Slap Rap - erwartet uns ein neuer Trend? - Wie Capital Bra, Fero47, VIZE und Keanu Silva eine neue musikalische Ära aus Deutschrap und Slap Beat prägen könnten.
Letzten Freitag veröffentlichten die deutschen Chart-Durchstarter VIZE ihre zweite Zusammenarbeit mit dem aktuell erfolgreichsten Deutschrapper überhaupt - Capital Bra. Unter seinem Pseudonym "Joker Bra" erschien die gemeinsame Single "Paradise". Auch der aufstrebende deutsche Future House Künstler Keanu Silva veröffentlichte am vergangenen Freitag seine neue Single "Heute Nacht" in Zusammenarbeit mit Rapper Fero47. Ob das ganze ein großer Zufall ist oder doch der Anfang eines neuen Trends sein könnte, möchten wir euch in diesem Artikel beantworten.
Zuerst einmal möchten wir besprechen, warum eine Zusammenarbeit zwischen Rappern und EDM-Künstlern so besonders ist. Das Ganze liegt an den immer wieder aneinander ratenden Fangruppen der beiden Musikgenres. In den meisten Fällen können sich fanatische Deutschrap-Anhänger und EDM-Fans nicht ausstehen und ziehen über das jeweilige andere Genre her. Während Deutschrap nur für asoziale Schulabbrecher sei, ist EDM - von der anderen Seite betrachtet - nur "billige Techno-Mukke für Druffis". Schon in den letzten Jahren, als Deutschrap-Acts auf mehrheitlich elektronisch orientierten Festivals announcet wurden, hagelten schnell regelrechte Shitstorms auf die Festivalbetreiber nieder. Jedoch lässt sich nicht bestreiten, dass Deutschrap - was Streamzahlen angeht - die aktuelle Nummer 1 in der Jugendkultur darstellt.
Wenn also deutsche Rap-Künstler und elektronische Dance-Produzenten zusammenarbeiten, kann es schnell mal zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen kommen. Gerade bei der eingefleischten EDM-Community sind Deutschrapper wegen ihren oftmals provokanten und in Teilen diskriminierenden Texten sehr negativ angesehen.
Warum die genreübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Künstler aber auch positive Effekte haben könnte und zu einer Versöhnung der Fangruppen führen könnte, erzählen wir euch im Folgenden.
Denn eine Verschmelzung von Rap und elektronischer Musik liegt gar nicht mal so fern wie man zuerst denken mag. Schon in den 90er-Jahren war die Kombination aus Rap-Parts und elektronischem Instrumental sehr angesagt. Bekannte Beispiele sind unter anderem DJ Bobo, SNAP! oder Captain Jack. Aber auch in den frühen 2010ern treffen Rap und elektronische Musik aufeinander. Mit weltweit bekannten Künstlern wie Flo Rida, Pitbull oder auch dem russischen Rapper Timati entstehen in dieser Zeit die größten Dance-Hits des Jahrzehnts. Darunter zählen "Welcome To St. Tropez", "She Makes Me Go" oder "Wild Ones". Das Jahr 2020 könnte somit eine Reunion aus Rap und elektronischem Dance-Beat einläuten.
Die Vorreiter dafür im deutschsprachigen Raum könnten niemand geringeres als die Chart-Durchstarter von VIZE und Deutschrap-Star Capital Bra sein. Ihre erste Zusammenarbeit "Baby", welche Capital Bra unter seinem Zweitprojekt "Joker Bra" veröffentlichte, startete Anfang dieses Jahres so richtig durch und erreichte in kürzester Zeit die Nummer 1 Single-Charts. Wenn der erfolgreichste deutsche Rapper - mit 21 Nummer-Eins-Hits - und das aktuell angesagteste deutsche Dance-Duo aufeinandertreffen, ist der Erfolg nahezu vorprogrammiert. Nun folgte ihre zweite gemeinsame Single "Paradise", welche zusammen mit Sängerin Leony entstand und auf Kontor Records veröffentlicht wurde. Zur kompletten Trackvorstellung geht es -> hier.
Nahezu gleichzeitig veröffentlichte der deutsche Future House Künstler Keanu Silva seine Kollaboration mit Deutschrap-Durchstarter Fero47. Die Trackvorstellung zu "Heute Nacht" findet ihr -> hier. Auch dieser Track kann mit einem rhythmischen Dance-Beat und eingängigen Vocals überzeugen.
Sowohl bei "Paradise" mit Capital Bra als auch bei "Heute Nacht" mit Fero47 sind die "Rap-Parts" eher gesanglicher Natur. Weshalb man darauf schließen kann, dass die Künstler mit den Songs ein möglichst breites Publikum erreichen möchten. Sowohl Deutschrap-Fans als auch eingefleischte EDM-Anhänger werden deshalb mit einem Kompromiss aus tanzbaren Slap-/ Future House Beat und gesanglichem Rap-Part der Deutschrap-Künstler abgetan. Ob dies nun die zwei Lager vereinen kann oder doch eher auf eine massentaugliche Zwischengruppe abzielt, lässt sich nur erahnen. Was jedoch die EDM-Fans einigermaßen beschwichtigen sollte ist, dass auf provokante Textzeilen meist verzichtet wird.
Auch international zeigt sich ein Trend, welcher die Genres von Rap und Slap House verschmelzen lässt. Bekannte Vertreter sind neben "In My Mind"-Künstler Dynoro auch Imanbek oder Gaullin. Letzterer veröffentlichte mit "Fly" am 21. August eine ebensolche Verschmelzung zwischen Rap und Slap House Beat.
Fazit: Die Kollaborationen zwischen Rap-Künstlern und Dance-Projekten sind sicherlich keine Einzelfälle, sondern werden wir in Zukunft noch öfter zu hören bekommen. Die Entwicklung zeigt uns einen klaren Trend. Ob mit Tracks wie "Paradise" oder "Heute Nacht" sowohl Rapfans als auch EDM-Anhänger befriedigt werden können, bleibt dabei offen. Dennoch bietet die Verschmelzung unterschiedlicher musikalischer Projekte immer eine Chance und könnte gerade im "Mainstream" einen großen Anklang finden. Für alle die auf kontroverse Deutschraplines verzichten können und stattdessen auf sommerlichen Slap House mit eingängiger Vocalline stehen, haben wir noch unseren Redaktionstipp parat: Svniivan mit 120 Grad.