In jedem Musikjahr gibt es Überraschungshit, mit denen niemand rechnen konnte. Kleine Künstler sind durch einen Track auf einmal weltbekannt. Manchen gelingt damit der endgültige Durchbruch. Andere gehen mit den Songs als One-Hit-Wonder in die Geschichte ein. Auch im Jahr 2020 gab es große Hits von Künstlern, die vorher noch nicht bekannt waren. Es folgen die zehn größten Überraschungshits der vergangenen zwölf Monate.
Wir beginnen mit dem deutschen Act Purple Disco Machine und seinem Chart-Hit “Hypnotized“. Der Dresdener Produzent Tino Piontek steht seit einigen Jahren für fröhliche Disco-Sounds. In diesem Jahr entwickelte sich einer seiner Songs zu einem großen Hit. Der Track “Hypnotized“ erschien bereits am 8. April in Zusammenarbeit mit der Frontsängerin von Sophie and the Giants. Erst drei Monate nach dem Release wurden Radio-Stationen auf den Song aufmerksam und fingen an, ihn häufiger zu spielen. Im August machte sich der Airplay-Erfolg auch in Chart-Platzierungen bemerkbar. Von da an arbeitete sich Purple Disco Machine mit dem Song hoch bis auf Platz 18 der Charts. Einer der größten Radio-Hits des Jahres, der zeigt, dass es auch kleinere Produzenten in den Mainstream schaffen können.
Den gleichen Weg über das Radio nahm der Song “Control“ von Zoe Wees. Die Sängerin war zum Zeitpunkt des Releases, am 13. März, gerade einmal 17 Jahre alt und veröffentlichte ihre zweite Single. Bei ihr dauerte es nicht ganz so lange wie bei Purple Disco Machine, bis Radio-Stationen auf die Nummer aufmerksam wurden. Schon einige Wochen nach dem Release spielten einige Stationen “Control“. So ging es schon bald in die Single-Charts, in denen sich die junge Sängerin eine ganze Weile in den Top 50 halten konnte. In der Pop-Ballade überzeugt Wees mit ihrer kräftigen Stimme. Bedenkt man, dass es bei “Control“ erst um die zweite Single der Deutschen handelt, könnten wir in Zukunft noch eine ganze Menge von ihr hören.
Ein Überraschungshit, der uns auch nach der Jahreswende noch einige Zeit begleiten wird, ist “Jerusalema“ von Master KG, Burna Boy und Nomcebo Zikode. Der 23-jährige Produzent Kgaogelo Moagi, der als Künstler als Master KG auftritt, produzierte an seinem Computer ein simples Instrumental. Zusammen mit den eingesungenen Vocals von Nomcebo Zikode sollte es die Musikwelt erobern. Als im Netz immer mehr Menschen zu dem Song tanzten, wurde Major-Label Warner auf Master KG aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. In Zusammenarbeit mit Reggae-Musiker Burna Boy wurde eine Remix-Version aufgenommen. Als Gute-Laune-Song in der einsamen Zeit zu Hause spendet “Jerusalema“ positive Vibes und bringt Menschen aus aller Welt zum Tanzen. So entstehen zufällig Hits. Eine tolle Geschichte!
Ursprünglich aus dem Jahr 2019 stammt der Song “Some Say“ von der schwedischen Sängerin Nea. Zum Ende des Jahres begann das Lied mit dem “Blue“-Sample sich auch über den nationalen Raum hinaus einen Namen zu machen. So beschloss Felix Jaehn einen Remix zu der ruhigen Pop-Nummer aufzunehmen, der den Erfolg in Europa deutlich voranbringen sollte. Das Release erfolgte im Januar 2020. Letztlich setzte sich nicht eine einzelne Version durch, sondern beide Versionen wurden im Radio gespielt und performten auf Spotify. So verzeichnete sowohl das Original als auch der Remix weit über 100 Millionen Streams. In Deutschland platzierte sich bloß das Original in den Single-Charts. Man kann gespannt sein, ob man von der schwedischen Sängerin in Zukunft noch mehr hört.
Genauso wie Nea war auch unser nächster Artist vor seinem diesjährigen Hit national bekannt. Die Rede ist von Produzent Joel Corry aus England. Der House-Produzent hatte in den letzten Jahren schon ein paar kleinere Hits in der Club-Szene seiner Heimat. Der Song “Head & Heart“ übertraf jedoch alles bisher Erreichte. Zusammen mit Sänger MNEK, den manche vielleicht noch von “Never Forget You“ mit Zara Larsson kannten, veröffentlichte er den Dance-Pop-Song am 3. Juli. Zwei Monate später befand sich der Song mit den eingängigen AdLips in den Top 10 eines Großteils der Single-Charts in Europa. Wenn man “Head & Heart“ einmal hört, geht einem die Melodie nicht mehr aus dem Kopf. Die Nummer hat eine Entwicklung genommen, wie man sie sich als Produzent nur erträumen kann.
