Gorgon City sind Garanten für hochkarätigen UK House. Am Freitag den 25. Juni erscheint ihr neues Album „Olympia“. Bereits vorab wurden die Singles „Never Let Me Down“, „Dreams“, „Tell Me It’s True“ und „You’ve Done Enough“ veröffentlicht. Gerade letztere kommt gut bei den Fans an und sammelt schon fleißig Streams. Mit „Olympia“ bleiben die beiden ihrer einzigartigen Mischung aus clubbigen Beats, poppigen Vocals und dem antiken Griechenland entrissenen Visuals treu. Im Interview sprechen die beiden Musiker davon, dass das Album ihr bisher größtes Projekt sei. Außerdem haben wir uns über die Auswirkungen der Pandemie auf das Nachtleben und ihre nächsten Tourpläne unterhalten. Das Gespräch fand über Zoom statt, wir haben es für euch übersetzt und niedergeschrieben.
Dance-Charts: Vielen Dank, dass Ihr euch die Zeit nehmt, um mit uns über euer bald erscheinendes Album zu sprechen. Wie geht es euch?
Kye: Sehr gut! Wir sind das erste Mal seit Monaten zurück in London, zurück im Studio. Es fühlt sich gut an, wieder an Musik zu schrauben.
Dance-Charts: Wow! Das Album kommt raus und ihr bastelt direkt an den nächsten Tracks?
Matt: Hahaha, ja! Wir stoppen nie! Es gibt immer Musik, die noch gemacht werden kann.
Dance-Charts: Vor kurzem hattet ihr eine Q&A-Session mit euren Fans, wie lief die?
Matt: Die war fantastisch! Wir haben unseren Track „Dreams“ veröffentlicht. Großartig, dass der jetzt draußen ist. Davor haben wir eine Fragerunde mit Fans und Leuten auf Youtube gemacht, die klasse war. Es ist toll, dass der Song mit den Visuals und allem jetzt durch ist und wir endlich in der finalen Phase sind, sprich das ganze Album veröffentlichen.
Dance-Charts: Genau wegen dem Album sind wir hier! Als wir es uns angehört haben, hat es sich doch sehr angehört, als ob ihr ein wenig zurück zu den Ursprüngen geht. „You’ve Done Enough“ erinnert ein wenig an „Ready For Your Love“. Was denkt ihr darüber?
Kye: Ja, auf eine verrückte Art stimme ich euch da zu! Das Album hat deutlich mehr einen clubbigeren Touch. Unser Sound ist definitiv erwachsener über die Jahre geworden. Gleichzeitig sehe ich definitiv die Referenz, es erinnert an „Sirens“, unser erstes Album. Vermutlich liegt das am gesamten Vibe. „Sirens“ war ziemlich clubbig, mit „Escape“ sind wir dann aber ein wenig davon weggekommen und jetzt gehen wir wieder zurück. Wir nehmen was uns in den Clubs gefällt, was wir für die DJ-Sets produzieren und kombinieren das dann mit Songwriting. Halt das was uns Spaß macht.
Matt: Das ist halt auch ein bisschen so, wie wir angefangen haben. Damals beim ersten Album haben wir unsere Erfahrungen aus den Clubs genommen und in Tracks verarbeitet. Und jetzt fühlt es sich ähnlich an. Natürlich aber mit einem deutlich verbesserten Sound, einer der deutlich erwachsener geworden ist.
Dance-Charts: Ihr sprecht jetzt von Songwriting, wir kannten euch bisher vor allem als DJs und Musikproduzenten. Offensichtlich arbeitet ihr mit Sängern zusammen, aber wie genau sieht die Arbeitsaufteilung aus?
Kye: Wir haben unsere Sessions zusammen, bringen alle in einen Raum. Typischerweise, also bestimmt bei 80-90% unserer poppigerer Songs, arbeiten wir von Anfang an zusammen. Wir waren nie die, die ein Instrumental gebaut haben und dann einen Vocalist da die Vocals drüber singen lassen haben. Für uns ist das stets eine gemeinsame Symbiose. Wir lieben es ein Teil des Songwriting zu sein!
Matt: Wir geben dem Sänger, der Sängerin meist eine grobe Richtung, diskutieren das Thema oder die Melodie. Wir mögen es wenn es eine richtige Zusammenarbeit ist, dann hört es sich deutlich natürlicher an.
Dance-Charts: Wer sind denn die Vocalists auf diesem Album?
Matt: Das ist immer eine gute Mischung! Da gibt’s Freunde, Menschen aus der Industrie und so weiter, halt Leute die wir treffen. Auf diesem Album sind ganz schön verschiedene Künstler vertreten.
Kye: Stimmt, wir haben Nat Dunn und Josh Barry, die beide in unserer Live-Band sind, also gute Freunde von uns. Wir haben „Foolproof“ in Australien mit Nat und Hayden James geschrieben. Das fühlt sich einfach gut an mit Freunden zu schreiben. Da fühlt man sich sicher und kann ganz frei experimentieren und lachen und Spaß haben. Und dann auf der anderen Seite haben wir Cami, sie singt „Body Language“. Sie hat uns in einem Insta-Post getaggt, in dem sie ein Cover eines unserer alten Tracks gesungen hat. Wir haben uns direkt in ihre Stimme verliebt! Das war das erste Mal, dass wir sowas gemacht haben. Sie hat großes Talent und wird noch einige erstklassige Sachen machen. Definitiv ein großes Spektrum an Menschen, etwa auch Jem Cooke, die wir schon lange sehr respektieren und mit der wir gerne mal zusammen arbeiten wollten.
Dance-Charts: Ist Hayden James auch an den Vocals?
Kye: Naja, also wir haben „Foolproof“ zusammen produziert, saßen zusammen im Studio.
