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Wann platzt die EDM Blase?

(Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten)

Gerade erst präsentierte mit SFX Entertainment die wohl größte Veranstaltungsfirma für Live Events mit elektronischer Musik desolate Quartalszahlen. Jetzt droht das millionenschwere Unternehmen, das für Festivals wie das Tomorrowland oder die Nature One zuständig ist, sogar insolvent zu gehen. Ist das der Beginn vom Ende des EDM Booms? Gehört EDM bald auch zu den Genres wie Disco, Punk Rock oder Hip Hop, deren Hochzeiten längst vorbei sind? Wann die EDM Blase platzt hängt von vielen Faktoren ab, was das für uns als EDM Fans bedeutet ist noch spannender.

 

Ist EDM überhaupt eine Blase?

Bevor man über das Platzen der EDM (Electronic Dance Music) Blase, im englischen dementsprechend EDM Bubble genannt, spricht, sollte man klarstellen, dass es sich überhaupt um eine handelt. Das einiges in dieser Szene nicht stimmt ist eigentlich schon fast keine Frage mehr. Einige der bestverdienensten DJs nutzten Ghostproducer, natürlich ohne dies zuzugeben. Einige Produzenten wie Ummet Ozcan scheint das auch gar nicht weiter zu stören. Doch fast noch dreister ist es, wie besonders Bigroom Acts teilweise ihre Songs 10 Mal wiederverwenden wollen, besonders das Duo Vinai fällt durch scheinbares Copy & Paste auf. Noch dazu kommen dann Geschichten wie die von Koby Funk und Gestört aber Geil, in denen offensichtlich Künstler lieber egoistisch handeln als ihren Kollegen den Ruhm den sie verdienen zu gönnen.

Zusätzlich zur der rein musikalischen Seite, die schon viele Fehler der Szene darstellen, ist es auch für den Fan ein immer teureres Spektakel geworden. Dank immer teurerer Ticketpreise haben die fünf größten Festivals der USA alleine mit dem Ticketverkauf im letzten Jahr schon 170 Millionen US Dollar Umsatz gemacht. Auch in Deutschland sind Festivalbesuche mittlerweile eine kostspielige Angelegenheit, keins der zehn von uns für diesen Sommer empfohlenen EDM Events verlangt weniger als 100 Euro für Eintritt und Camping. Alleine die Nature One Tickets sind im Vergleich zu letztem Jahr mehr als 8% teurer und das, obwohl die Inflationsrate in Deutschland nahe null lag. Gar nicht beachtet werden dabei die Getränkepreise, beim World Club Dome wurden beispielsweise für Wasser fast fünf Euro verlangt. Insgesamt doch eindeutig eine Möglichkeit zum machen satter Renditen.

Schließlich ist ein Part der EDM Szene schon längst in der Popkultur angekommen. Einige DJ’s werden wie Promis behandelt, im Januar wurde zum Beispiel fast täglich von der evt.en Romanze von Zedd und Selena Gomez berichtet. Im Radio läuft EDM sowieso rauf und runter. Einige Popkünstler wollen längst elektronisch klingen, so holte sich Madonna erst Avicii und dann noch Major Lazer Frontman Diplo ins Studio ins Studio. In Großbritannien verschmilzt Deep House mit souligen Pop und bringt Künstler wie Gorgon City groß raus. Auch hierzulande vermischen sich spätestens seit Robin Schulz und Felix Jaehn die Genres, der neue Vocal Deep House hat eigentlich nur noch den 4/4-Takt mit klassischer House Musik zu tun. All das zeigt doch ziemlich deutlich, das sich EDM mittlerweile zu einer echten Blase gemausert hat.

 

Wann platzt die Blase?

Ein schönes Beispiel für die EDM Blase ist immer wieder das alljährliche DJ Mag Voting. Jahr für Jahr dürfen Fans ihr fünf Lieblings DJs wählen, eine Top 100 Rangliste präsentiert dann die besten oder zumindest ein paar der populäreren Discjockeys. Die Szene Medien freuen sich jedes Jahr über gut geklickte Beiträge, das DJs Magazine als Veranstalter des Spektakels kann ein ganzes Jahr von den Werbeerlösen leben. Und die DJs kämpfen um eine gute Position, nur um dann finanziell lukrativere Deals bei Bookings rauszuschlagen. Einige gehen mit ihren PR Etats sogar so weit wie Dimitri Vegas & Like Mike jüngst. Die Belgier ließen von knapp bekleideten Damen wildfremde Menschen ansprechen, damit diese Voten. Irgendwann werden die Gehaltserhöhungen durch eine gute Positionierung nichtmehr so hoch sein, dass sie die Werbeausgaben kompensieren könnten, dann werden die ersten der vermeintlichen DJs anfangen umzudenken.

