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Vom Geigenunterricht zum Top-Producer

Exklusiv: Interview mit Felix Jaehn

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten)

Dance-Charts.de hatte die Chance, im Rahmen des „Festival der Einheit“ von Coca-Cola, Felix Jaehn persönlich zu treffen und mit ihm zu sprechen. Da viele unserer Leser selbst DJs sind und Interesse am Produzieren haben, haben wir uns mit ihm mehr über den Musikschaffenden Felix  unterhalten, als über die öffentliche Figur Jaehn.

 

Dance-Charts: Hallo Felix, vielen Dank, dass du dir für die Leser von Dance-Charts.de Zeit nimmst und uns einen Blick hinter die Kulissen des Musikers ermöglichst. Wie kannst du deine Motivation mit Anfang Zwanzig aufrecht erhalten, nachdem du schon alles erreicht hast, was man sich als Producer wünscht?

Felix Jaehn: Hallo. Ich freue mich auf das Interview. Ich sehe es genau anders herum. Was soll mich mehr motivieren als die Erfolge? Ich mache meine musikalische Arbeit sehr gerne und jeder der einen Nummer 1 Hit hatte, möchte das wiederholen.

Dance-Charts: Wie sehen denn deine nächsten Big Goals aus?

Felix Jaehn: Definitiv steht mein erstes Studioalbum im Vordergrund. Es ist noch in Arbeit und wird am Anfang des nächsten Jahres auf dem Markt erscheinen. Ich habe natürlich die Hoffnung, dass es so erfolgreich wird, wie die Singles. Ich möchte ein Gesamtwerk abliefern, das die Leute feiern.

Dance-Charts: Hast du ein Event auf dem du unbedingt einmal performen möchtest?

Felix Jaehn: Ich konnte mir natürlich in letzter Zeit schon viele Träume ermöglichen, zum Beispiel mit meiner ersten Amerika-Tour. Letzte Woche war ich in Atlanta bei „Tomorrow World“. Das war natürlich auch total cool, ein bisschen verregnet und es ging drunter und drüber, aber groß. Ein Traum auf meiner Liste - und den werde ich mir wohl nächsten Sommer ermöglichen können - ist „Tomorrow Land“, als eines der am meisten gehypten Festivals im Dance-Bereich.

Dance-Charts: Einige junge Leute, die den Traum DJ oder Producer haben, sagen: „Bevor ich loslegen kann, brauche ich erst einmal vier Pioneer Decks und die größte Producer-Software.“ Was kannst du denen mit auf den Weg geben?

Felix Jaehn: Bis auf einen Laptop braucht man nicht viel um loszulegen. Natürlich benötigt man eine DAW Software, aber welche ist eigentlich egal. Ob man Fruity Loops, Ableton oder Logic (benutze ich persönlich) nutzt ist nicht entscheidend. Cheerleader habe ich komplett selbst am Computer produziert und gemischt. Den fertigen Track habe ich an die Plattenfirmen rausgeschickt - und es hat funktioniert. Man braucht also heutzutage kein Hunderttausend Euro Studio mehr, um loszulegen.

Dance-Charts: Wie ging es bei dir los, als DJ oder Producer?

Felix Jaehn: Mit 15 - 16 Jahren habe ich angefangen auf privaten Partys und Abifeiern aufzulegen. Meine musikalische Grundlage habe ich als Kind vom Geige spielen - das habe ich sieben Jahre lang gemacht. Als ich dann mit 18 Jahren Abi gemacht habe, überlegte ich: „What’s Next?“ Für mich war klar, es musste etwas mit Musikbezug sein. Dafür bin ich nach London gegangen, wo ich alle wichtigen Grundlagen studiert habe: Music Buisiness, Produktion, Sound Engineering. Für mich hat sich herauskristallisiert, dass mir das Schreiben und Produzieren liegt. Die ersten eigenen Songs stammen aus der Zeit und ich habe schon Remixes produziert.

Dance-Charts: Inwieweit sind deine gefeatureten Artists/Sänger im kreativen Prozess involviert?

