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Ende der Kuscheleinheit

Warum 2G-Plus für Clubs jetzt genau richtig ist

(Geschätzte Lesezeit: 4 - 8 Minuten)

Warum 2G Plus für Clubs jetzt genau richtig istWie kann weiter in Clubs gefeiert werden?

Leider haben wir es - wie bereits von vielen Experten prognostiziert - nicht geschafft, eine vierte Welle abzuwenden. Es sind schlicht zu wenige Menschen geimpft oder genesen. Die Debatte um neue Maßnahmen hat wieder Fahrt aufgenommen. Im Fokus der (Landes-)Regierung: Clubs, Diskotheken und Bars. Das Bootshaus in Köln stellte daher freiwillig verpflichtende, strengere Anforderungen an seine Besucher. Das Land Nordrhein-Westfalen legte nach mehreren anderen Bundesländern nun nach: Ab der kommenden Woche stellt NRW für den Besuch von Freizeiteinrichtungen vollständig auf die 2G-Regel um. Um in Clubs feiern zu dürfen, wird dann zusätzlich ein negativer Antigenschnelltest erforderlich.


Was neu ist

Das Bootshaus wurde dieses Jahr zum fünftbesten Club der Welt gekürt. Der Kölner Partytempel konnte wie seine Mitbewerbern vor wenigen Wochen/Monaten seine Pforten erstmals seit dem Lockdown im März 2020 öffnen. Angesichts der steigenden Inzidenz und Hospitalisierungsrate droht den Clubs jedoch eine erneute Schließung. Dort, wo Menschen eng zusammenkommen, schwer atmen und dementsprechend viele Aerosole austauschen, fühlt sich das Virus besonders wohl.

Daher hatten sich Clubs wie das Bootshaus oder der Neuraum München ursprünglich selbst neue Auflagen erteilt. Diese werden nun von den landesrechtlichen Regelungen überlagert.


Faktische Einordnung

Für Geimpfte und Genesene bedeutet diese Umstellung erstmal zusätzlichen Aufwand. Dieser zahlt sich jedoch aus. Nach einhelliger Meinung in der Wissenschaft tragen insbesondere Impfungen seit Verbreitung der Delta-Variante nicht mehr in gleichem Maße zur Verringerung der Viruslast bei. Der Effekt liegt jedoch immer noch bei bis zu 65% weniger Ansteckungen, die unter zweifach geimpften Person stattfinden. Zum einen sind geimpfte/genesene Personen dennoch weniger ansteckend. Zum anderen ergibt sich im Zusammenspiel mit der Tatsache, dass alle anderen Besucher auch geimpft oder genesen sind, der Umstand, dass diese auch schlechter das Virus in sich aufnehmen. Ein Ungeimpfter kann 6-7 Personen andere Personen auf 3G-Veranstaltungen anstecken. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft finden zwischen 2G-Personen aufgrund der oben genannten Faktoren 65% weniger Infektionen statt.

Die zwei ersten Gs schützen zusätzlich sicher gegen einen schweren Verlauf. Ungeimpfte können jedoch weiterhin schwer erkranken. Die Regelung zielt also in erster Linie auf den Schutz der dritten Personengruppe ab. Gleichzeitig wird das Risiko eines Impfdurchbruches verringert. Zudem sind die kostenlosen Bürgertests zurück, sodass keine finanziellen Belastungen aufkommen.

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Persönliche Einordnung

Als geimpfte Person begrüße ich die neuen Maßnahmen. Bei meinem nächsten Besuch werde ich mich sicherer fühlen. Wir sollten alle Register ziehen, die keine nennenswerten Mehraufwand mit sich bringen, aber die Ausbreitung des Virus jedenfalls entschleunigen.

Tatsache ist allerdings auch, dass es dieses Artikels gar nicht bedürfte, wenn sich mehr Menschen für eine Impfung entschieden hätten. Sie ist sicher und verhindert nicht nur die eigene Hospitalisierung, sondern gerade auch, dass das von einem Auto erfasste Kind oder die Großeltern mit einem Herzinfarkt den Kampf gegen den Tod verlieren, weil alle Corona-Intensivbetten von aktuell 90% Ungeimpften belegt werden. Es geht also nicht um eine eigenverantwortliche Selbstgefährdung nichtimmunisierter Personen, sondern um eine Fremdgefährdung derjenigen, die alles gegen die Ausbreitung des Virus für die Gesellschaft getan haben und nun unter den irrationalen Ängsten einiger Bürger leiden. Das wäre auch anders gegangen.

Die Medien tragen eine Mitverantwortung an der jetzigen Lage. Das folgende Beispiel illustriert das Problem der Sensationsgeilheit der BILD-Zeitungen und WELT-Artikel dieses Landes:

Ein vorgeschobene Schutzbehauptung ist diejenige, dass man Ungeimpfte bestrafen wolle, obwohl Geimpfte und Genesene doch genauso ansteckend seien. Das ist zum einen falsch (siehe oben). Zum anderen dreht sich die Debatte weniger um die Infektion, sondern vielmehr um die schweren Verläufe. Oft wird fälschlicherweise auf die steigende Anzahl von Hospitalisierungen Geimpfter abgestellt. Diese Statistik ist jedoch einfach zu erklären. Einerseits sind immer mehr Personen geimpft. Anderseits steigen die absoluten Infektionen. Es ist also die logische Folge einer steigenden Inzidenz. Zudem entwickelt sich das Virus stetig weiter. Durch eine rasche Impfung der Bevölkerung wäre man diesem Problem im Übrigen zuvorgekommen.


