2019 war das erste Jahr für Hardwell während seiner Auszeit von Liveshows. Musik produziert hat er allerdings trotzdem und darf daher nicht in unserem Jahresrückblick fehlen. 2019 hat der 31-jährige Niederländer es etwas ruhiger angehen lassen, nicht nur Live war er nicht zu sehen, auch die Anzahl der Releases ist dieses Jahr deutlich geringer als die Jahre zuvor. Dennoch wurden einige Tracks auf seinem Label “Revealed Recordings“ und auf anderen Labels veröffentlicht, auf die wir hier im Artikel eingehen werden. Vorab: Durch seine Auszeit hat die zweifache Nummer 1 des DJ-Mag Rankings, im Vergleich zu den letzten Jahren weniger Erfolg gehabt. Im DJ Mag Ranking, fiel er von Platz 3 auf den 12. Platz zurück. Ob er produktionstechnisch wirklich nachgelassen hat oder ob er den Erfolg durch den Verzicht auf seine Liveshows verloren hat, werden wir nun im kommenden Artikel prüfen.
Bereits am ersten Freitag des neuen Jahres veröffentlichte Hardwell “Being Alive“ gemeinsam mit der Sängerin JGUAR. Seit Juli 2018 warteten die Fans auf den Track, der als Follow-Up zu seiner 2013 erschienenen Nummer “Apollo“ angekündigt wurde. Der Track beginnt mit verträumten Klavierakkorden, anschließend hört man einen stotternden Synth, der für eine Steigerung innerhalb des Breaks sorgt. Letztendlich kommt ein Big Room-Lead, der in einen Progressive House-Drop übergeht. Im Gegensatz zu “Apollo“, welcher in seiner Heimat sogar mit Platin belohnt wurde, zündete “Being Alive“ jedoch nicht ansatzweise so gut. Trotz eines ähnlichen Songaufbaus, sowie einer durchaus ähnlichen Vocalpassage konnte “Being Alive“ nicht ansatzweise an den Erfolg seines Vorgängers anknüpfen. Auch die Meinungen der Fanbase gingen dabei durchaus auseinander.
Etwa einen Monat später kam die Single “Chase The Sun“, welche gemeinsam mit Dannic produziert wurde. Mit ihm schraubte Hardwell schon mehrmals an gemeinsamen Tracks, am erfolgreichsten war jedoch “Survivors“, der aktuell mehr als 10 Millionen Streams auf Spotify hat. Die Vocals steuerte Kelli-Leigh bei, die für “More Than Friends“ von James Hype die Vocals sang, der ein Jahr vorher zu einem großen Hit in Europa wurde. Der große Hit wurde “Chase The Sun“ zwar nicht, allerdings kam die Single zumindest innerhalb der Community gut an. Die Progressive House-Produktion wurde bereits beim World Club Dome 2018 als ID gespielt und war auch dort durchaus gut aufgenommen worden. Durch den kraftvollen Gesang von Kelli-Leigh und dem hymnenartigen Drop ist “Chase The Sun“ eine tolle Produktion geworden, welche auch bei dem einen oder anderen Festival gespielt wurde.
Anfang März veröffentlichte Hardwell seine erfolgreichste Single des Jahres. Für “Im Not Sorry“ holte er sich Unterstützung von Mike Williams, der 2018 mit Songs wie “Lullaby“ und “Feel Good“ Streams im neunstelligen Bereich erreichte. Auch bei “Im Not Sorry“ hört man klar den Future Bounce Stil von Mike Williams raus, der mit Hardwells Festival-Stil kombiniert wurde. Die Single beginnt mit Vocals, die ein wenig an einem Kinderchor erinnern. “Im Not Sorry“ ist in einem Stil produziert, den wir von Hardwell eher nicht kennen, der typische Big Room Sound rückt ein wenig in den Hintergrund und wird perfekt mit dem Future Bounce Sound von Mike Williams kombiniert. Bereits auf dem ADE 2018 wurde die Nummer gespielt und kam bei den Fans sehr gut an. Mit mehr als 27 Millionen Streams auf Spotify reiht sich die Nummer größentechnisch bei Hits wie “Bella Ciao“ oder “Out of This Town“ ein und gehört damit zu den erfolgreichsten Hardwell Tracks.