Felix Jaehn: Sie sind extrem mit einbezogen. Natürlich ist der Schwerpunkt von Track zu Track unterschiedlich. Manchmal fange ich alleine im Studio an und stelle der Sängerin schon etwas Instrumentales vor - und sie schreibt dann eine Top-Line. Andererseits gehe ich mit ihnen direkt ins Studio und es entwickelt sich vor Ort eine Dynamik, wie gerade bei Studiosessions in Stockholm, Oslo oder auch Amsterdam. Letztlich gibt es auch den Fall, dass die Sänger mit einer Idee zu mir kommen und ich sie dann, von der Top-Line her, mit Instrumentals umbaue. Da ist wirklich jeder Track unterschiedlich.

Dance-Charts: Bei Bands ist es klar: Playback, Halbplayback oder Live. Bei DJs ist es komplexer. Wie viel darf, deiner Ansicht nach, premixed sein, um es noch „Live-Set“ nennen zu dürfen?

Felix Jaehn: Ganz einfach: Ein DJ ist da, um Tracks auszuwählen und sie zusammenzumischen - und das soll man auch live tun! Natürlich, die rein musikalische Arbeit, das Produzieren, die Instrumentation, das passiert alles vorher im Studio. Man hat einen fertigen, eigenen Track dabei. Aber welcher Track mit welchem zusammengemischt wird, soll live passieren. Dabei arbeite ich natürlich - wie Bands - mit Setlisten, um gut vorbereitet zu sein, denn nicht jeder Track lässt sich mit jedem anderen mischen. Ich achte bei einem harmonischen Mixen auf Tonhöhe, Beats per Minute der Originaltracks und die Stimmung. Das Analysieren der Tracks mache ich im Vorfeld Zuhause, dabei entstehen sortierte Playlisten, aus denen ich vor Ort live mixe und auswähle.

Dance-Charts: Als letzte Frage möchte ich gerne deine Meinung zu einer Basisdiskussion erfahren. Führt der Sync-Button zu einer Verzerrung auf dem DJ-Markt, in dem „schlechte DJs“ in Clubs bestehen, aber die Preise für die „fachlich-handwerklichen DJs“ kaputt machen?

Felix Jaehn: Für mich sind das zwei unterschiedliche Fragen. Mit 15 Jahren habe ich mit dem Sync-Button und digitalem Equipment angefangen. Ich bin dann später zu Beat-Matching (auch: „pitch cue“ Anm. des Autors) übergegangen, weil es mir peinlich war im „Ministry of Sound“ mit meinem Traktor aufzulaufen. Ich dachte: „Die lachen mich aus, als deutsches Kid in London.“ So habe ich mich gezwungen Beat-Matching zu lernen.

Ich hatte mit dem Sync-Button aber auch unglaubliche Vorteile, da ich einfach vier Tracks übereinander legen konnte und habe so routine-mäßig Sachen gemacht, bei denen ich vier Tracks in vier Minuten mischen konnte. Das ist so im Beat-Matching Verfahren sehr schwierig. Ich finde, wenn man den Sync-Button kreativ nutzt und ein Mehrwert für die Performance dabei herauskommt, dann ist es legitim ihn zu benutzen.

Zum zweiten Teil, die Gagen. Die Sync-Button DJs machen die Preise nicht kaputt. Das Beat-Matching kann auch jeder in einem Monat lernen, wenn er es wirklich möchte und nicht unbedingt sofort ein Qualitätsmerkmal. Ich glaube, die Gagen differenzieren sich eher durch Singles und Veröffentlichungen. Wenn man sich abheben möchte, muss man sich mit eigenen Tracks präsentieren, damit man ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Das und Live-Erfahrungen sind der Schlüssel zu größeren Gigs und Gagen.

Dance-Charts: Vielen Dank, für deine spannenden Ausführungen, viel Spaß, gleich bei deinem Auftritt auf dem „Festival der Einheit“ von Coca-Cola und viel Erfolg mit deinem ersten Studio-Album. Wir sind gespannt und werden berichten.

Felix Jaehn: Vielen Dank und viele Grüße an die Leser von Dance-Charts.

Felix JaehnFoto: Marco Boehm

 

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Über den Autor
Marco Boehm

Musik begleitet mich im Leben. Als Musiker, Songwriter und DJ sind Beats und Rhythmus die Grundlagen für das Musikgefühl. In Kombination mit musiktheoretischem Hintergrund wird daraus ein ganzheitliches Musikverständnis. Elektronische Clubmusik kann mich dabei genauso beeindrucken wie Pop, Rock oder Chartmusik. Selbst der Eurovision Song Contest fasziniert mich. Aus diesem Grund lasse ich mich auf keine Musikrichtung festlegen.

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