Die Sache mit der Freiheit

Ja, die aktuellen Maßnahmen beschneiden unsere Grundrechte erheblich in einer noch die dagewesenen Weise. Anders als einige verlorenen Seelen behaupten, sind sie nicht außer Kraft gesetzt. Im Gegenteil. Die Verschärfungen stärken sogar die grundrechtliche Position vieler Menschen. Das zentrale „Argument“ ungeimpfter Personen ist, dass es ja eine eigene Entscheidung sei und man auch selbst die Konsequenzen trage. Das hält keiner wissenschaftlichen, logischen und juristischen Überprüfung Stand. Der Umstand, dass sich die Intensivstationen mit Ungeimpften füllen, betrifft nämlich - wie bereits aufgezeigt - auch Dritte, die aus ganz anderen Gründen behandelt werden müssen. Betrachtet man das große Ganze, fällt auch auf, dass wir längst keine einzige Maßnahme mehr bräuchten, wenn sich alle für die Impfung entschieden hätten. Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Lockdown; all das ist nur das Ergebnis fehlender Immunisierung. Wer seine Freiheit also wirklich liebt, der lässt sich gerade aus diesem Grund impfen.

Zudem trifft den Staat eine Schutzpflicht gegenüber seiner Bevölkerung. Wenn eine Personengruppe eine größere Gefahr für andere und die Gesellschaft im Allgemeinen darstellt, dann ist es nur folgerichtig, dass diese Personengruppe keine oder eingeschränkt Tätigkeiten nachgehen kann, die ein erhöhtes Risiko in sich tragen. Es ist unser Grundgesetz, dass uns in Art. 3 Abs. 1 GG vorschreibt, Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln.

Sich als Opfer zu gerieren, greift viel zu kurz. Insbesondere die menschenverachtenden Vergleiche zu der Judenverfolgung im NS-Regime zeigen, dass viele Menschen offenbar nicht begreifen, dass hier ein erheblicher Unterschied vorliegt. Nicht nur, dass sie nicht um ihr Leben bangen müssen, sie haben Entscheidungsfreiheit! Wer sich heute für eine Impfung entscheidet, der kann in kurzer Zeit im vollen Umfang am gesellschaftlichen Leben wieder teilnehmen. Nicht, weil die Person jetzt auf die „helle Seite“ gewechselt ist, sondern weil sie schlicht eine geringere Gefahr für andere, sich selbst und damit die Gesellschaft als Ganze darstellen.

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Der hat gut reden

Ich studiere Jura im siebten Fachsemester. Während seit dem Ausbruch des Coronavirus inzwischen alle wieder in Restaurants oder ins Kino gehen und in Clubs feiern konnten, durfte ich eineinhalb Jahre keinen Fuß in einen Hörsaal setzen. Ich habe drei Semester vor der Pandemie, drei während der Pandemie und nun wieder ein ansatzweise normales Semester studiert. Ich weiß, was es bedeutet, kürzertreten zu müssen. Während Schulen möglichst die ganze Zeit über geöffnet bleiben sollten, haben Universitäten in der öffentlichen Debatte keine Rolle gespielt. Sie wurden schlicht vergessen.

Aus diesem Grund war für mich von Tag eins an klar, dass ich mich impfen lassen werde. Auch heute steht für mich fest, dass ich nach Ablauf der sechs Monate nach der zweiten Impfdosis die Möglichkeit der Booster-Impfung wahrnehmen werde - weil ich nicht mehr verzichten möchte. Und zwar auf das Grundsätzlichste überhaupt: Bildung. Andere mögen diese Erfahrung in Bezug auf den Nachtclub, den sie Leiten, das Hobby, das sie pflegen, oder die Menschen, die sie lieben, gemacht haben. Uns alle vereint, dass wir nicht weiter bereit sind, unsere Freiheiten wegen des unsolidarischen Verhaltens Einzelner einschränken zu lassen. Freiheit bedeutet Verantwortung. Wer seine Verantwortung nicht wahrnimmt, der muss mit den Konsequenzen seiner eigenen Entscheidung leben.

 Update: Omikron und Ausblick

Mittlerweile ist klar: Omikron hat(te) die Welt im Griff. Die Inzidenzen sind explodiert. Beinahe in allen Ländern wurden Allzeit-Hochs bei den Inzidenzen gemeldet. In Deutschland lag sie deutlich über der Marke von 1.000. Die gute Nachricht ist: Die Impfung wirkt. Die Überlastung des Gesundheitssystem konnte durch neue Maßnahmen und eine hohe Impfquote in Deutschland abgewendet werden. Experten zeichnen sogar ein positives Bild: Mit Omikron könnte die Pandemie enden, sich also in eine endemische Lage entwickeln. Das heißt, dass die Immunisierung durch die Impfungen und die hohe Zahl an Infektionen (mit wenigen schweren Verläufen) ausreichen könnten, um neue "Wellen" abzuwenden. Ab März steht auch ein neuer Impfstoff bereit, der auf die Omikron-Variante angepasst ist.

