Ich habe ja noch immer etwas Sorge, dass plötzlich bei einer Live-Show Tel Aviv mit Raketen der Hamas angegriffen wird. Unwahrscheinlich? Nicht unbedingt, denn obwohl die weltoffene Stadt mit großartigen Clubs und Atmosphäre wie in einer Life-Style Blase wirkt, der nicht passieren kann, liegt die Stadt mitten im Konflikt-Gebiet. Und obwohl das größte Musik-TV-Event der Welt für Frieden und freier Liebe steht, findet es in einer unruhigen Zeit, an einem unruhigen Ort statt. Hoffen wir, dass das friedliche, schmachtige Event in Frieden gelassen wird.
Die Songs des ersten Halbfinals wirkten wie mit angezogener Handbremse performt. Die BPM sind in diesem Jahr sehr gering, die Sound-Abmischung echt schaurig, da der Zuschauer jeden schrägen Ton voll mitbekommt. Das erste Halbfinale war das schwächere der beiden. Das bedeutet, dass am morgigen Donnerstag einige Favoriten fallen werden. Doch das ist bereits auch beim gestrigen, ersten Halbfinale passiert. Belgien und gerade Ungarn waren gut im Rennen, sind jedoch herausgeflogen.
Hier folgt eine kleine Liste mit Eindrücken zu jedem teilnehmenden Land. Jede Aussage kann gut per Copy-And-Paste am Samstag beim Finale per SMS, WhatsApp-Message oder Twitter verschickt werden. Dann bitte immer mit dem Hashtag #DanceCharts ?. Namen und Titel habe ich einfach mal weggelassen, da sie ohnehin direkt wieder in der Versenkung verschwinden…
Island, ja. Lordi meets Marilyn Manson. Schon schräg (übrigens auch so gesungen), das passt als besonderer Act für einen überraschenden einstelligen Platz im Finale. (Mir gefällt, dass sie auch im Green Room in ihrer Rolle bleiben.)
Zypern zeigte ein wenig weniger Willen zum Siegen als das (fast) gleiche Lied vom letzten Jahr. Hoch gelobt, das wird aber nur Mittelfeld.
Estland hat eine Gitarre dabei, die ihm weggenommen wird und er sie am Ende zurückbekommt. Dazwischen passiert auch nicht viel.
Griechenland bietet Main-Stream Pop, der in dem schwachen ESC 2019 Jahrgang trotzdem nicht hängen bleibt. Schon wieder aus dem Kopf.
Serbien ist Schnarch. In der Tradition der großen Kleider und großen Gesten gibt es eine Power-Ballade auf die Ohren.
Weißrussland geht weniger in der Masse der Hupfdohlen unter als erwartet. Etwas ungewöhnlicher als das ganze Tüll-Angebot des Jahres. Gar nicht so schlimm.
Tschechische Republik bietet eine Uptempo-Nummer, die nett zum Kopfwippen ist…oder um neue Chips zu holen.
San Marino also…ähm, hat halb so viel Bewohner wie Lüdenscheid und steht im Finale des ESC mit einem Interpreten, der auf jedem Tanztee im nordwestlichen Sauerlands die Gebisse der reiferen Damen klappern lässt.
Slowenien grüßt mit "Sebi" Milows "Ayo", nur etwas langsamer und… slowenischer. Aber da sollte kein Plagiat-Jäger genauer hinhören.
Australien hat sich in diesem Halbfinale am besten verkauft und schließt im Finale - trotz fiesem Chorus - zur Spitze auf.
Zudem haben sich kurz die Hälfte der Big-Five plus One vorgestellt. (Das sind die Länder, die direkt ins Finale kommen, da sie mehr in den Topf der europäischen Fernsehanstalten zahlen):
Frankreich erhält meinen Respekt für eine Performance mit echter Aussage, die gut umgesetzt ist. Chancen auf den Sieg? Nö. Aber der Song wird gut in den Wettbüros gehandelt.
Israel ist als Gastgeber auch für das Finale gesetzt und braucht sich keine Sorgen machen zwei Jahre in Folge den ESC auszurichten.
Italien leuchtet in Pastell-Tönen. Etwas übermotiviert, aber OK. Mittelfeld. Punkt.
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