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Füße hoch, die Witze kommen flach!

Da ist Musik drin: Der US-Präsidentschaftswahlwahn

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

Am Mittwoch wird die Wahl gewordene Rocky Horror Picture Show in Übersee hoffentlich zu einem mehr oder weniger gütlichen Ende gekommen sein. Bis dahin spielt die metaphorische Musik ganz in Ohio, Florida, Nevada und allen übrigen Swing States. Was zunächst nach Parov Stelars kommendem Tourprogramm klingt, sind in Wirklichkeit die Wechselwählerstaaten, in denen sich die US-Präsidentschaftswahl traditionell entscheiden dürfte. Bei wessen Wahlparty dann tatsächlich der Swing angesagt ist und wo der DJ eher die Blues-Platten aus der Truhe holen darf, ist aktuell noch völlig offen, selbst die zahlreichen politologischen Koryphäen der Dance-Charts-Redaktion trauen sich aktuell keine Prognosen zu. Vielleicht könnte der legendäre Orakelkrake Paul ja Abhilfe schaffen, wer weiß? Denjenigen, die ihren Unmut über das Wahlspektakel im Land der (derzeit noch) unbegrenzten Möglichkeiten in Alkohol zu ertränken suchen, sei an dieser Stelle davon abgeraten - ein Blick in diesen nicht immer ganz ernst gemeinten Kommentar erfüllt hoffentlich denselben Zweck ohne lästige, miauende Spätfolgen.


Crooked Clinton oder Donald Dump?

Wie nach inzwischen 240 Jahren USA bekannt sein dürfte, sind die US Presidental Elections mehr als nur die Wahl des mächtigsten Politikers der Erde - mit mindestens drei Fernsehdebatten sowie einer allumfassenden Berichterstattung über Funfacts und weniger Lustiges aus dem Leben der Kandidaten seit einem ganzen Jahr (!) vor dem Wahltag handelt es sich dabei auch um ein mediales Großereignis unerreichter Dimensionen. Während sich Reichsburger hierzulande vor den Buchstaben „U“, „S“ und „A“ ängstigen - einhellig vertretener Ansicht nach die Kurzform für „Uns schmeckt alles!“ - geht es jenseits des Großen Teichs weniger kulinarisch her: Unappetitlicher denn je läuft die Schlammschlacht der Kandidaten. „Crooked“ Hillary Clinton gegen Donald „Dump“ Trump heißt das Duell, das die Welt in Atem hält.

Ein Land auf dem „Highway to Hell“ - nie waren zwei Kandidaten unbeliebter als diese beiden, gleichsam wie ein Duell Dimitri Vegas gegen Like Mike oder Ten Walls gegen VINAI. Heißt es am Ende „Ahnungslos an die Macht“, wenn Melania Trump die Gardinen im Oval Office umdekoriert? Vielleicht analog Nena sogar „99 atomic bombs“? Oder sagt das amerikanische Volk „Oops, did it again“ und entscheidet sich zum inzwischen dritten Mal für eine(n) Clinton? Ob Präsident Nummer 42 die vielzitierte Antwort auf alles war, ist noch heute hoch umstritten. Nie traf das Mantra der Ärzte, „Männer sind Schweine“, eher zu, als während dieses Wahlkampfes. Oder wie die Toten Hosen mit zwei- bis dreideutigen Hintergedanken sagen würden: „Hier kommt Donald!“

In der Retrospektive wird man vielleicht dereinst lachend vor dem Kamin sitzen und die bis dahin sicherlich zuhauf entstandenen „Epic Rap Battles Of History“ zwischen der Frau aus dem Establishment und dem Immobilien-Tycoon begutachten. Und das obwohl Rap wohl der letzte Musikstil ist, der den Geschmack der beiden Kandidaten trifft! Denn eines muss man beiden lassen: Für ihre Kampagnen trafen beide eine exzellente Musikauswahl - mit dem besseren Ende für die Demokratin. Clinton wartete der so wichtigen Millennials-Wählerschaft auf ihrer Vorwahlkampagne immerhin mit dem Track „Waiting“ von Throttle und Oliver Heldens auf. Zuletzt gewann sie sogar den amerikanischen EDM-Megastar Steve Aoki für sich, der am vergangenen Donnerstag ein Set samt Torten im Rahmen einer ihrer Wahlkampfveranstaltungen abfeuerte - ob Hillary Clinton auch einen Kuchen abbekommen hat, ist leider nicht überliefert.

