So etwas passiert auch nicht alle Tage: zwei dezidierte Hardstyle-Produzenten veröffentlichen eine Gemeinsame Bigroom-Single! Dass Headhunterz - oder Heady, wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird - Bigroom produzieren kann, hat er mit seiner auf Revealed Recordings erschienen Single „Once Again“ eindrucksvoll bewiesen. Mit „Live Your Life“ liefert er einen weiteren Beweis, dass ein Genrewechsel nicht zwingend auch einen kompletten Tapetenwechsel bedeuten muss.
Beim Namen „Headhunterz“ (oder mit bürgerlichem Namen Willem Rebergen) sollte es in jedem EDM-Fan klingeln. Bislang produzierte der Niederländer Hardstyle vom Feinsten und baute sich eine breite Fanbase auf (wie eine knappe Million Facebook-Follower belegt). Dennoch entschied er sich Ende des vergangenen Jahres dazu, einen Wechsel hin zum derzeit festivalrelevanten Bigroom-Stil zu vollziehen. Gemeinsam mit Hardwell veröffentlichte er auf dessen erstem Studioalbum „United We Are“ im Januar den Track „Nothing Can Hold Us Down“, der ebenso wie seine kurz darauf erschienene Produktion „Once Again“ andeutet, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat: Nicht etwa eine komplette Abkehr von seinen Hardstyle-Ursprüngen, sondern eine Mischung der Vorzüge beider Genres.
Bei einer Kollaboration mit dem Duo Crystal Lake - Handsuppern mit Leib und Seele - würde man sich eigentlich vorstellen, dass das Experiment Bigroom nach vier Veröffentlichungen bereits wieder abgehakt ist - das Gegenteil erwartet den Hörer bei „Live Your Life“, Headhunterz schafft es, auch Crystal Lakes Einfluss in soliden Bigroom umzumünzen.
Der Song beginnt mit einem Vocalpart, der von einer Akkordfolge unterlegt wird, die sich in ähnlicher Form auch in anderen Tracks von Headhunterz wiederfindet. Der Songtext handelt davon, den Moment zu genießen und sein Leben so zu anzunehmen, wie es ist. Ähnlich den Lyrics kommentierten Crystal Lake auch enttäuschte Fan-Kommentare über ihren augenscheinlichen Stilwechsel. Der Buildup hingegen lässt erahnen, in welche Richtung die Nummer noch gehen wird: ein typischer Hardstyle-Synthesizer baut Spannung auf den Drop auf. Die dazugehörige Melodie enthält allerdings dieselbe Akkordfolge wie der Hauptriff von Daft Punks „Harder, Better, Faster, Stronger“ und wirkt wenig innovativ, wenn auch eingängig.
Im Drop werden Hauptelemente des Hardstyles mit Bigroom-Kicks kombiniert, was wie schon in den vorhergehenden Produktionen eine interessante Mischung darstellt. Insgesamt kann sich der Drop wirklich sehen lassen und reißt den Zuhörer durch die Melodik seiner Synthesizer und die pure Energie, die in ihm steckt, mit. Schade ist nur, dass sich der zweite Teil des Tracks in keiner Weise vom ersten unterscheidet.
Fazit: Headhunterz hat es wieder einmal geschafft, dem Bigroom seine unverwechselbare Hardstyle-Handschrift aufzudrücken, wobei dieser Track - wohl dank Crystal Lakes Beteiligung - weit mehr nach Hardstyle klingt als seine vorherigen Releases in diesem Bereich. Eine gute bis sehr gute Nummer, die sich durchaus erfolgreich verkaufen dürfte - wenngleich der Daft-Punk-Riff stört.
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