“High On Life” lautete der jüngste Erfolg seitens Martin Garrix. Der Youngster scheint seine Trennung zwischen Club- und Radio-Tracks aufgegeben zu haben. Der Fokus liegt nun auf Singles, die in beiden Bereichen punkten könnten. “No Sleep“ ist das direkte Follow-Up zur Progressive-House-Hymne. Wir sind gespaltener Meinung.
„Es ist so schwierig, es allen recht zu machen. Jeder will etwas anderes.“, so kürzlich David Guetta als Antwort auf die Kritik, welche Mal aus dem einen, Mal aus dem anderen Lager kommt. Martin Garrix wird seit seinem kommerziellen Umschwung im Jahr 2016 vom gleichen Problem heimgesucht. Zwar hat er nur eine winzige Anhängerschaft, die alles außer Big Room (“Tremor“, “Animals“, “Virus“…) verteufelt, dennoch fühlen sich viele nicht von Garrix‘ Pop angezogen. Die Radio-Zuhörerschaft kennt hingegen ausschließlich seine Hits a la “Scared To Be Lonely“ oder “In The Name of Love“. Was soll der Niederländer also veröffentlichen?
Diese Frage lässt sich mit zweigleisigen Liedern beantworten. Das beste Beispiel ist “High On Life“. Das melodische Spektakel wurde unerwartet zu einem Hit mit über 150 Mio. Plays auf Spotify und Apple Music sowie knapp 110 Mio. Views auf YouTube. Die Vocals könnten dabei auch gut die Top-Line einer Pop-Nummer darstellen. Das Instrumental, welches übrigens ursprünglich vom russischen Duo Matisse & Sadko stammt, brettert auf den Festivals aus den Boxen und bildet einen perfekten Abschluss in Symbiose mit dem Feuerwerk.
“No Sleep“ macht praktisch dort weiter, wo “High On Life“ endete. Sänger Bonn verfügt über eine faszinierende Stimme, die sowohl emotional als auch energetisch überzeugt. Die reine Ästhetik der Worte verlieh dem Vorgänger jedoch eine stärkere Aussagekraft. „And I’d walk a million miles, just to see you smile, ‘Til the day I die […]” klingt schlicht eher catchy als ein Monolog über zu wenig Schlaf.
Das Instrumental geht in Richtung “Hold On & Believe“, während man “High On Life“ dem Lager von “Forever“ oder “Pizza“ mit deutlich mehr Power zuordnen kann. Der Refrain plätschert somit vor sich hin und kann melodiös nur teilweise überzeugen. Die Komposition ist keineswegs schwach, es mangelt ihr and dem gewissen Etwas. Hinzu kommt, dass der klassische Progressive-House-Lead-Synth gegen eine weiche Streicher-Performance ausgetauscht wurde, was nochmal Wind aus den Segeln nimmt. Die p(l)oppige Kick rundet die kommerzielle Ausrichtung von “No Sleep“ ab. Das dürfte dem einen gefallen, dem anderen missfallen.
Fazit: Garrix und sein Produzenten-Team haben Blut geleckt, als “High On Life“ überraschend große Wellen schlug. “No Sleep“ befindet sich zunächst auf derselben Spur wie sein Vorgänger, biegt dann allerdings kommerzieller ab. Für die Live-Sets bedeutet das ein Energie-Tief, während sich die Radio-Stationen und die Anhänger mit weichgespülterem Musikgeschmack freuen dürften.
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