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Intransparenz und Unfairness?

Ikke Hüftgold vs. die deutsche ESC-Delegation

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

Ikke Hüftgold vs. die deutsche ESC-Delegation Der ESC findet dieses Jahr in Liverppol statt.

Haben alle nur alles falsch verstanden oder was ist da wieder los, beim deutschen Eurovision Song Contest? Matthias Distel (mit seiner Party-Schlager-Figur Ikke Hüftgold) versucht mit einem sehr offensiven Statement die ARD aus der öffentlich-rechtlichen Lethargie zu locken - und es klappt … ein bisschen.


Kompletter Austausch der ESC-Delegation

Dabei geht Ikke Hüftgold direkt auf eine hohe Eskalationsstufe und schreibt: „Ich fordere als GEZ-Zahler für 2024 den kompletten Austausch der ESC-Delegation des NDR und den sofortigen Rauswurf von Peter Urban als Kommentator in Liverpool.“

Klar, das Konzept des deutschen ESC krankt seitdem die Zwitscher-Chanson-Tage vorbei sind. Die Innovation der aktuellen ESC-Jahre ist ins Stocken geraten, zu viel Betriebsblindheit, zu viel „Eierschaukeln“, zu viele „Man-Könnte-Mal-Worthülsen“.
Wäre der deutsche ESC (vertreten durch die erwähnte ESC-Delegation des NDR) ein mittelständisches Unternehmen, hätte es aufgrund der Strategie der späten 1980er Jahre schon lange Konkurs anmelden oder sich bereits vor Jahren neu erfinden müssen. Bis auf die „Raab-Jahre“ waren alle Versuche zu punktuell und antriebsarm. Eine Runderneuerung steht an. Die Talare abgelegt und einfach ganz neu gedacht - alles.


Systeme treffen aufeinander

Mit dem Hüftgold-Statement treffen erstmals Systeme um eine ESC-Diskussion aufeinander. Das gefällt mir. Der Nutzen aus dieser eher schlammigen Angelegenheit ist vielleicht der erhoffte, „echte“ Neubeginn, den der deutsche ESC so dringend braucht. Die Art und Weise, wie kommuniziert wird, ist dagegen nicht so schön. Die Rückmeldung der ESC-Redaktion fällt ruhig und sachlich aus. Ein unterdrücktes Beben in der „schriftsprachlichen Stimme“, mit der Sorge darum, dass die Boulevard-Maschine voll anzieht und der Deckel nicht mehr auf die intransparente ESC-Suppe passt, ist eine reine Interpretation von mir.


Ikke-Imperium und Party Schlager-Community

Die mediale Sorge sollte beim NDR durchaus gegeben sein, denn Ikke Hüftgold ist kein „armer song-schreibender Zweitplatzierte“. Vielmehr bedient er eine riesige Medienmaschinerie mit wesentlich mehr als das immer gerne aufgegriffene mob-gleiche Publikum der Partyhochburgen. Die Party-Schlager-Community ist vielschichtig. Es ist einfach Musik zum Wohlfühlen und Urlaub im Kopf - für Akademiker, Arbeiter, Teens und Silver-Ager. Wenn also Ikke Hüftgold etwas sagt, dann wird es gehört, dann ist es Gesprächsthema in Schulen, auf den Fluren der Büros und bei den Mittagspausen auf dem Bau.  


Wahl der Sprache

Diese Medienpräsenz weiß Matthias Distel musikalisch zu nutzen. Doch sein Statement zeigt auch, dass er bei weitreichenden Themen mit Feingefühl und Weitsicht formulieren muss. Er sollte nicht nur ein Lied mit gutem Text schreiben, sondern ist mittlerweile eine solch einflussreiche Person, dass er auch Statements mit gutem Text schreiben sollte, um Fakten mit Quellen zu liefern. Es wäre ihm ein Leichtes manipulative Meinung, mit einem freundlich-objektiven Anstrich, zu machen, um dann dezentral Massen zu lenken. Aus diesem Grund hoffe ich, trotz der Diskussion und Wichtigkeit des Themas, um saubere Kommunikation. Andererseits kann ich die Zuspitzung des Statements verstehen, da ansonsten viel Energie im Nichts verpufft.

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Mein Lieblings-Peter-Urban

Peter Urban sehe ich nur als Katalysator an. Klar, Urban war schon ein paar Jahre ESC-Oldie. Als Musiker würdigt er aber alle Ideen und wird das Spektakel alljährlich feiern und wird dafür dankbar sein, seinen Teil dazu beizutragen. Selbst seine nicht mehr ganz mit herzblutender Vielschichtigkeit verfassten Einschätzungen zu Interpreten, Songs und Bühnenshow, sowie verlegte Zettel in den Live-Moderationen waren dabei noch immer weit mehr als befriedigend. Aber vor dem ESC-Abdanken (er bleibt ja mit Kernkompetenz für Radio und Podcast erhalten), wurde er nun noch einmal instrumentalisiert. In diesem Fall nicht durch den Diss von Distel, sondern durch den Artikel von Martin Zips im SZ-Interview. Hier wurden Peter Urbans Aussagen auf Boulevard-Niveau angereichert, um Klicks zu generieren (Achtung, das ist meine Meinung als Autor). Peter Urbans Job war immer fachlich, überspitzt und bissig zu kommentieren. Dabei hat er, mit britisch-gleichem Humor sehr fein die grüne Zone der Wertschätzung eingehalten. Wenn er dann nicht im O-Ton, sondern zugespitzt wiedergegeben wird, dann klingt es schnell negativ. Urban kann man nur vorwerfen, dass er erfahren genug sein sollte, dass ihm solch ein Instrumentalisieren nicht mehr passiert. Schadet es Peter Urban? Nein, sein neues Buch „On Air - Erinnerungen an mein Leben mit der Musik“ wird sich eher besser verkaufen und nach ein paar Monaten bleibt nur noch ein „Geschmäckle“, das auch schnell vergeht. Am Grand-Monsieur der Musikmoderation wird es - berechtigterweise - nicht nachhaltig hängen bleiben.

Fazit: Schon ganz schön viel Schlamm, mit unvorhersehbaren Tiefen und eine neue Bewertung vom Media-Outreach durch Matthias Distel mit viel Verantwortung einerseits. Andererseits bleibt interessant, wie der „serious incident“ für die ESC-Redaktion des NDR weitergeht. Wieso nicht den Bock zum Gärtner und Ikke Hüftgold zum Head of Delegation machen? Das hat doch bei Stefan Raab auch schon einmal funktioniert. Alles kann, nichts muss - außer anders, das muss wirklich.

 

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Über den Autor
Marco Boehm

Musik begleitet mich im Leben. Als Musiker, Songwriter und DJ sind Beats und Rhythmus die Grundlagen für das Musikgefühl. In Kombination mit musiktheoretischem Hintergrund wird daraus ein ganzheitliches Musikverständnis. Elektronische Clubmusik kann mich dabei genauso beeindrucken wie Pop, Rock oder Chartmusik. Selbst der Eurovision Song Contest fasziniert mich. Aus diesem Grund lasse ich mich auf keine Musikrichtung festlegen.

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