Durch viele neue Festivals wie das Parookaville und immer steigende Ticketpreise werden sich die Fans irgendwann nichtmehr so viele Eventbesuche leisten können. Ein Festivalbesuch kostet schon heute so viel wie ein Sommerurlaub. Sollten dann wegen der höheren Konkurrenz irgendwann die Besucher ausbleiben, werden erste Veranstalter ihre Preise senken müssen und einige von Ihnen vermutlich sogar in die pleite rutschen.

Pleite ist ein gutes Stichwort für das wohl präsenteste Beispiel: SFX Entertainment. Der Megakonzern droht evt. schon im nächsten halben Jahr in die Insolvenz zu müssen. Besitzer Sillerman wollte ursprünglich einen milliardenschweren Konzern formen, der mit dem Tomorrowland, dem Electric Zoo und der Nature One bereits heute einige der strahlenden EDM Events kontrolliert. Doch selbst das Segment für Liveveranstaltungen der Firma schreibt rote Zahlen, vom dem Desaster des Online Musikshops Beatport ganz zu schweigen. Sollte es mit der wirklich großen Firma richtig bergab gehen, könnte das der Anfang vom Ende des EDM Booms sein. Es könnte dieses eine Ereignis sein, das die Blase zum Platzen bringt.

 

Was passiert wenn sie platzt?

Was passiert, wenn der EDM Boom vorbei ist, ist erstmal simpel mit nichts zu beantworten. EDM wird sich schleichend verabschieden, oder wahrscheinlich überhaupt nicht ganz. Einige Künstler haben sich längst von ihren elektronischen Wurzeln losgetrennt. Avicii ist zwar auf seinen Live Auftritten noch ein DJ, aber ansonsten nur noch ein Pop Superstar. Schon mit seinem letzten Album „True“ ging es für den Schweden weg vom elektronischen Klientel. Andere Künstler wie Robin Schulz waren eigentlich noch nie etwas anderes als Popstars, erst durch das Radio ist er zu dem Phänomen geworden, das heute einfach ein 0815 Cover releasen kann, das alle Welt feiert.

Gerade die jüngeren EDM Fans kann man wohl beruhigen. Das Genre hat heute viele Enthusiasten, die gerade einmal 13, 14 Jahre alt sind. Es ist sehr wahrscheinlich, das es auch in fünf Jahren noch das Tomorrowland geben wird und also auch diese Generation einmal das gigantische Spektakel erleben darf. Allgemein gibt es einige große Marken, die längst eine Strahlkraft außerhalb der Szene entwickelt haben. Vor allem Festivals, egal ob auf nationaler oder internationaler Ebene, die nur elektronische Musik beherbergen werden wohl noch lange existieren, wenn sie denn groß genug sind. Einige kleinere Festivals mögen wieder untergehen und auch die typische „Sound of Tomorrowland Clubnacht“ in der Großraumdiskothek deiner Wahl wird es wohl irgendwann nichtmehr geben. Die Szeneclubs wie das Bootshaus in Köln werden auch weiter existieren, das allgemeine Partyspektrum sich aber evt. wieder etwas weg von House bewegen.

Drastischer wird der Untergang der Szene wohl auf Künstlerseite sein. Es gibt heute, vor allem auch in den USA, eine Vielzahl von DJs, die eigentlich nur zum Auffüllen des Line Ups da sind. All jene Play Pusher der zweiten Reihe, die mal als Feature auf einem Spinnin’ Records Release waren, werden nichtmehr genug Gigs kriegen, um davon zu leben. Es wird eine ganze Reihe von Künstlern geben, die plötzlich noch andere Jobs brauchen, denn nur als Resident im lokalen Club wollen sie sich dann auch wieder nicht verdingen. Auf der anderen Seite werden solche Künstler, die für ihren eigenen Style stehen und eine kleine Nischenszene haben hervorstechen. Solche echten Musiker werden überleben, die Szene wird (hoffentlich) durch das Platzen der EDM Blase etwas entrümpelt.

Wann platzt die EDM Blase?

 

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Über den Autor
Vitus Benson

Musik begeistert mich, ich höre gerne perfekte Kompositionen, sei es elektronische Musik, Indie oder Rap, das Genre stört mich dabei nicht so sehr. Als Freelancer für Dance-Charts unterstütze ich bei Festival-Kooperationen, im Social-Media-Marketing sowie in der Redaktion. Ich freue mich auf deine Kontaktaufnahme!

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