Eine Chance auf Erfolg sahen die meisten Kritiker nicht, aber was in den Niederlanden klappt, klappt scheinbar auch mit einer simplen Übersetzung in Deutschland. Das beweist der Track „Stoff & Schnaps“ von den beiden Niederländern Lil‘ Kleine und Ronnie Flex. Nachdem er sich vor knapp einem Jahr für mehrere Wochen auf Platz 1 absetzte und parallel aufgrund der negativen „Message“ noch für massive Diskussionen sorgte, beschlossen sie, die Nummer noch einmal auf Deutsch einzusingen. Das Ergebnis erschien vor knapp zwei Monaten und bewegt sich nach Startschwierigkeiten tatsächlich immer weiter nach oben in den deutschen Single-Charts. Auch in den Clubs kommt „Stoff & Schnaps“ gut an und verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Ihr findet die "Stoff & Schnaps" übrigens auch auf der aktuellen Bravo Hits 95.
Das Instrumental ist sehr einfach gehalten. Ein eingängiger Deep-House-Beat, der mal leicht verzerrt erklingt und mal mit einigen Tech-House-Elementen geschmückt wurde. Während des Refrains erregt er den Anschein, dass vielleicht so etwas ähnliches wie ein Drop folgen könnte, doch darauf wurde verzichtet. Für die Vocals sorgen Lil‘ Kleine und Ronnie Flex selbst. Sie rappen... sagen wir besser "erzählen" uns in gebrochenem Deutsch, wie vollgedröhnt sie in der letzten Nacht waren, und dass sie immer zur Stelle sind, sobald jemand Lust zum Konsumieren von Drogen hätte. Auf ein paar Lines über Sex wurden selbstverständlich auch nicht verzichtet.
Nachdem der Text bereits auf höchstem lyrischen Niveau glänzt, legt das Video noch einen drauf. Mit der Qualität eines Toasters wurden zum einen die Musiker beim Playbacksingen vor einer Hecke, zum anderen mehrere unterschiedliche Personen gefilmt, die Parkbänke, Straßenschilder, Büsche sowie alles mögliche und unmögliche andere symbolisch vergewaltigen… Mit über 4 Millionen Klicks in kürzester Zeit ist das bereits fester Bestandteil der deutschen YouTube-Trends.
Dimitri Vegas & Like Mike und Tujamo konnten die Finger nicht von der Nummer lassen und nahmen das Lied noch einmal im Big-Room-Stil auf. Bei diesem Remix kann immerhin das Instrumental überzeugen.
Fazit: „Stoff & Schnaps“ kann bei einem Promillewert zwischen 2 und 3 als gute Clubnummer abgestempelt werden, bei der man gern mitlallt. Auf der einen Seite starrt sie in einem gewissen Maße vor Trashigkeit, tut das aber auf einem ganz anderen Level als Trash-Meisterwerke wie „Atemlos“ oder „Hoch die Hände Wochenende“. Auf der anderen Seite wird sie für einen Großteil auch schon stark an der Grenze zum „too much“ kratzen. Was der kommerzielle Erfolg dazu noch sagt, ist schwer einzuschätzen, wir sind gespannt.
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