Marshmello, dessen bürgerlicher Name Christopher Comstock mittlerweile ebenfalls bekannt geworden ist, hat sich in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten DJs und Produzenten unseres Planeten entwickelt. Sein Durchbruch gelang ihm 2016 mit den Tracks “Keep It Mello“ und “Alone“. Anschließend stieg Marshmello von seinem markanten Future-Bass-Stil weitestgehend in den Mainstream um. Tracks wie “Silence“, “Wolves“, “F.R.I.E.N.D.S.“ oder auch “Happier“ entwickelten sich zu Welthits und machten den Mann mit dem Marshmallow-Helm zu einem Weltstar. Zudem kam im Laufe der Zeit auch immer wieder die Hip-Hop-Ader des DJs zum Vorschein. So arbeitete er im vergangenen Jahr beispielsweise mit Tyga zusammen und auch US-Rapper Logic oder der verstorbene Rapper Lil Peep sind in seiner Diskografie vorzufinden. Auch in diesem Jahr packte Marshmello wieder seine ganze Bandbreite an Musik aus und bereitete so Fans aller Genres Freude. Im Folgenden wollen wir uns das Jahr des DJs und Produzenten aber mal etwas genauer anschauen.
Das Jahr begann für Marshmello schon sehr früh. Am 15. Januar kam es nämlich zur Veröffentlichung zu seiner Remix EP zu seinem Song “Tongue Tied“, der im Vorjahr erschienen war. Insgesamt fünf Songs stark war dieses Mini-Remix-Album. Musikalisch unterscheiden sich die Mixe gravierend, obwohl alle Richtung Future House gehen. Während die Remixe Nummer eins und zwei von Duke & Jones beziehungsweise Patrick Reza eine moderate Mischung aus Future Bass, Future Bounce und klassichem Future House darstellen, driften die Versionen von Gentlemens Club und HiGuys Richtung Dubstep ab. Die Interpretation von Near x Far wiederum macht den Hip-Hop-Song zu Gute-Laune-Future-House mit einem verrückten Sounddesign. Von einem mehr oder weniger großen Erfolg ist lediglich bei der ersten Interpretation von Duke & Jones zu sprechen, die seit Beginn des Jahres knapp über sechs Millionen Streams auf Spotify generieren konnten. Die anderen Mixe kommen zusammen gerade einmal auf ungefähr 1,5 Millionen Spotify-Streams. Nichtsdestotrotz können wir euch empfehlen mal in die Remix EP hineinzuhören. Eventuell findet ihr auch eine Version des Hip-Hop-Tracks, die in eure Playlist passt.
Im Februar erfolgte dann das Release der ersten eigenen Single Marshmellos im Jahr 2020. Die Nummer, die am 25.2. erschien, stellt eine Zusammenarbeit zwischen Comstock und dem Dubstep-Produzenten Svdden Death dar. Aus der Kollaboration resultierte so logischerweise auch ein richtiger Dubstep-Banger. In diesem Stil hat man Marshmello so zwar zuvor noch nie erlebt, aber auch das Genre kann das Multitalent. Für alle Fans der Musikrichtung ist “Crusade“ ein kleiner Geheimtipp, also hört rein! 11,7 Millionen Streams innerhalb von 11 Monaten auf Spotify sind für eine Dubstep-Nummer auch kein schlechter Wert.
Zwei Monate später stand dann die nächste Veröffentlichung auf der Liste. Musikalisch ging es dann aber in eine völlig andere Richtung. Denn gemeinsam mit Trap-Rapper und -Produzent Southside, dem britischen Rapper Giggs und Rapper SAINt JHN entstand ein traplastiger Raptrack, der Anfang April erschien. Das gefühlvolle Trap-Instrumental begleitet die ruhigen Rap-Parts der drei Rapper, die sich alle durch einen verschiedenen Flow und unterschiedliche Stimmenlagen unterscheiden. Durch diese Abwechslung wird der Track extrem bereichert. Zudem steht der gesungene Refrain im klaren Kontrast zu den gerappten Strophen. Alles in allem handelt es sich bei der Nummer, die übrigens auf den Namen “Been Thru This Before“ hört, um einen starken Rap-Trap-Song. Erfolgstechnisch hat die Produktion mit „nur“ knapp zehn Millionen Streams zwar enttäuscht, aber alle Fans von Rap und Trap sollten der Single eine Chance geben.