Auf republikanischer Seite hätte es für Fans der elektronischen Musik so einfach sein können, Marco Rubio zum Kandidaten zu wählen. Floridas Senator ist selbst großer Fan von EDM-Legenden wie Avicii oder Axwell Λ Ingrosso und machte einst von sich Reden, als er einem Reporter den Mund verbot, als dieser EDM als „party music“ bezeichnete. Allerdings liegt auch Trumps Musikauswahl auf ungeahnt hohem Niveau - zu seinem Pech hagelte es allerdings Verbote von allen Seiten. Namhafte Musiker wie die Überreste von Queen, Neil Young, die legendären Rolling Stones, R.E.M., Adele oder Luciano Pavarotti untersagten dem umstrittenen Kandidaten die Nutzung ihrer Werke auf seinen Wahlkampfveranstaltungen.

Widerstand formierte sich auch in der US-amerikanischen EDM-Szene. Die Chainsmokers, MAKJ, Diplo, Zedd und Steve Aoki bilden hierbei nur die Spitze des Eisbergs, auf den Trumps Kampagne unweigerlich zusteuert. Wie es im Falle eines Wahlsiegs des Republikaners mit den Bleiberechten des deutschen „Gastarbeiters“ Zedd aussieht, ist noch nicht abschließend geklärt, allerdings kündigte der Kaiserslauterner Russlanddeutsche für diesen Fall bereits seinen Rückzug nach Deutschland an. Bei dem diesjährigen umstrittenen DJ-Mag-Top-100-DJs-Voting warb der niederländische DJ und Produzent Dyro als Parodie von Trumps bekannter Catchphrase gar mit dem Slogan „Make Top 100 Great Again!“.  Auch MAKJs mehrfach öffentlich geäußerte Aufforderung zum Coitus mit dem Immobilien-Tycoon dürfte dann wohl kaum unbeantwortet bleiben.

Getreu dem Motto „Stumpf ist Trump(f)“ nähert sich der US-Wahlwahn unaufhaltsam dem Ground Zero - auch wenn der Zustand „Null Niveau“ bereits seit Längerem vorherrscht. Während beide Kandidaten in dieser weltgrößten Castingshow noch ihres ganz persönlichen Dieter-Bohlen-Erlebnisses harren, fragt sich unsereins im beschaulichen Deutschland dann doch, ob denn keine wichtigeren Nachrichten als die seit knapp einem Jahr ubiquitäre mediale Berichterstattung über den US-Wahlkrampf anliegen. Ab Mittwoch gibt es in den Klatschspalten zwischen demokratischer Not und republikanischem Elend dann auch wieder Platz für weltbewegende Nachrichten. Dann dominiert wieder Daniela Katzenbergers siebenunddreißigste Silikon-Sitzung die Klatschpresse anstelle von Donald Trumps Dreifachscheitel und Hillary Clintons natürlich gewachsenem Stahlhelm. Aber mal im Ernst: Rafael van der Vaarts „Yologamie“ und „DJane“ Paris Hiltons Vergehen an unschuldigen Pioneer-Mixern sind ja auch die weitaus packenderen Themen für unsere Generation von „Swaggernauten“...

Da ist Musik drin: Der US-Präsidentschaftswahlwahn

 

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Über den Autor
Maximilian Wild

Ich bin Jurastudent und bereite mich derzeit auf mein Staatsexamen vor. Meine Interessenschwerpunkte liegen im Bereich des geistigen Eigentums, das sich mit meinem ausgeprägten Interesse für Musik trifft. Für Dance-Charts.de verfasse ich hauptsächlich Nachrichten, Kommentare und Kolumnen, die sich mit aktuellen Entwicklungen der Szene befassen. Ich favorisiere kein Genre besonders, sodass sich in meinen Playlisten bunte Mischungen aus Tech House, Hardstyle und EDM finden. Mein absoluter Lieblingsact ist allerdings das deutsche House-Duo Claptone.

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