Als Autor für Dance-Musik hängt es einem mittlerweile zu den Ohren heraus, jeden Artikel mit dem Wort Corona beginnen zu müssen, aber es ist wie es ist. Denn auch nach über einem Jahr kann man nicht davon sprechen, dass die Clubs hierzulande kurz vor der Wiedereröffnung stehen. Das Licht am Ende des Tunnels, von dem uns die Politik seit Monaten erzählt, ist mittlerweile deutlich heller geworden. Doch wie sollte sich die Musik- und Unterhaltungsbranche in diesen Zeiten verhalten? Sollte sie auf ihre wirtschaftlich prekäre Situation aufmerksam machen oder angesichts der noch immer hohen Todeszahlen die Füße stillhalten? Das Bootshaus hat die richtige Antwort gefunden.
Letztes Jahr wurde das Bootshaus trotz Pandemie auf Platz 6 des DJ Mag Top 100 Clubs-Rankings gewählt. Und mit was? Mit Recht. Die (nicht nur deutsche) Fangemeinschaft honorierte damit die Leistung des Kölner Nachttempels in den vergangenen Jahren. Das Bootshaus hat den richtigen Riecher und den Namen, um die größten Acts der Szene an den Auenweg 173 zu holen. Egal ob W&W, Armin van Buuren, Hardwell oder Tiësto - sie alle schwärmen von den Nächten mit Europas energiegeladenster Crowd.
Jetzt wird es einige geben, die dem Bootshaus vorwerfen, dass es aus der Situation noch immer seinen eigenen Profit zu ziehen versucht. Doch das ist schlicht falsch. Natürlich hat es immense wirtschaftliche, ideelle sowie marketingtechnische Konsequenzen, in den weltweiten Top 10 der Clubs zu weilen. Das stellt niemand in Abrede. Entscheidend ist vielmehr, dass es nun unsere Aufgabe als Gesellschaft ist, den Club-Inhabern das größtmögliche Maß an Planungssicherheit zu verschaffen, das man in einer Pandemie haben kann. Wie? Indem wir zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben und nach all den schwierigen Monaten bereit sind, unser Geld für eine gute Zeit in den heiligen Hallen der Nachtclubs zu investieren.
Wie das Bootshaus selbst betont, geht es nicht darum, Existenzen zu retten. Schließlich wird ja auch nicht der Gastronom um die Ecke und der Circus aus der Nachbarstadt gerettet. Der Fokus muss darauf liegen, diejenigen, welche am stärksten in dieser Pandemie einstecken mussten, mit vereinter Kraft zurück in unsere Reihen zu hieven.
Die Situation fühlt sich noch immer wie ein großer Reset an. Ein Reset, der Chancen bietet. Und nein, damit ist nicht der feuchte Traum eines jeden Querdenkers gemeint, sondern die Erkenntnis, dass wir mehr denn je die Möglichkeit haben, uns gemeinsam Gedanken zu machen, wie die Zukunft unserer Szene aussehen soll. Der Bundestag hat vorgemacht, wie so etwas aussehen kann. So sollen Clubs baurechtlich mit Museen und Opernhäusern gleichgestellt werden statt mit Wettbüros und Spielhallen.
Diese Entscheidung war nur folgerichtig. Denn Clubs sind Orte, an denen wir Kultur und gesellschaftliche Werte ausleben. Einigkeit und Zusammenhalt erlebt man nirgendwo mehr als inmitten einer Menge, die darauf achtet, dass keiner hinfällt oder sich verletzt. Das mag auf den ein oder anderen pathetisch wirken, ist aber Ausfluss der zwischenmenschlichen Symbiose, die nur unter Personen vorherrschen kann, die sich versammelt haben, um Spaß zu haben und das Leben zu feiern.
Mit deiner Stimme unter https://vote.djmag.com kannst du mitentscheiden, welche Stellenwert Clubs und Musik in der post-Corona-Gesellschaft haben sollen. Wir würden uns sehr freuen, wenn du zumindest eine deiner fünf möglichen Stimmen für das Bootshaus aus Köln abgeben könntest. Wenn es jemand verdient hat, dann die Jungs und Mädels aus Deutz.
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