Matt: Das war in Sydney, auf unserer letzten Tour vor dem Lockdown. Wir hatten da ein paar Tage frei und sind zusammen ins Studio. Das war eine richtig gute Zeit mit schönem Ergebnis. Das war tatsächlich die letzte Session, die wir für dieses Album gemacht haben. Verrückt, dass das einfach schon fast zwei Jahre her ist.
Dance-Charts: Das Album passt sehr in euer Gesamtbild, mit den griechischen Visuals, dem Titel „Olympia“ und so. Ist das jetzt das I-Tüpfelchen für Gorgon City oder nur ein weiterer Schritt auf dem Weg?
Matt: Es ist ein neues Kapitel! Das dritte richtige Album, davor haben wir viel Musik zwischendrin veröffentlicht. Es ist das größte und ambitionierteste Projekt, das wir je getan haben. Bis jetzt haben wir noch keine komplette Band-Show entwickelt. Also das werden wir vermutlich noch machen. Und dann wird die Welt hoffentlich wieder öffnen und wir können die Musik wieder Live genießen! Wir haben lange darauf gewartet es zu veröffentlichen. Und natürlich darauf gehofft, wenn es dann raus ist, dann können wir wieder das Tour-Leben genießen.
Dance-Charts: Ihr schneidet das Thema schon an. Was ist euer Tipp für all jene, die jetzt fertig mit der Schule sind, die sich überlegen eigentlich würden Sie gerne ins Musikbusiness, ihre Karriere dort starten. Aber natürlich ist es grade schwer sich bei lokalen Partys oder so einen Namen zu machen. Was ist der Move, den ihr empfehlen würdet?
Kye: Oh, ja das ist wirklich schwer! Habt Gedult und behaltet die Hoffnung!
Matt: Vielleicht, jetzt gerade, wo man nicht auflegen kann. Wenn du ein DJ bist, dann kannst du dich jetzt mit Musikproduktion beschäftigen. Ein bisschen links und rechts gucken, andere Seiten der Industrie sehen, sich selbst zu diversifizieren. Musik war nie tot im Lockdown. Klar, Live Musik ist nicht da, aber Musik, die hat den Menschen geholfen durch den Lockdown zu kommen! Und junge Leute sollten sich das verinnerlichen. Es gibt Platz für euch in der Welt der Musik, haltet durch! Natürlich ist es tragisch. Ich kann mir nicht vorstellen wie es sein muss gerade 18 zu sein. Ohne auf Festivals im Sommer gehen zu können, ohne seine Freunde zu sehen und gemeinsam Musik zu hören. Aber nochmal, nutzt die Zeit um zu lernen, richtig gut Musik zu machen!
Dance-Charts: Und schickt Instagram-Nachrichten an Gorgon City!
Matt: Ja, hahaha!
Dance-Charts: Nochmal zu den Öffnungen, wir haben gesehen, ihr engagiert euch in Großbritannien auch schon fast politisch für die Clubszene. Was ist der Status in UK?
Kye: Wir hier im Nachtleben sind definitiv wütend auf die Regierung. Die haben einen wirklich schlechten Job mit den Impfungen und dem ganzen Rest gemacht. Und insbesondere, einfach nicht klar zu kommunizieren. Erst zu sagen alles würde wieder öffnen und dann eine Woche vorher einen Rückzieher zu machen. Das ist wirklich respektlos gegenüber all den Leuten in der Industrie. Um ein Festival zu organisieren muss man viel Geld vorab in die Hand nehmen, das gleiche gilt für Bars und Clubs. Und dann einfach keine Planungssicherheit zu geben ist wirklich respektlos!
Matt: Auch, dass Jugendkultur und Jugend im Allgemeinen wirklich vernachlässigt wurde in der Pandemie. Es gab keine Hilfe, keine Unterstützung. Was sie aber nicht verstehen, die Jugend ist die Zukunft. So wie sie die Finanzierung für Kunst und Nachtleben gestrichen haben. Keine Ahnung, ich glaube die Jungen werden die Regierung für den Rest ihres Lebens hassen. Also mal schauen, wie die in der Zukunft miteinander klar kommen.
Dance-Charts: In Deutschland ist die Situation ähnlich. Wir finden das wirklich Klasse, dass ihr euch nicht versteckt sondern euch klar hinter all jene stellt, die jetzt den Support dringend gebrauchen können!
Dance-Charts: Kommen wir zum letzten Thema. Ihr tourt tatsächlich wieder. Auf welche Shows in der näheren Zukunft freut ihr euch am Meisten? Und, gibt es Pläne für eine Europa- oder Deutschland-Tour?
Matt: Oh ja, wir hoffen wirklich bald zurück nach Europa zu kommen. Da gibt’s natürlich diese andere Sache, Brexit, das wird es für uns sicherlich schwieriger machen. Jetzt erstmal haben wir ein paar Festivals im Sommer und dann die US-Tour, die im September startet. Wir hoffen natürlich sehr danach zurück nach Großbritannien zu kommen, würden sehr gerne wieder in großen Arenen spielen. Wir würden auch wirklich gerne wieder nach Deutschland kommen. Wir lieben es in Berlin zu spielen! Öffnen die Clubs in Berlin wieder?
Dance-Charts: Ja, die Clubs öffnen wieder, mit Testen und dann kann man rein.
Kye: Das klingt ja echt gut!
Matt: Deutschland und Berlin haben einen großen Platz in der Dance-Music Szene. Das muss definitiv wieder öffnen!
Dance-Charts: Vielen Dank für das Interview, wir haben keine Fragen mehr, habt ihr noch welche?
Matt: Hahaha, nein, danke auch von unserer Seite!
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