Der eine oder andere mag sich fragen, wie man als Singer-Songwriter vergessen kann, dass man einen Nummer-Eins-Hit geschrieben hat. Doch tatsächlich ist das Ed Sheeran mit „Cold Water“ (Major Lazor, Justin Bieber & Mø) passiert.
Was steckt dahinter? Tatsächlich nichts von dem, was einem sofort einfällt. Vielmehr ist Ed Sheeran geerdet, „echt“ und - na ja - verplant. Doch das gehört zu einem genialen „Musikerfinder“ dazu. Dass er diese kleine Geschichte vom vergessenen Super-Hit erzählt, zeigt einmal mehr, wie Songwriting funktioniert und dass er damit offen umgeht.
Die ganze Geschichte erzählt er auf „Billboard“ selbst: „Das mit ‚Cold Water‘ war ein bisschen schräg, denn ich wusste nicht mal, dass der Song existierte. Ich muss das Stück irgendwann in der Zeit halb-geschrieben haben, als ich gerade viele Songs in Benny Biancos (Anmerkung der Redaktion: Co-Writer unterschiedlicher Songs) Haus schrieb. Ich bekam eine E-Mail von Diplo in der er schrieb: ‚Yo. Der Cold Water Song ist Dope! Kann ich den haben?‘ Und ich so: ‚Ich habe keinen Plan wovon er redet.‘ Und ich habe nicht geantwortet. Dann schrieb er mich wieder an: ‚Yo, Justin ist jetzt auch mit im Boot. Ist das cool?‘ Und ich wieder: ‚Wovon redet der?‘… Dann kam der Song raus und er wurde Nummer Eins und ich so: ‚Oh, DER Song!‘ Ich konnte mich wieder daran erinnern, aber sehr langsam. Ich erinnere mich den Song gehört zu haben und dachte: ‚Der klingt irgendwie nach mir. Oh, warte, der IST von mir.‘“
Diese kleine Anekdote zeigt, was sonst hinter vorgehaltener Hand passiert. In einer kreativen Phase eines „echten“ Singer-Songwriters entstehen eine Unmenge von Songideen, die jedoch nicht ausgegoren sind. Gemeinsam mit musikalischen Freunden und Mitstreitern wird gemeinsam komponiert und getextet. Das ist noch alles weitab vom fertigen Song, den wir hören werden. Erst gemeinsam mit Produzenten wird dann die Richtung eingeschnürt. Bei Ed Sheerans aktuellen Singles sind es zwei britische Richtungen. „Castle On The Hill“ ist eine hymnische Hommage und „Shape Of You“ greift minimalistisch das 1990er 2-Step Gefühl auf, das Groß Britannien in den Clubs tanzen ließ (das ist übrigens auch der Beat den SIA durchweg nutzt).
Das Zeichen „geteilt durch“ ist schon in den Lyric Videos und auf seiner kleinen Gitarre zu sehen. Sein neues Album wird „Divide“ heißen, was aber im Englischen auch „sich trennen“ oder „aufteilen“ heißt. Die Songs sind noch nicht fixiert, jedoch liegt ein riesiger Pool an Material vor, der zum Teil auch schon aufgenommen wurde, bevor er vor einem Jahr seine mediale Pause begann. Erstmals live zu sehen sein wird er wohl auf dem Glastonbury-Festival in diesem Jahr; ein Kindheitstraum dort als Head-Liner aufzutreten.
Fazit: Senil natürlich nicht, verplant schon - aber genial, das ist Ed Sheeran. Die musikalische Welt wird 2017 wieder nicht an diesem breit aufgestellten Musiker vorbeikommen und das ist gut so.
Sei der Erste, der hier einen Kommentar schreibt.