„Schulz & Böhmermann
Der „unkonventionelle Promi-Talk“, wie das ZDF das Talkshowformat beim heutigen Abgesang nannte, hatte selbst für den Spartenkanal des öffentlich-rechtlichen Senders ZDFneo zu wenig Einschaltquoten. Hochgerechnete 200.000 Zuschauer und ebenfalls zu wenig generierte Abrufe der Sendungen auf den Video- und Podcast-Plattformen bedeutet das „Aus“ der schrägen Talkshow.
Na klar, wenn Olli Schulz und Jan Böhmermann in die mediale Öffentlichkeit treten, dann gibt es gepflegte bis grenzwertig ertragbare Satire, aber eben Satire. Für die schenkelklopfende Gesellschaft, also die unkritische Joko-und-Klaas-Masse, sollten Schulz & Böhmermann Formate ohnehin nie Ersatz werden. Wenn etwas aus dem Brei des verkopften oder pseudo-verkopften Akademiker-Humors der beiden hervortritt, dann hallt es nach. Somit sind sie in einer guten Position, die da lauten kann: „Wer nicht für uns ist, ist gesellschaftspolitisch nicht auf der Höhe.“ Damit gibt es wenig medialen Gegenwind beim Tagesgeschäft der beiden, da die Medien auf den nächsten Geniestreich warten, der dann umso kontroverser geführt wird wie Vera-Fake, Varoufakis-Stinkefinger, Erdogan-Gedicht und auch POL1Z1STENS0HN oder Jim Pandzko.
Die Idee von Schulz & Böhmermann war gut, jedoch fehlte der Esprit, um bei der Stange zu bleiben. Ich habe keine Sendung ganz geschafft, obwohl ich es mir immer wieder vorgenommen hatte. Zu viel Satire, bei dem vier oder fünfmal um die Ecke gedacht werden muss. Während mein Gehirn auf die Ausschüttung von Dopamin wartet, ist es so angestrengt die Wendungen zu begreifen, dass der Parasympathikus zum Tragen kommt. Kurz gesagt: nicht lustig und langweilig. Es ist wie bei der Soziologievorlesung vor 20 Jahren. Man musste hin, damit man genügend Stunden zusammenhatte, aber es war so zäh und unerquicklich, dass es eine körperliche Qual war - und dazu völlig inhaltsleer. Die Zwei-Mann-Doppelpass-Show hilft dabei auch nicht, da die Gäste nicht einmal zu Wort kommen. Dann doch gleich lieber die Podcast-Show „Fest & Flauschig“, da muss sich niemand anderes das Mikrofon erkämpfen.
Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten sind aber für genau solche Versuche da. Auch, wenn es eine todlangweilige Talkshow war, die wenige Lichtblicke besaß, bezahle ich gerne meine GEZ für solches Fernsehen. Denn es wird nicht glattgeschliffener Einheitsbrei serviert, der auf Erfolg getrimmt ist, sondern etwas „Echtes“ ausprobiert. In diesem Fall ist jedoch nicht schlimm, dass es endlich geschafft ist. Auf zu neuen Formaten mit Olli Schulz und Jan Böhmermann.
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