Twitch schwang heute den Oberhammer: Die Plattform informierte Nutzer, die hauptsächlich Musik auf ihrem Kanal streamen, darüber, dass ihr Treiben ein Ende haben muss, wie Cultr.com berichtet. Die RIAA - Recording Industry Assosciation America - erhob Beschwerde gegen unzählige Copyright-Verletzungen durch unlizensierte Verbreitung von Musik. Wer also DJ-Sets, Radio-Shows o.ä. auf Twitch hostet, wird bei einem weiteren Verstoß mit einem permanenten Ausschluss von der Plattform („Bann“) versehen werden.
Lange hielt sich das Bauernwissen, dass Twitch sehr locker mit Urheberrechtsverletzungen umgehe. Zwar verbietet die Tochter von Amazon in ihren AGB ausdrücklich das Abspielen von Musik, ohne die Rechte zuvor eingeholt zu haben. Folgen hatte ein Verstoß jedoch regelmäßig nicht. Nun ist Schluss damit. Die RIAA macht ernst. Sollte Twitch weiterhin so locker mit den Urheberrechtsverletzungen durch Musik umgehen, fiele Twitch aus dem sogenannten „Safe Harbor Agreement“, das Plattformen zusichert, nicht wegen Rechtsverletzungen durch User verklagt werden zu können, solange Maßnahmen zur Unterbindung und Verfolgung eben solcher unternommen werden.
In Zeiten von Corona wechselten viele Künstler und Kreative auf die Plattform, um mit ihren Fans in Kontakt zu bleiben und Livestream-Konzerte zu geben. DJs-Sets, Karaoke-Performances Radio-Shows uvm. wurden auf Twitch abgehalten und erfreuten sich großer Beliebtheit. Vor allem gemeinnützige Projekte wie Spendenaufrufe sind damit zukünftig nicht mehr möglich.
Für viele steht damit die eigene Existenz auf dem Spiel. Wer wöchentlich Musikdarbietungen streamte, wird nun umdenken müssen, denn diese Praxis ist nun Geschichte. Ob und inwieweit Deutschland davon betroffen ist, wurde von Twitch noch nicht kommentiert. Allerdings ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Twitch die Maßnahmen international oder zumindest auf den großen Weltmärkten, zu denen auch Deutschland zählt, umsetzen wird oder bereits umgesetzt hat. Ein neues Content-ID-System „hört mit“ und verzeichnet Verstöße gegen Urheberrecht.
Nutzer beklagen jetzt, dass Twitch sie zu keinem Zeitpunkt korrekt über die Bedingungen auf der Plattform informiert habe. Dem ist zwar entgegenzuhalten, dass einem jeden klar sein sollte, dass das unerlaubte Abspielen fremden geistigen Eigentums Urheberrechtsverstöße mit sich zieht. Verbraucherfreundlich ist die Handhabung Twitchs dennoch nicht. Laut einiger Twitter-Posts hätten offizielle Twitch-Mitarbeiter Usern im Zuge des Partnering-Programms in den letzten Jahren explizit mitgeteilt, dass sie keine Bestrafungen bei Verstößen zu befürchten hätten.
Es scheint so, als habe Twitch und damit Amazon gerne an den in derartigen Streams unternommenen Donations und Abonnements mitverdient und jetzt die Reißleine gezogen, als das Wasser Richtung hals stieg.
Ich bin Jonas Vieten und seit Oktober 2017 Teil der Redaktion. Bereits als Leser habe ich mich täglich auf neue Artikel und News rund um EDM gefreut. Nun auf der Seite der Verfasser sein zu dürfen, macht mich sehr froh. Ich hoffe, eines Tages im Musik-Business - bevorzugt als DJ - arbeiten zu können. Neben Bigroom-Feuerwerk oder chilligen Future-House-Beats können Film-Soundtracks mich ebenfalls begeistern.