stärker performen.

 

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Über den Autor
Jonas Vieten

Ich bin Jonas Vieten und seit Oktober 2017 Teil der Redaktion. Bereits als Leser habe ich mich täglich auf neue Artikel und News rund um EDM gefreut. Nun auf der Seite der Verfasser sein zu dürfen, macht mich sehr froh. Ich hoffe, eines Tages im Musik-Business - bevorzugt als DJ - arbeiten zu können. Neben Bigroom-Feuerwerk oder chilligen Future-House-Beats können Film-Soundtracks mich ebenfalls begeistern.

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