Der Ursprung einer Vielzahl an Überraschungshits im Jahr 2020 ist die Social-Media-Plattform TikTok. Unter dieser Kategorie fällt auch der Song “Supalonely“ von Benee und Gus Dapperton. Das Release geht auf Dezember 2019 zurück. Die neuseeländische Sängerin Benee ging mit dem Gute-Laune-Song im März auf TikTok viral und begleitete viele Nutzer durch die Quarantäne-Zeit. Der Hype um den Ohrwurm hielt in Deutschland einige Monate an. So war “Supalonely“ hierzulande auch im Rennen um den Sommerhit 2020 im Rennen. Der Erfolg flachte in den Sommermonaten dann jedoch ab. Als Überraschungshit lässt sich die Single dennoch beschreiben. Platz 26 der deutschen Single-Charts erreichen nur wenige neuseeländische Sängerinnen.
Ein weiteres Beispiel für den Einfluss von TikTok ist die Single “ily (i love you baby)“ vom amerikanischen Produzenten Surf Mesa und Sängerin Emilee. Im Original wurde der Song im November 2019 veröffentlicht. Durch die zunehmende Aufmerksamkeit unterschrieb Surf Mesa einen Vertrag bei Universal Music. Daraufhin wurde die Single neu veröffentlicht und erreichte die genannte Social-Media-Plattform. Die verträumte Atmosphäre des Songs sorgte im April für erste sommerliche Gefühle in den deutschen Haushalten. Schon bald landeten Surf Mesa und Emilee in den deutschen Top 10. Über den gesamten Sommer war “ily (i love you baby)“ in der Spotify-Playlist „Top Hits Deutschland“ zu hören und lässt sich somit als einer der Sommerhits des Jahres beschreiben. Musikalisch passt die Nummer einfach perfekt in den Sommer.
Zur Jahreswende befand sich der Song “Ride It“ von Regard auf dem Erfolgshöhepunkt. Bereits in den letzten Monaten von 2019 lief der Track in deutschen Radios an und platzierte sich in Single-Charts. Der Erfolg des Songs vom kosovarischen Produzenten Regard zog sich jedoch über viele Monate. Ursprung des Erfolgs war auch hier TikTok. Die Neuauflage des 2008er-Songs von Jay Sean wurde von mehr als vier Millionen Nutzern verwendet. Der Deep-House-Style und die eingängige Melodie setzten sich anschließend auch in den Radios und auf Spotify durch. Die Melodie von “Ride It“ haben die meisten Hörer wohl jetzt noch im Kopf. 2020 war für den Jungproduzenten Regard ein absolutes Erfolgsjahr, denn auch der Nachfolger “Secrets“ performte ganz solide.
Der Platz 2 der größten Überraschungshits des Jahres war ursprünglich eine Amateur-Produktion auf SoundCloud. Der kanadische Jungproduzent Powfu lud den Song “death bed (coffee for your head)“ ohne weitere Hintergedanken hoch. Im Laufe der Zeit erhielt die Produktion, die auf dem Gesang von beabadoobees “Coffee“ aus dem Jahr 2017 basiert, immer mehr Aufmerksamkeit. Anfang 2020 nahm Powfu ein Angebot von Columbia Records an und der Track ging mit dem Feature von beabadoobee an den Start. Ab dem Release nahm der Song die gleiche Entwicklung wie die vorigen Kandidaten in dieser Liste. Erst ging die Nummer bei TikTok viral, dann wurde sie auf Spotify und später landete “death bed (coffee for your head) in den Single-Charts. Mit dieser Methode wird im Jahr 2020 zum Star.
Es mag zwar redundant klingen, doch auch vom größten Überraschungshit des Jahres ist der Ursprung des Erfolgs die Plattform TikTok. Der kasachische Produzent Imanbek hat sich den US-Song “Roses“ von Rapper SAINt JHN aus dem Jahr 2016 geschnappt und ihm einen neuen Sound verliehen. Aus dem Hip-Hop-Song wurde ein Slap-House-Track mit Ohrwurmgarantie. Im Januar ging der Remix auf TikTok viral und platzierte sich in den deutschen Single-Charts. Der Erfolgshöhepunkt war April. Dort wurde “Roses“ unglaubliche 4,5 Milliarden Mal als musikalische Begleitung bei TikTok verwendet und kletterte in Deutschland auf Platz 3. In den Jahrescharts ist dieser Überraschungshit weit oben dabei. Innerhalb eines Jahres wurde aus dem unbekannten Produzenten Imanbek ein internationaler Star, der für einen Remix ein Mal Diamant, 27 Mal Platin und zwei Mal bekommt, mit Marshmello, Don Diablo und Afrojack zusammenarbeitet und für einen Grammy nominiert ist.
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