Facebook ist die größte Plattform für sozial mediale Interaktionen, die es jemals gegeben hat. Mit zwei Milliarden Nutzern ist Marc Zuckerbergs Unternehmen klarer Marktführer und verbindet ganz nebenbei fast ein Drittel der Weltbevölkerung. Neben dem täglichen Teilen des Mittagsessens etablierte sich ein Markt rund um das Netzwerk, das Social-Media-Marketing war geboren. Von nun an konnten nicht nur große Konzerne für ihre neuen Geräte werben, auch der kleine Mann war plötzlich in der Lage, sein Produkt einer großen Kundschaft anzubieten. Eigenständige wie DJs oder Clubbesitzer setzten teils ausschließlich auf diese Schiene. Dieses Spiel scheint jetzt ein Ende zu haben. Ein Beitrag über gekaufte Likes, fragwürdige Kundenbetreuung und der Nadel im Heuhaufen.
Die Digitalisierung krempelt(e) die Welt in vielerlei Hinsicht komplett um. Wer früher noch in die Innenstadt ging, um ein paar neue Schuhe zu kaufen, kann dies heute online tun. Auf dem Weg dorthin/zurück und durch Broschüren wurde man auf etwaige Angebote oder neue Produkte aufmerksam gemacht.
Wer sich in sozialen Netzwerken herumtreibt, der wird mit Sicherheit über Beiträge mit dem Emblem „gesponsort“ oder „Werbung“ gestolpert sein. Das sind Posts, bei denen der Ersteller Geld an bspw. Facebook gezahlt hat, damit dir dieses Produkt angezeigt wird. Diese Art des Werbens hat viele Vorteile im Vergleich zur konventionellen Methode. Durch Cookies (euer Such- und Browsing-Verhalten im Netz) weiß Facebook, was ihr mögt und was nicht, welche Musik ihr hört, woher ihr kommt, wie alt ihr seid, wie euer Familienstand ist und, und, und. Die Liste könnte ewig ergänzt werden. Die Summe dieser Informationen ermöglicht so genannte „zielgruppenorientierte Werbung“.
Springen wir zu unserem Beispiel mit dem Schuhkauf in der Innenstadt zurück. Das Geschäft, in dem die Person X seine neuesten Sneaker erworben hat, bietet höchstwahrscheinlich auch andere Marken, Modelle und Schuharten an. Nur ein Bruchteil der Ware ist für einen spezifischen Kunden also interessant. Mit der zielgruppenorientierten Werbung werden uns maßgeschneiderte Angebote gemacht. Nehmen wir an, „Abibas“ ist die Marke der Wahl. Facebook weiß nun, dass Person X ein eher sportlicher Typ ist und kann dies mit den bereits verfügbaren Informationen (Mitgliedschaften in Sportvereinen etc.) abgleichen. Die Plattform macht sich wortwörtlich ein Bild von euch und versucht so, nur für euch interessante Werbung zu zeigen. Doch was hat das eigentlich mit DJs zu tun?
Wirklich dominant wurde Facebook um die Jahrzentwende. Unabhängig davon sind zur gleichen Zeit (des EDM-Booms) unzählige DJs aufgetaucht. Viele wollten plötzlich der nächste Armin van Buuren oder Tiesto sein. Bookings hängen insbesondere bei mittelgroßen Acts von der Social-Media-Reichweite ab. Wer viele Follower hat, bei dem ist die Chance auch höher, dass sich der Club füllt und mehr Umsatz für den Betreiber herausspringt.
Doch wie steche ich aus der Menge hervor? Was macht mich im Vergleich zu meinen Konkurrenten besonders? Einige werden jetzt laut rufen: „Die Musik natürlich!“ Das sollte zwar eigentlich der Hauptgrund sein, ist es aber nicht (mehr). Längst ist es wichtig, Updates aus seinem privaten Leben zu posten. Man muss sich selbst als Person vermarkten, denn nur man selbst ist einzigartig. DJs gibt es wie Sand am Meer, dich als DJ nur einmal. Ein sympathisches Gesicht ist die halbe Miete. Mehrwerte wie Merchandise, Free-Downloads oder Gewinnspiele sind ins Zentrum der Fans gerückt. Wer im Vergleich zur Konkurrenz immer nur seine Veranstaltungen postet, auf denen er auftreten wird, wird sich schnell in der Bedeutungslosigkeit wiederfinden.