Musikalisch dann wieder in eine völlig andere Richtung ging die im Mai erschienene Single “Be Kind“. Gemeinsam mit der in New York ansässigen Sängerin Halsey, die auch schon mit The Chainsmokers zusammenarbeitete, hat der Mann mit dem weißen Helm nämlich eine gefühlvolle Pop-Hymne geschaffen. Ein abwechslungsreiches, aufbauendes Instrumental, das die Vocals von Halsey begleitet, ein einprägsamer und durch ein abruptes Ende klar von den anderen Parts abgegrenzter Refrain und die angenehmen Vocals Halseys machen “Be Kind“ zu einem echten Radio-Hit. Zudem scheint der Erfolg die beiden die Qualität ihrer Produktion zu bestätigen. Fast 640 Millionen Spotify-Streams seit Mai und Chart-Platzierungen in etlichen Ländern darunter Deutschland, die Vereinigten Staaten und auch das Vereinigte Königreich sprechen für sich!
“Come & Go“ lautet der Titel der nächsten Erscheinung Marshmello dieses Jahres. Die Nummer ist Teil des Posthumous-Albums des in diesem Jahr auf tragische Weise verstorbenen Star-Rappers Juice Wrld. Aus diesem Grund ist dem Song auch eine gewisse Emotionalität zuzusprechen. Diese ist auch im Track selbst zu hören. Die Nummer kann sich durch die starken Rap-Parts Juice Wrlds sowie einem angenehmen Pop-Instrumental, in dem der Signatur-Sound Marshmellos zu hören ist, auszeichnen. Vor allem der Refrain bleibt bereits nach dem ersten Hören im Ohr und der sich anschließende Drop kann durch futuristische Dubstep-Klänge, die jedoch auf eine kommerzielle Ebene gebracht wurden, begeistern. Auch erfolgstechnisch kann von dem Song nur positiv berichtet werden. Mit 337 Millionen Streams ist die Produktion zumindest auf Spotify noch vor “Wishing Well“ der erfolgreichste Song des Posthmous-Albums “Legends Never Die“. Auch abseits von Streaming lief es für den Track äußerst gut, sodass der Titel in vielen Ländern bis in die Top 10 der dortigen Single-Charts stieg. So kletterte der Song in den USA beispielsweise bis auf Platz 2 und auch in Großbritannien reichte es für eine Top-10-Platzierung. Bei uns in Deutschland ist die Nummer jedoch an vielen vorbeigegangen, weshalb hier es auch nur für Platz 38 in den offiziellen Single-Charts reichte. Falls auch ihr die Nummer in diesem Jahr verpasst habt, können wir euch nur wärmstens ans Herz legen einmal in die Single hineinzuhören.
Nach einer kurzen Release-Pause erfolgte dann Anfang September das Release von “Baggin‘“. Die über Marshmellos eigenes Label Joytime Collective erschienene Single ist eine Zusammenarbeit zwischen dem DJ mit dem weißen Marshmallow-Helm und dem aus Detroit, USA stammenden Rapper 42 Dugg, der in erster Linie für seine Beteiligung an Lil Babys Hit “We Paid“, der alleine auf SPotify 143 Millionen Streams generieren konnte, bekannt ist. Musikalisch geht die Nummer wieder Richtung Trap-Rap. Fans des Genres sollten auch in diese Single hineinhören. Die markante Stimme 42 Duggs hebt die Qualität von “Baggin‘“ extrem an und macht die Nummer erst zu einem erstklassigen Rap-Trap-Song. Mit knapp 9 Millionen Streams seit September ist der Single vor allem aufgrund des extrem kurzen Zeitraums seit dem Release der Erfolg auch auf keinen Fall abzusprechen.
