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„Durch ein Schulprojekt bin ich DJane geworden.“

Sophie Francis: 19-jährige DJane im Interview

(Geschätzte Lesezeit: 5 - 10 Minuten)

Sophie Francis: 19-jährige DJane im InterviewSophie Francis

Die Integration von Frauen in der EDM-Szene ist aktuell ein kontroverses Thema, welches unter anderem durch Steve Aoki kürzlich für Diskussionen sorgte. In der EDM-Szene gibt es einige weibliche DJs (oftmals DJanes genannt) mit einem relativ großen Namen. Einer der Größten ist Sophie Francis. Die Niederländerin gehört zur „neuen Generation“ von Spinnin‘ Records und sorgt momentan in der Reihe der Jungspunde zusammen mit Mesto, Mike Williams und Co. für Furore. Die 19-jährige Produzentin hatte mit “Without You“ in 2017 ihre Debütsingle auf Spinnin‘. Nach einem massiven Erfolg ging es mit “Lovedrunk“ positiv weiter. In das Jahr 2018 ist Sophie Francis mit der Single “Hearts Of Gold“ gestartet. Wir haben zu diesem Release ein Interview mit der sympathischen Dutch-DJane geführt und haben einiges über ihre Ursprünge und ihr Privatleben erfahren.

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Dance-Charts: Am 26. Januar 2018 hast du deinen aktuellen Track “Hearts of Gold“ auf Spinnin‘ Records veröffentlicht. Wie fielen die Reaktionen der Fans aus?

Sophie Francis: Den Leuten es hat es sehr gefallen. Sie empfanden den Drop mit der Flöte als extrem einprägsam und sie liebten die positive Energie, was genau meine Absicht war. Ich habe zusätzlich viele positive Kommentare über die großartige Stimme von Nicole Bus gelesen.

Dance-Charts: Wann hattest du begonnen, am Track zu arbeiten, wie lief die Produktion ab und wann hattest du ihn fertiggestellt?

Sophie Francis: Die Produktion hat im November 2016 während einer Session in Amsterdam begonnen. Die Hauptidee des Songs war es, etwas Fröhliches und Liebliches zu schaffen. Dabei habe ich mit der Sängerin und Songwriterin Nicole Bus und drei weiteren Songwritern zusammengearbeitet. Das war ein volles Studio (lacht). Nach der Session habe ich es zusammen mit meinem Freund James Ericsson produziert. Wir haben ungefähr 51 verschiedene Version des Tracks gemacht. Das war die längste Produktionszeit aller Zeiten (lacht). Das hat fast ein Jahr lang gedauert. Deshalb sind wir glücklich, dass die Nummer nun endlich raus ist.

Dance-Charts: Was ist die Botschaft hinter dem Song?

Sophie Francis: Es geht um das Feiern der Liebe. Der Track soll dem Hörer ein gutes Gefühl geben. Der Text beschreibt die Gefühle, wenn man zusammen ist und sich vollkommen frei fühlt.

Dance-Charts: Am 11. Februar hast du noch einen Remix zu “So What“ von Sam Bruno veröffentlicht. Im Gegensatz zu deinen anderen Tracks ist er sehr aggressiv und verwendet einen fetten Trap-Drop. Wie kam dieser Style zustande?

Sophie Francis: Ich liebe die Energie des Songs, aber es ist nicht etwas, das ich normalerweise für meine Tracks verwende. Es hat sehr Spaß gemacht mit diesem Sound zu experimentieren. Ich wollten einen Remix machen, der perfekt zum originalen Track und dem Text passt. Es war ziemlich schwierig, eine neue angenehme Stimmung und die Energie aus dem Originalssong in einem Remix zu kombinieren. Ich habe einen Trap-Sound gewählt, weil der Remix auf Atlantic Records aus den USA veröffentlicht wurde, deshalb wollte etwas machen, was den Leuten dort besonders gefällt.

Dance-Charts: Seit 2017 hast du einen Vertrag bei Spinnin‘ Records. Wie bist du auf ein solch großes EDM-Label gestoßen?

Sophie Francis: Ich habe im Jahr 2016 selbstständig damit angefangen, Musik zu veröffentlichen. Nach meinem fünften Release “Walls“, welches eine große Unterstützung von den großen niederländischen Radio-Stationen erhalten hatte, waren mehrere Labels an potenziellen Kollaborationen interessiert, sodass ich mit meiner Managerin in Kontakt trat. Sie hat sich mit allen auseinandergesetzt und wir haben dann das Label ausgesucht, bei dem wir dachten, dass es am Besten zu mir passen würde. Ein Teil der Spinnin‘-Familie zu sein, war schon immer ein Traum von mir!

Dance-Charts: Lass uns zu deinen Wurzeln zurückgehen. Wie bist du zum EDM gekommen und wie hast du das DJing/Produzieren erlernt? 