Um die Thematik etwas greifbarer zu gestalten, werden wir uns jetzt ein paar Beispiele aus der Realität anschauen. Das deutsche Duo Jewelz & Sparks gefällt auf Facebook knapp 440.000 Menschen. Beiträge, die einen Tag oder älter sind, verfügen dennoch gerade Mal über knapp 100 Likes, wenn nicht sogar weniger. Kommentare sind ebenfalls Mangelware. Robin Schulz hat von seinen 1,7 Millionen Followern ganze 300 Likes auf den Post seiner neuen Single “Right Now“ erhalten. 150 Likes liegen an der Tagesordnung des Osnabrückers.
Von seinen 15 Millionen Likes bekommt Star Martin Garrix wenig mit. Gerade mal 30.000 „Gefällt mir“-Angaben weisen seine Posts maximal auf.
Was ist die Ursache für diese katastrophalen Werte? Zunächst muss man beachten, dass jeder Act/das Management dahinter unterschiedliche Schwerpunkte festlegt. Die einen präferieren einen etwas vitaleres Erlebnis via Instagram, andere bevorzugen direktere Mitteilungen via Facebook (oder Twitter). Dennoch sollte unterm Strich natürlich die Präsenz des Artists auf sozialen Plattformen im Fokus liegen. So sind Fans in der Lage, den neuesten Track direkt nach dem Lesen des Posts bei Spotify zu suchen und so der Industrie Geld einzubringen.
Des Weiteren besteht gerade für kleinere Projekte das Problem, dass Facebook als Betreiber die Kosten für das Schalten von Werbung stetig erhöht hat. Gleichzeitig wurde die damit erzielte Reichweite so manipuliert, dass man letztendlich dazu gezwungen war, mehr zu investieren, um relevant zu bleiben. Selbst dann wird man nicht davor bewahrt, nur einen Bruchteil der Gefolgschaft zu erreichen. Ghost-Follower und gekaufte Likes sowie „Fans“ sind das Problem.
Wie so oft im Leben, ist die Antwort nicht ganz so einfach. Obwohl Facebook derzeit das größte soziale Netzwerk darstellt, wird Instagram zunehmend wichtiger. Die simple, auf mediale Beiträge beschränkte Plattform spielt dem Verlangen der Fans nach Einblicken in das Privatleben in die Karten. Auch hier ist es möglich, Werbung zu schalten. Des Weiteren ermöglichen ausgefeilte Algorithmen das Finden neuer, für einen selbst interessanter Accounts sowie Beiträge.
Instagram hat jedoch eine schwächere Community-Ausprägung. Gruppen können nicht gegründet werden. Auch auf anstehende Veranstaltungen kann noch nicht so übersichtlich wie beim großen Bruder mit dem „f“ hingewiesen werden. Fraglich ist ob insbesondere erstere Funktion jemals implementiert werden wird. Instagram gehört neben WhatsApp zur Facebook Incorporated und wird somit wohl nie einen direkten Konkurrenzkampf gegen „FB“ antreten.
Eine Balance aus verschiedensten Netzwerken und einem nahbaren Auftreten ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit, Fans langfristig an sich binden zu können. Jegliche Besonderheiten wie Marshmellos Outfit sind reine Marketingentscheidungen und führen zu einem unwiderruflichen Alleinstellungsmerkmal. Trotz des Status als unangefochtener Marktführer herrscht bereits seit einiger Zeit die Meinung vor, Facebook sterbe aus und verliere an Relevanz. Wie mit diesem „Urteil“ umzugehen ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
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