Dance Charts 2017

Das Portal für Musik-News, Charts und DJ-Promotion

USER-AREA LOGIN

 

Gelungene Genre-Crossovers

Coone - Less Is More [Album Review + Tracklist]

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

Bereits vor über einem Monat stellten wir in unserer Analyse des Musikmarktes fest, dass das lange totgesagte Genre des Hardstyle wieder einen massiven Aufschwung genießt. Und nachdem einige größere Labels der EDM-Szene auch fleißig Hardstyle-Tracks veröffentlichten, dürfen wir uns darin bestätigt sehen. Ein guter Indikator ist auch stets das Tomorrowland-Festival: Dimitri Vegas & Like Mike brachten in ihrem (natürlich prerecordeten) Set etwa ein halbes Dutzend Hardstyle-Tracks unter. Gut zu beobachten war auch das Eintreffen unserer zweiten These: Reiner Hardstyle hat einiges von seinem einstigen Charme eingebüßt, sodass die Tracks meist als Mashups mit Tracks aus anderen Genres gespielt wurden. Der legendäre Hardstyle-Produzent Coone treibt das Ganze nun in seinem gestern erschienenen Album „Less Is More“ auf die Spitze - und das Ergebnis ist mehr als nur überzeugend!


Weniger ist mehr?

„Less Is More“ ist als Nachfolger von „Global Dedication“ von vor drei Jahren bereits das siebte Studioalbum des sympathischen belgischen Hardstylers Coone. In einem Making-of-Video erklärte er die Titelwahl damit, dass er bereits einen Gutteil der Album-Track produziert hatte, als ihm auffiel, dass die Songs in sich größtenteils nicht stimmig und schlicht überproduziert waren.

Um zu verhindern, dass sich die Sounds gegenseitig aufhoben und wichtige Elemente wie beispielsweise die Vocals durch unwichtigere Synthesizer überdeckt wurden, begann er, einzelne Tonspuren stummzuschalten und die Tracks auf ihre nötigsten Sounds zu reduzieren. Dadurch, so Coone, entdeckte er selbst erstmalig, dass weniger eben tatsächlich mehr ist. Auch gab der Belgier an, darauf geachtet zu haben, ausschließlich typische Hardstyle-Sounds zu nutzen - dafür aber das gesamte Spektrum der letzten zehn Jahre. So konservativ das klingen mag, so überraschend erfrischend erweist sich das Album beim ersten Hören.


Tracklist: Coone - Less Is More [Album]

01. Less Is More - Intro
02. Last Man Standing (feat. Matt Fryers)
03. Burn It Down (with Wildstylez)
04. Faye (feat. David Spekter)
05. Black Submarine
06. Reanalyze (with Sephyx)
07. We'll Be Gone (feat. Jelle Van Dael & E-Life)
08. Robotz
09. Sniper (with Dirtcaps)
10. Jack Who? (feat. Ragga Twins)
11. Riot (feat. E-Life)
12. Breaking Mad (with Frequencerz)
13. It's All Orchestral (with Hard Driver)
14. It's All In The Game (with Hard Driver)
15. F.T.F.M.F.. (with Zatox)
16. Dimitri Vegas, Like Mike & Steve Aoki vs. Ummet Ozcan - Melody (Coone Remix)


Die Rettung des Hardstyle?

Da wir unsere Leser natürlich nicht mit einer ellenlangen, detaillierten Besprechung jedes einzelnen Album-Tracks langweilen möchten, folgt nun eine kurze Übersicht über die Vorzüge und Schwächen des Albums in seiner Gesamtheit. Insgesamt folgt „Less Is More“ einer echten Qlimax (das Wortspiel konnten wir uns nicht verkneifen). Das Album beginnt mit einem Intro, in dem Coone den Charakter der einzelnen Songs durchaus treffend beschreibt. Die Drops der ersten Tracks sind in einem eher melodischen Nu-Style gehalten und noch relativ ruhig gestaltet, so man das denn über Hardstyle überhaupt sagen kann. Erst „Jack Who?“, der zehnte von 16 Titeln, bewegt sich eher in Richtung Raw-Style und so bleibt es dann weitestgehend für den Rest des Albums - lediglich Coones Remix zu „Melody“, der letzte Album-Track, erweist sich als Ausreißer und rundet das Ganze gelungen ab.