In eine völlig andere Richtung ging “Summer Air“. Die Single erschien, wie der Name schon drauf hinweist, im Sommer. Auch musikalisch ist er ganz klar ein Sommerhit und kein Festival-Banger. Mit 126 BPM gestaltet sich “Summer Air“ deutlich langsamer als die üblichen Hardwell-Produktionen. Auch vom Sound her, ist die Nummer eher im Dance oder Tropical House-Bereich anzusiedeln. Mit sonnig-fröhlichen Trompeten und einen perfekt kombinierten Piano sorgt “Summer Air“ für eine fröhliche Stimmung. Auch wenn Hardwell eigentlich eher im Festival-Sound tätig ist, wurde der Sommerhit trotzdem gut aufgenommen und schaffte es durchaus erfolgreich zu werden. Auf Spotify hat “Summer Air“ mittlerweile 15 Millionen Streams erreicht. Später wurde die Nummer auch noch von verschiedenen Interpreten, darunter Dubvision, Dr. Phunk und Sunnery James & Ryan Marciano, geremixed. Allerdings kam das Original am besten an.
Wieder puren Festival-Sound gab es mit der nächsten Single “Reckless“, die er gemeinsam mit Quintino produzierte. Die Single erschien als einziger Hardwell-Release 2019 nicht auf seinem Label “Revealed Recordings“ sondern bei “Spinnin Records“, da es ein Teil von Quintinos Album “Bright Nights“ ist. Bei vielen Fans war die Zusammenarbeit schon sehnsüchtig erwartet worden, da bis dato, 2019 noch keine Big Room-Nummer erschienen war. Gespielt wurde der Track bereits vorher von Quintino und auch von den DJ-Kollegen W&W, jedoch war erst kurz vor Release klar, dass es sich um eine Collab mit Hardwell handelt. “Reckless“ ist eine klassische Hardwell und Quintino Nummer, die sich stilistisch an vergangene Produktionen wie “Baldadig“ oder “Hands Up“ gemeinsam mit Afrojack anschließt. Da die Nummer kurz vor Beginn des “Tomorrowlands“ erschien, schaffte sie es dort zum Festival-Hit zu werden und wurde im Laufe des Sommers auf weiteren großen Bühnen gespielt. Auch auf Quintinos Album war sie, von allen dort erschienenen Big Room Nummern, die beliebteste.
Gegen Ende des Sommers veröffentlichte Hardwell seine einzige Solosingle des Jahres. “Retrograde“ überzeugte zwar nicht in der Masse, kam aber gerade bei langjährigen Hardwell-Fans extrem gut an. Das liegt vor allem daran, dass “Retrograde“ extrem Oldschool gestaltet ist. Die Nummer ist ein Big Room Track, der durchaus auch Elemente aus dem Trance aufgreift. Der Drop gestaltet sich sehr basslastig, aber ist durch die Synths trotzdem absolut melodisch. Im Gegensatz zu den letzten Releases ist die Big Room Nummer alles andere als kommerziell ausgerichtet, konnte aber dennoch absolut bei den Fans überzeugen.
Ende August veröffentlichte Hardwell die 10 Ausgabe der Compilation “Hardwell Presents Revealed“. Mit dabei ist auch die Single “Drop To The Floor“, die allerdings nicht als Solo-Release veröffentlicht wurde. “Drop To The Floor“ ist eine Electro House-Nummer, die auch wieder den feinsten Festival Sound bietet. Die Meinungen zum Song sind divers. Bei einigen Fans wirkt die Single etwas belanglos, andere wiederrum sind begeistert von der Nummer, die eine Mischung aus Electro House, Jungle Terror und Trap ist. Die Vocals von Richie Loop, bringen zusätzlich einen Hauch von Black Music in den Song, so wie es beispielsweise auch DJ Kollegen wie Sunnery James & Ryan Marciano machen. Der Reggae-Musiker aus Jamaika hat mittlerweile für einen Haufen von “Revealed “-Artists die Vocals gesungen, auch schon mehrmals für Hardwell.