2G und 2G+ fallen in vielen Bundesländern als Zugangsbeschränkungen für Freizeitbeschäftigungen. Sobald der Höhepunkt der Infektionen überschritten ist, muss über Öffnungsschritte diskutiert werden. Das ist natürlich gerade für die Clubs relevant. Ob 2G, 3G oder 1G (Zutritt nur für Geboosterte) erforderlich sein wird, bleibt abzuwarten. Mit etwas Glück mussten die Partytempel der Nacht das letzte Mal ihre Pforten schließen. Für Festivals und andere Großveranstaltungen wird die Zeit langsam knapp. Während das Tomorrowland sowie das Ultra Music Festival fest von einem Stattfinden ausgehen, ist für die deutschen Mitbewerber wie das Parookaville oder den World Club Dome noch nichts klar. Sie benötigen schnellstmöglich die Klarheit, um Planungssicherheit zu haben. Auch ein Verschieben um einige Monate ist nur schwer vorstellbar. Zum einen müssen die Locations buchbar sein. Zum anderen spielt das Wetter eine gute Rolle. Zwar wird wohl kein Ticketinhaber zu Hause bleiben, nur weil die Wetteraussichten nicht allzu gut sind. Allerdings erwartet jeder von seinem ersten Festival von Corona die Party seines Lebens. 

 

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    Cocinero · Vor 2 Jahren
    Sehr guter Artikel, von dem es in den letzten Monaten in vieler unserer "Mainstream-Medien" deutlich mehr gebraucht hätte. Insbesondere auf einer Plattform, die für und von Musik- und Clubkultur lebt, ist eine so deutliche Ansprache dankenswert, weil derartige Diskussionen, Fragestellungen und Meinungen ja hier "normalerweise" gar nicht Gegenstand sind - denn wenn, dann wird das Thema meistens anstrengend, also spricht man lieber nicht und feiert weiter ;-) Umso sinnvoller und wichtiger ist die Beschäftigung damit aber auch jetzt und hier für uns. Also vielen Dank dafür. Ohne klare Worte gibt es auch keinen klaren Willen zum Handeln - wir müssen selber etwas bewegen. Wir müssen in der Musik- und Clublandschaft, jeder von uns wo er kann, dazu beitragen, diese Pandemie zu beenden, weil wir ein unglaublich großes Eigeninteresse daran haben. Und Beitragen sollte bedeuten: Dort wo wir KÖNNEN, und nicht nur immer dort, wo wir irgendwann (nach der xten MPK o.ä.) MÜSSEN. Sonst werden wir weder signifikant dazu beitragen, Menschenleben zu retten, noch - ganz praktisch - weitere Clubs vor der endgültigen Schließung schützen. Wir passen nicht alle auf Twitch.. ;-D
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      Jonas Vieten · Vor 2 Jahren
      Danke für deine Nachricht! Sehe ich genauso
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    Loddar · Vor 2 Jahren
    Hallo Jonas, Artikel ist zwar lang aber leer. Schlecht bis ganz schlecht recherchiert und medizintechnisch völlig daneben. Frage ich mich , was Du die ganze Zeit gemacht hast, wo Du nicht draussen warst... Selbst als "Jura-Student" hast Du die derzeitige Lage offensichtlich noch nicht begriffen und redest nur dem Mainstream hinterher. Hätte ich Deinerseits weniger Selbstberäucherung, dafür mehr Intellekt erwartet...aber was nicht ist kann ja noch werden. Viel Glück Dir.
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    Johannes · Vor 2 Jahren
    Sehr guter Artikel. Bin regelmäßig im Bootshaus und fühle mich durch die 2G+ Regel schon sicherer. Hoffe das kommt für alle Clubs für diesen Winter. Ist besser als Schließungen. Jetzt wo wir als junge Generation so lange fürs feiern warten mussten, finde ich das extra testen das geringere Übel. Ich sehe es bloß schwierig, wenn die Zeiten für den Schnelltest durch die Bundesländer wieder unterschiedlich festgelegt werden. Und für kleine Clubs und Restaurants ist das ganze auch schwerer, weil die sich nicht eine direkte Teststation vor Ort, wie z.B. das Bootshaus leisten können und Teststation gegen Abend schließen...
Über den Autor
Jonas Vieten

Ich bin Jonas Vieten und seit Oktober 2017 Teil der Redaktion. Bereits als Leser habe ich mich täglich auf neue Artikel und News rund um EDM gefreut. Nun auf der Seite der Verfasser sein zu dürfen, macht mich sehr froh. Ich hoffe, eines Tages im Musik-Business - bevorzugt als DJ - arbeiten zu können. Neben Bigroom-Feuerwerk oder chilligen Future-House-Beats können Film-Soundtracks mich ebenfalls begeistern.

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