Anschließend folgte nur eine Woche später sofort die nächste neue Marshmello-Single. Diese wurde passend zum Weltsuizidpräventionstag veröffentlicht und ist eine Mental-Healt-Hymne mit der die beiden Künstler ihren Hörern Mut zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz machen möchten. Die Schwierigkeit dessen spiegelt der Song genauso wie das Schaffen dieser Akzeptanz wieder. Musikalisch erwartete die Marshmello-Hörer bei “OK Not to Be OK“, so der Name des Songs, eine Pop-Single mit Dance-Einflüssen. Die erste Strophe legt einen klaren Fokus auf den gefühlvollen Gesang Lovatos, der folgende Zwischenteil, der bis zum Refrain reicht, steigen Piano-Klänge und Claps ein. Die folgende Hook sprengt dann die bis dato recht ruhige Wirkung und sorgt für gute Laune. Die Topline “It’s ok not tob e ok“ prägt sich bereits beim ersten Hören ein und sorgt so für den passenden Ohrwurmcharakter. Bis dato stehen knapp 70 Millionen Spotify-Streams auf dem Konto der Nummer und es werden sicherlich noch einige hinzukommen. Auch in den weltweiten Single-Charts konnte die Pop-Single ganz gut performen und schaffte es so vielerorts in die Top 50 und kletterte in den US-Dance-Charts sogar auf einen beeindruckenden zweiten Platz.
“Too Much“ lautet der Titel des letzten Single-Releases Marshmellos im Jahr 2020, das im Oktober erfolgte. Für den Song holte er sich gleich zwei Stars ins Studio: Zum einem den Newcomer-Produzenten Imanbek und zum anderen Star-Sänger Usher. Aus dieser Kooperation ist eine erfrischende Dance-Pop-Nummer entstanden, die 2010er Vibes mit dem in 2020 extrem beliebten Slap-House-Genre vereint hat. In der Prdouktion verschmelzen die Stile von Marshmello zu einem entspannten Dance-Track, der durch die Vocals von Usher in Form einer großen Portion Ohrwurm an zusätzlicher Klasse gewinnt. Das Gesamtkonzept der Nummer war einfach völlig stimmig: Ohrwurmcharakter und Radiotauglichkeit sind gegeben, beliebte Vibes zweier Jahrzehnte sind miteinander kombiniert worden und auch die richtigen Künstlernamen sind im Titel vorzufinden. Dem Titel stand also nichts im Weg um sich zum großen Hit zu entwickeln. Die Realität sah dennoch etwas anders aus. Lediglich in den US-Dance-Charts konnte die Nummer performen und kletterte dort auf Rang 8, aber auch sonst war die Nummer kein Riesenerfolg. 18,5 Millionen haben das Lied bis jetzt auf Spotify gehört. Das sind zwar auch für Marshmello akzeptable Zahlen, aber nichtsdestotrotz ist der Titel erfolgstechnisch hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Fazit: 2020 war für Marshmello zwar ein ganz erfolgreiches Jahr, aber mit den Erfolgen der letzten Jahre konnte Marshmello in diesem Jahr lange nicht mithalten. Das spiegelt sich auch in seiner Position beim DJ-Mag-Top-100-DJs-Voting wieder. Dort verlor er nämlich sechs Plätze und fiel so von Platz fünf auf den elften Rang. Musikalisch hatte Marshmellos 2020 nichtsdestotrotz einiges zu bieten. Wie auch in den letzten Jahren erschienenen neben einigen kommerziellen Dance-Pop-Singles auch Tracks aus anderen Genres. In diesem Jahr probierte sich Marshmello so im kommerziellen Rap, in Trap-Rap und auch im Dubstep. Den ursprünglichen Marshmello-Sound haben wir in diesem Jahr jedoch leider völlig vermisst. Für das kommende Jahr würden wir uns diesen definitiv wieder wünschen.
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