Passend zum diesjährigen ADE kam im Oktober eine weiterer Festival-Banger. Gemeinsam mit Deorro, MAKJ und der Rapper Fatman Scoop veröffentlichte er nochmals einen kommerzielleren Festival-Track. Uraufgeführt wurde die Nummer 2018 auf dem Creamfields. Seitdem wurde “Left Right“ aber noch leicht verändert und in mehrerer Hinsicht bearbeitet. In der letztendlich erschienenen Version wurde die Single unter anderem von Fedde le Grand, W&W und Kura, aber natürlich auch von MAKJ und Deorro auf Festivals wie dem “Tomorrowland“ und dem “Ultra Music Miami“ gespielt. Gemeinsam mit MAKJ releaste Hardwell 2013 die Single “Countdown“. Seitdem war der US- Amerikaner an EDM-Hymnen wie “Party Till We Die“ von Timmy Trumpet und “Derp“ von den Bassjackers beteiligt. Mit Deorro hat MAKJ bereits schon einige Tracks gemeinsam released, die erfolgreichsten waren dabei “Bring It Back“ und „Shakalaka“. Für “Left Right“ hat Hardwell sich das Erfolgsdou mit ins Boot geholt. Letztendlich ist eine Mebourne Bounce Nummer entstanden, bei welcher man gerade die Einflüsse von Deorro sehr gut raus hören kann. Zwar war die Nummer nicht unerfolgreich, allerdings ist “Left Right“ deutlich schlechter angekommen, also die Singles, die Deorro & MAKJ beispielsweise mit Steve Aoki produziert haben.
Seine letzte Single des Jahres erschien vor etwa einem Monat. “Go To War“ konnten die Fans schon von der Compilation “Hardwell Presents Revealed Vol 10“ kennen. Außerdem spielte Suyano die ID der Nummer bei der diesjährigen Revealed Night beim ADE. “Go To War“ ist wieder eine Produktion im klassischen Hardwell-Stil. Die Vocals werden von dem Punksänger Robin Valo gesungen, der unter anderem schon mit Mike Williams und Blasterjaxx zusammengearbeitet hat. Der Drop ist eine gelungene Mischung aus Progressive House und Big Room, wie wir es z.B. schon von seinem Hit “Power“ kennen. Dank Suyano, der größenteils Progressive House-Nummern macht, wurden die Elemente gut mit Hardwells Big Room kombiniert. In den ersten paar Wochen konnte die Nummer mehr als eine Millionen Streams generieren, ob sie durch die Decke geht bleibt also abzuwarten.
Gerade in seinem erfolgreichsten Genre überzeugte der Produzent aus Breda nicht so wie in vergangenen Jahren. Während Hardwell 2018 noch die Hymne “Bigroom Never Dies“ gemeinsam mit Blasterjaxx produziert hat, sind 2019 nur noch wenige pure Big Room Nummern erschienen. Singles “Wie Reckless“, “Retrograde“ und “Go To War“ sind zwar in dem Genre einzuordnen, wurden aber nicht ansatzweise so erfolgreich wie seine Big Room-Hymnen aus den vergangenen Jahren. Dies mag vor allem daran legen, dass der “Hymnen-Faktor“ 2019 ausblieb. Die Innovation wie bei “Bigroom Never Dies“, “Unity“, “Live The Night“ oder „Call Me A Spaceman“ war dieses Jahr nicht vorhanden. Die Hoffnungen vieler Hardwell-Fans liegen bei dem neusten Release “Go To War“, allerdings konnte auch dieser Track bisher noch nicht so zünden, wie erwartet. Die erfolgreichsten Nummern stammen vor allem aus anderen Genres. “Im Not Sorry“ konnte definitiv seine Erwartungen erfüllen und ist definitiv der Lichtblick in einem sonst eher mäßig erfolgreichen Jahr. Auch “Summer Air“ kam durchaus passabel an. Die restlichen Singles allerdings blieben unter den Erwartungen vieler Fans. 2019 ist für Hardwell also in zweierlei Sicht ein eher ruhiges Jahr gewesen und man kann nur hoffen, dass 2019 wieder mehr Big Room und Progressive House Hymnen von ihm kommen werden.
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