Beginnend mit „Last Man Standing“ vermischt Coone in fast jedem Titel des Albums verschiedene Genres. Seien es Pop-Balladen wie „Last Man Standing“ und „Faye“, ein an den Reggae angelehnter Track wie „Burn It Down“, Filmmusik mit epischen Geschichten wie „Black Submarine“ und „Reanalyze“ oder gar Trap-Titel wie „Sniper“ und „Jack Who?“. Der Clou daran: Die genannten Genres dienen lediglich als Grundlage für die (im Hardstyle-Sounddesign nachgebastelten) Breakparts, während die Drops weiterhin rein im Hardstyle gehalten sind. Aus diesem Cross-Over entstehen immer wieder interessante oder explosive Mischungen, die einen wohlgesonnenen Hörer leicht zu packen wissen. Die vielen Kollaborationen mit talentierten Vocalists und auch Szenegrößen wie Wildstylez, Zatox, Frequencerz oder Hard Driver bringen eine zusätzliche Diversität mit ein.

Der einzige Kritikpunkt an „Less Is More“ kann nur sein, dass sich das Sounddesign in den Drops der einzelnen Titel zu stark wiederholt und hier kaum Abwechslung entsteht. Dem Album deshalb aber die Kreativität abzusprechen oder es gar als langweilig zu bezeichnen, wäre fatal. Dass Hardstyle-Sounds oftmals ähnlich klingen, ist ein Grundproblem des Genres, dem Coone hier eben durch seine mehr als interessanten Breakparts wie auch durch die stets ansprechende Gestaltung der Hooklines entgegenzuwirken weiß.


Welche sind die besten Tracks?

Zweifelsohne der beste Track des Albums dürfte wohl Coones Kollaboration mit Dirtcaps sein, ein Song mit dem klingenden Namen „Sniper“. Perfekt fügt sich hier die Hardstyle-Hookline in den Future-Pop-Rhythmus des Breakparts ein. Dank ihrer Kurzweiligkeit und der qualitativ hochwertigen Produktion weiß diese Nummer auf ganzer Linie zu überzeugen. Auch „Burn It Down“ kann man getrost zum Meisterwerk erheben - die Kombination von Reggae-Elementen mit Hardstyle-Sounds erweist sich hier einfach als stimmig. Ein heißer Tipp dürfte auch „Black Submarine“ sein, während „Robotz“ eher den reinen Hardstyle verkörpert. Und da jedes Album mindestens einen Spaßtrack benötigt... „F.T.F.M.F“ von Coone und Zatox darf sich als heißer Anwärter auf diesen Titel fühlen - rein inhaltlich wäre Tim Minchin, der Sänger des berüchtigten „Pope Song“, wohl stolz auf das Duo.

Coone - Less Is More [Album Review + Tracklist]

 

Fazit: Wer mit Hardstyle nichts anfangen kann und auch noch nie konnte, wird keine Freude an diesem Album haben. Aber wer sich auf verschiedenste elektronische Stile einlassen kann, dem sei „Less Is More“ mehr als nur ans Herz gelegt. Eines der höchstklassigen elektronischen Alben dieses Jahres und ein riesiger Schritt nach vorn für den Hardstyle! Absolute Kaufempfehlung, auch für die Hardcopy!

 

 

Schreibe hier deinen Kommentar...
Abbrechen
Loading comment... The comment will be refreshed after 00:00.

Sei der Erste, der hier einen Kommentar schreibt.

Über den Autor
Maximilian Wild

Ich bin Jurastudent und bereite mich derzeit auf mein Staatsexamen vor. Meine Interessenschwerpunkte liegen im Bereich des geistigen Eigentums, das sich mit meinem ausgeprägten Interesse für Musik trifft. Für Dance-Charts.de verfasse ich hauptsächlich Nachrichten, Kommentare und Kolumnen, die sich mit aktuellen Entwicklungen der Szene befassen. Ich favorisiere kein Genre besonders, sodass sich in meinen Playlisten bunte Mischungen aus Tech House, Hardstyle und EDM finden. Mein absoluter Lieblingsact ist allerdings das deutsche House-Duo Claptone.

Facebook

Featured Track

DANCE-CHARTS Top 100 auf Spotify

 

Mobile Version