Robbert van de Corput, besser bekannt als Hardwell, ist seit Jahren einer der renommiertesten und gefragtesten DJs der Welt. Seinen Aufstieg hat er vor allem seinem damals sehr trendigen Bigroom-Sound zu verdanken. In diesem Style produziert der Niederländer noch heute und versammelt nach wie vor eine riesige Fanbase um sich. Doch auch kritische Stimmen werden lauter und kritisieren ihn dafür, dass er musikalisch einfach immer noch auf den 2013er-Stil steht. Was andere Artists besser machen und warum Hardwells Taktik dennoch nicht falsch ist, lest ihr hier...
„Go Hardwell or Go Home!“ - eine bekannte Parole seiner beachtlich großen Fanbase geht so. Seit Jahren lockt er tausende EDM-Fans zu seinen Auftritten beim Tomorrowland, UMF oder dem EDC Las Vegas. Doch warum ist das so? Mit der Veröffentlichung seines Megahits "Spaceman" im Jahre 2012 gelang ihm der endgültige Durchbruch in der EDM-Szene. Schaut man sich seine Releases im Jahre 2018 an, findet man fast nur Tracks des gleichen Stiles wie vor fünf Jahren. Seine Fans lieben Bigroom auch weiterhin und feiern jedes neue Release des Niederländers.
Für diese Entwicklung wird Hardwell nun von immer mehr EDM-Hörern kritisiert. Sie werfen ihm vor, sich musikalisch einfach nicht mehr weiterzuentwickeln. Er ruhe sich auf seinem Erfolg aus und führe stur seinen Erfolgsstil weiter, so einige Kritiker. Songs wie sein neuestes Release "Bella Ciao" hätten in der Tat auch locker vor fünf Jahren veröffentlicht werden können und befinden sich von der Kreativität her nicht unbedingt auf höchstem Niveau. ABER, ist das überhaupt schlimm?
Künstler wie Martin Garrix machen es rein verkaufstechnisch eigentlich schlauer und entwickeln sich die Jahre über stets weiter und gehen mit dem aktuellen Trend. Indem er nun Radio- und Festival-Tracks parallel veröffentlicht, bedient er mehrere Sparten und läuft nicht Gefahr, aus dem Trend zu laufen.
Hardwell führt jedoch seinen Stil seit Jahren fort und macht kaum Anstalten, dass sich dort irgendetwas ändert. In der Beliebtheit im umstrittenen DJ-Mag-Voting ging es nun für ihn schon von Nummer eins auf Platz 4 bergab.
Denken wir jedoch alle mal daran, wofür Künstler eigentlich etwas produzieren. Es wird nie jemanden geben, der etwas tut, das jedem gefällt. Künstler jeder Sparte, egal ob Musik, Comedy oder Film, produzieren immer für eine ganz bestimmte Zielgruppe und eine ganz bestimmte Fanbase. Mario Barth würde sich niemals denken, dass er wegen seiner Unbeliebtheit bei einigen Menschen mit anderem Humor nun sein Bühnenprogramm umschreiben und mehrere verschiedene Comedy-Richtungen anbieten müsse. Jeder Künstler steht für einen individuellen Stil, der den Anhängern dieses Projektes gefällt. Und so ist es auch bei Hardwell.
So eine Verfälschung der eigenen Identität für den Mainstream kann auch vollkommen nach hinten losgehen. Ein konkretes Beispiel dafür in der EDM-Szene ist Alesso. Vom Progressive-House-Star ging er zu Mainstream-Stilrichtungen, wie Pop oder Love Trap über und verlor so komplett seine eigene Identität, für die seine Fans ihn so liebten. So etwas kann, wie im Falle von Martin Garrix, funktionieren. Und natürlich kann man seinen Sound auch variieren und verbessern. Jedoch sollte man, wie Garrix, immer darauf achten, dass man die Musik, welche man nun herausbringt, auch noch selber vertritt und sie nicht nur wegen ihrer höheren Erfolgschancen produziert.
Letztendlich ist es also sehr mutig und leidenschaftlich, dass Hardwell weiterhin den Stil produziert, den seine Fans gerne mögen. Denn genau dafür ist man als Künstler doch da und soll in keine bestimmte Richtung gedrängt werden.
Auch ich bin nicht Fan seiner Stilrichtung. Doch was würden wir sagen, wenn plötzlich jeder nur das Gleiche veröffentlichen würde. Denn diese Vielfalt und Auswahl, die die Musik uns bietet, darf nicht einfach verloren gehen...