Sophie Francis: Wenn ich mich recht erinnere, seitdem meine Eltern Zuhause einmal Deep-House-Musik gespielt haben. Einmal waren wir mit der Familie im Urlaub in Ibiza und einer der besten Momente war der Besuch des „Blue Marlin“, ein berühmter Ort auf der Insel. Als wir da waren, hat Goldfish dort gespielt und ich war von Anfang an begeistert. Ich habe es geliebt. Später als ich 14 Jahre alt war, sollte ich für ein Schulprojekt innerhalb von neun Monaten einen Track entwickeln. Ich wollte etwas mit Musik machen, denn zu der Zeit hatte ich bereits seit mehreren Jahren Klavier gespielt. Ich habe begonnen zu recherchieren und gemerkt, wie DJs mit ihrer Musik ihre Gefühle und Energie auf die Leute übertragen können. Das hat mich so beeindruckt, dass ich genau wusste, dass ich das gerne machen würde.

Durch eine DJ-Schule in Eindhoven trat ich mit einem Musiklehrer in Kontakt, der mir das Mixen beibrachte. Während dieser Zeit wollte ich auch lernen zu produzieren. Ich hatte kein klassisches Training in einer Musikschule. Ich wünschte, ich hätte die Zeit gehabt und es getan. Das hätte sehr geholfen. Aber ich habe mit meinem einfachen Laptop und einer DAW angefangen. Ich habe einige Dinge ausprobiert, bis ich das gefunden habe, was am ´besten gepasst hat und das war bei mir Ableton. Ich habe die Software „Sound Libraries“ entdeckt, habe viele Online-Studio-Sessions geguckt, mir Tipps und Tricks abgeschaut … dann als beim Selbstversuch nicht viel beziehungsweise nichts Gutes gelungen ist, habe ich Produktions-Unterricht genommen, um mir beim Start etwas unter die Arme zu greifen. Habt keine Angst um Hilfe zu beten, denn die erfahreneren Produzenten können dir bei Dingen helfen, die für dich vielleicht unmöglich erscheinen, aber die tatsächlich einfacher sind als sie wahrscheinlich am Anfang scheinen. Ich habe eine lange Zeit im Studio mit Produzenten-Freunden verbracht und Ideen und Kenntnisse ausgetauscht. Das hilft einem als Produzent und inspiriert einen … und dann muss man so viele Stunden aufwenden, wie man nur kann!

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Dance-Charts: Du hast viele Tracks veröffentlicht und bist schon auf Tour in einem sehr jungen Alter. Wie hast du die Touren und Produktionen mit der Schule unter einen Hut bekommen?

Sophie Francis: Um ehrlich zu sein, war es nahezu unmöglich, in der Schule auf dem neusten Stand zu sein, aber ich wollte wirklich beides kombinieren: mich mit der Musik beschäftigen und meinen Abschluss machen. Wenn ich keine Schulferien hatte, habe ich mich neben der Schule circa 30 Stunden mit meiner Musik beschäftigt und wollte am Wochenende ein paar Shows geben. Während der Ferien konnte ich ein bisschen touren. Ich hatte keine freie Minute für andere Dinge. Das war manchmal ziemlich hart, aber ich habe viel Verpasstes nachgeholt. Der Kaffee hat mir geholfen (lacht).

Dance-Charts: Du bist jetzt schon seit mehreren Jahren auf Tour. Welches Festival oder welcher Club hat dir am Meisten gefallen?

Sophie Francis: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe an vielen großartigen Orten gespielt, aber wenn ich etwas aussuchen müssten, würde ich definitiv das Ultra Music Festival in Miami und das Tomorrowland wählen. Ich habe es auch sehr genossen auf der Mainstage in Valencia vor 35.000 Leuten zu spielen. Es war das erste Mal, dass ich vor einer solch großen Menge gespielt habe und es war sensationell. Die Energie, die man von den Leuten gespürt hat, war unbeschreiblich. Der beste Club, in dem ich jemals gespielt habe, ist wohl der “BCM Mallorca“. Es war einer der besten Clubs der Welt mit großartigen Special Effects … es kam einem vor wie ein Festival im Inneren des Clubs. Und der Klang, die Animationen, die Menge, das Team … alles dort war super. Es ist wirklich schade, dass sie geschlossen haben.

htts://www.youtube.com/watch?v=unFinlqsEgc

Dance-Charts: Jedes Jahr wird das kontroverse DJ-Mag-Voting veröffentlicht. Es gibt da auch ein Ranking für weibliche DJs. Letztes Jahr bist du auf Platz 27 gelandet. Möglicherweise schaffst du es in diesem Jahr in die Top 10. Was bedeutet das Ranking für dich?

