Dass Soundcloud und die DJs dieser Welt wohl keine Freunde mehr werden, sollte eigentlich jedem halbwegs audiophilen Menschen mit Hang zu EDM klar sein. Zu viel wurde hier schon aus (teils vorgeblichen) Gründen des Urheberschutzes falsch gemacht. Die Accounts von Künstlern wie Mike Candys oder Mashup-Germany wurden zuletzt gar ganz gesperrt. Jetzt bricht die Löschwelle allerdings über jemanden herein, den man in diesem Business besser nicht verärgern sollte. Den weltweiten Nummer-1-DJ Hardwell - himself!
Seit April dieses Jahres arbeiten die Betreiber von Soundcloud mit dem Unternehmen Zefr zusammen. Zefr stellt seit Jahren eine Software für die Videoplattform YouTube zur Verfügung, dank der urheberrechtlich geschütztes Material herausgefiltert und so gezielt gesperrt werden kann. Die Auswirkungen dieser Partnerschaft auf Soundcloud sind spürbar, diverse von außen verlinkte Dateien wurden bereits gelöscht, ebenso wie Mixtapes, Mashups und Bootlegs. Das hatte einen Shitstorm zahlreicher Nutzer sowie eine Massenabwanderung zu anderen Diensten wie Mixcloud oder Bandcamp zur Folge.
Einerseits ist der Wunsch nach mehr Urheberrechtsschutz zwar verständlich, andererseits war Soundcloud jahrelang eine Plattform für ebendiese Arten musikalischer Entfaltung, die zum Rückgrat vieler Nutzer des Dienstes wurde und nun einfach wegfällt. Mike Candys und Mashup-Germany wurden gar ihrer gesamten Accounts beraubt - über 100 Millionen Views den Bach herunter! Das bedeutet natürlich böses Blut. Mit Martin Garrix und seiner Singel „Don't Look Down“ hat es den größten Aspiranten auf den diesjährigen DJ-Mag-Thron erwischt, der daraufhin wutschnaubend einen Twitter-Shitstorm lostrat.
Soundcloud schneidet sich gern ins eigene Bein. Diese eher masochistische Ader, die in stetem Popularitätsabfall mündet, lässt sich wohl kaum abstellen, da der Streaminganbieter andererseits die Wünsche der Majors respektieren muss. Doch was wirklich zu weit geht, ist die Löschung von Tracks, die ein Künstler selbst veröffentlicht hat und somit Rechteinhaber ist.
Im Falle von Hardwell handelte es sich um Tracks, die sein privates Label Revealed Recordings veröffentlicht hatte und die er in seinen Hardwell-On-Air-Podcasts spielte. Soundcloud löschte kurzerhand die betroffenen Ausgaben und drohte Hardwell via Systemnachricht die Sperrung seines Accounts an. Dass ein Nummer-1-DJ sich das nicht bieten lässt, sollte klar sein. Folgenden Tweet verfasste er als Reaktion auf die unglückliche Aktion von Twitter:
Fazit: Soundcloud schlägt sich selbst mehr und mehr ins Aus, so viel ist wohl sicher. Mal sehen, wie lange es sich die Szene noch gefallen lässt, was der angeschlagene Berliner Konzern da abzieht. Hardwell und Soundcloud zumindest werden wohl keine Freunde mehr.
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