Sophie Francis: Ja, auf jeden Fall ist es schön zu sehen, dass man in dem Ranking so hoch steht. Danke, für den massiven Support. Auf der anderen Seite finde ich es nicht gut, dass es eine eigene Liste für Frauen gibt. Wir sollten die originalen Top 100 in Ansturm nehmen. Frauenpower!

Dance-Charts: Kürzlich hat Steve Aoki eine kleine Debatte über Frauen in der EDM-Szene gestartet. Du bist einer der größten weiblichen Vertreter der Szene. Wie stehst du als DJane zu diesem Thema?

Sophie Francis: Ich liebe Steve, seitdem ich ihn zum Anfang meiner Karriere zum ersten Mal in den Niederlanden getroffen habe. Er war sehr nett zu mir. Ich mag ihn sehr und ich stimme ihm da vollkommen zu. Frauen und Männer sollten gleichbehandelt werden, deshalb mag ich auch den Begriff “DJane“ nicht so wirklich, wir sind doch auch DJs. Wir Frauen arbeiten hart, oder vielleicht sogar noch härter, um uns in der Welt der Männer beweisen zu können, denn die Leute verurteilen Frauen schneller.

Dance-Charts: Zum Abschluss drei persönliche Fragen. Hast du eine Beschäftigung, der du nachgehst, um dem Stress der Arbeit zu entfliehen?

Sophie Francis: Ich mache gerne CrossFit (Anm. d. Red. eine Fitnesstrainingsmethode und zugleich Kampfsportart). Daneben ist eigentlich alles aktuell mit Musik verbunden (lacht). Ich liebe einfach, was ich mache, deshalb fühlt es sich nicht wirklich wie Arbeit an. Ich brauche keinem Stress zu entfliehen.

Dance-Charts: Hier sind sechs populäre EDM-Genres. Sortiere sie danach, wie sehr dir die Genres gefallen…

Bigroom; Future House; Trap; Future Bass; Progressive House; Deep House

Sophie Francis: Das ist eine extrem schwierige Frage. In meinen Sets kombiniere ich eigentlich fast alle Styles, die ihr da oben notiert habt. Das gilt auch für meine Produktionen. Momentan denke ich Future House und Future Bass würden bei mir persönlich die höchste Punktzahl erreichen, obwohl ich es auch sehr mag Bigroom und Progressive House in meine Sets zu integrieren. Das Genre, das bei mir die niedrigste Punktzahl erreichen würde, wäre Deep House, weil ich mit diesem Style einfach keine Energie übertragen kann.

Dance-Charts: Was denkst du, sollte ein erfolgreicher DJ/Produzent heutzutage mitbringen? Nenn uns fünf Dinge…

Sophie Francis: 1) Geht aufs Ganze, nicht nur Produzieren, sondern auch Shows spielen und auflegen. Knüpft Kontakt zu Leuten, lest ihre Reaktionen und nehmt diese ernst. Übertragt eure Energie auf sie. Dann wird sich das später auszahlen. 2) Macht eure Musik nicht für andere, sondern macht sie für euch selbst. Wenn ihr eure Musik liebt, werden andere das sicherlich auch tun. 3) Hört euch die Kritiken von anderen an, aber traut euch auch manchmal eigensinnig zu handeln. 4) Arbeitet mit so vielen Leuten wie möglich zusammen. Sogar wenn ihr denkt, ihr hättet schon alles gelernt, habt ihr es nicht. Lernt von dem, was andere anders machen, denn das könnte oftmals besser sein. 5) Nehmt euch Zeit für eure Fans. Nehmt euch Zeit, ihre Kommentare in den sozialen Netzwerken zu beantworten und macht Fotos, wenn jemand euch auf der Straße erkennt. Das bedeutet ihnen extrem viel.

Dance-Charts: Vielen Dank für das Interview. Hast du ein paar letzte Worte an deine deutschen Fans?

Sophie Francis: Ich kann es kaum erwarten erneut in Deutschland zu spielen. Die letzten Male, als ich dort gespielt habe, war es wirklich verrückt und hat viel Spaß gemacht. Ich möchte euch unbedingt wiedersehen und kennenlernen.

 

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Über den Autor
Henry Einck

Mein Name ist Henry Einck und ich habe mich im Mai 2015 der Redaktion von Dance-Charts angeschlossen. In den letzten Jahren hat sich die elektronische Musik zu meiner Leidenschaft entwickelt und ist mittlerweile neben dem Sport, der Teil meines Lebens, dem ich am meisten Aufmerksamkeit schenke. Neben dem Verfassen von Musikrezensionen und Boulevard-News, ermöglicht mir Dance-Charts durch Interviews näheren Kontakt zu den DJs. Ich sammele sowohl musikalische als auch journalistische Erfahrungen, die mich bei dem Berufswunsch des Journalisten weiterbringen könnten.

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