Unser Review zur Galantis - The Aviary Tour.
Momentan touren die Jungs von Galantis durch Europa mit ihrem aktuellen Album “The Aviary“. Wir haben uns diese Möglichkeit nicht nehmen lassen und waren beim Konzert in Düsseldorf für euch am Start. Was die Schweden gespielt haben, wie das Show-Konzept aufgebaut war und ob sich ein Besuch lohnt(e), erfahrt ihr im Folgenden.
Galantis gehört definitiv zu den bekanntesten EDM-Projekten im Mainstream. Durch ihren Riesenhit “Runaway (U & I)“ haben sie es geschafft, sich einen Platz für neue Releases in den Charts quasi zu sichern. Uns fiel es im Voraus schwer, einzuschätzen, wie viele Gäste wohl kommen und welche räumlichen Anforderungen das mit sich bringen werden würde. Man hat sich dann für die Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf entschieden, die häufiger mittelgroße Artists in Deutschland zu Gast hat. Schätzungsweise 5 000 bis 8 000 Personen wohnten der Vorstellung dann schließlich bei.
Abgesehen vom Budget ist natürlich auch die Portabilität der Bühne ein wichtiges Thema bei Touren. Man hatte sich hier für eine recht schlichte und klassische Version entschieden, die einen mittelgroßen LED-Screen, CO2-Booster und die Drumpads des Duos beinhaltete
Wie auf jedem Konzert beginnt natürlich nicht der Main-Act. In diesem Fall hat man sich für Pat Lok und CID entschieden. Beide spielten viel Deep House, um die Menge irgendwo zwischen Pop und EDM abzuholen. Letzterer traute sich dann auch an Tech-House sowie einen “99 Luftballons“-Remix heran und lieferte insgesamt eine überzeugende Vorstellung ab. Was das Problem an der Auswahl des Warm-Ups darstellte, werden wir später noch einmal aufgreifen. Wer darf nicht fehlen? Ganz klar, Galantis selbst. Um circa 21:10 Uhr betraten die Schweden die Bühne.
Bei den meisten, „weicheren“ EDM-Acts ist man es gewohnt, dass sie live auch Mal ganz andere Töne anschlagen als im Radio. Wo nicht erst noch Einnahmen durch Plattenverkäufe generiert werden müssen, schaffen es manche dann doch, ihre wahre Leidenschaft für die Musik richtig auszuleben. So auch Galantis - zum Missfallen mancher. Mit dem Quintino Remix zu “Rich Boy“ machten sie sich beispielsweise nur bei einigen Gästen beliebt, da dieser anscheinend schon viel zu hart auf den weichgespülten Radio-Hörer wirkt.
Während derartiger Tracks entstand eine seltsame Atmosphäre, bei der ein paar Besucher zum Beat sprangen und sichtlich Spaß hatten, andere wiederum jedoch total entsetzt stillstanden; „Ich dachte hier läuft nur “No Money!““. Für den gepflegten Mainstream-Konsumenten als „Techno“ geläufig, sorgten Meisterwerke wie “Tunnel Vision“ im Don Diablo Remix, welche eigentlich für pure Eskalation in jedem Club verantwortlich sind, für betretenes Schweigen. Hier und da ein kurzer, motivierender Jubel, der aber sofort vom Publikum mit bösen Blicken gestraft wurde und in Folge verstummte.
Die Stage-Time für Galantis belief sich auf circa eine Stunde und 50 Minuten. Die Tracklist hätte unter dem Titel „Good vibes only“ stehen können, denn hier hätte jede noch so deprimierte Person ein Lächeln ins Gesicht gezaubert bekommen. Mit ihren Dauerbrennern “Peanut Butter Jelly“, “Love On Me“, “Hunter“ oder letztendlich “Runaway (U & I)“ als Finale erzeugten die Jungs eine sehr erfrischend fröhliche Grundstimmung.
Bekannte Einlagen wie das dazu Holen eines Guest-Acts scheiterten leider kläglich, denn offenbar hatten sich die Fans des Duos vor Ort so schlecht mit ihren (Lieblings-)Künstlern befasst, dass sie nicht Mal den „Seafox“, Galantis Markenzeichen, erkannten, was zu einer sehr peinlichen Stille führte, als einer der beiden ihn ankündigte.
Allgemein ist der größte Kritikpunkt etwas, für das weder der Veranstalter, noch die Artists verantwortlich sind - die Crowd. Vorab war natürlich damit zu rechnen, dass sich neben „wahren“ EDM-Fans - gut zu erkennen an Bootshaus-Merchandise etc. - auch viele Radio-Liebhaber unter den Besuchern befinden werden würden, doch dass diese einen solch negativen Effekt auf Stimmung haben werden würden, hätten wir nicht gedacht. Maximal zehn Prozent des Publikums gingen mit der Musik motorisch mit. Direkt vor uns befand sich beispielsweise ein Paar im jugendlichen Alter, das absolut fehl am Platz wirkte. Noch nie haben wir Gäste erlebt, die sich so wenig von der Musik ihrer Künstler hatten beeinflussen lassen. Personen, die anhand ihrer Aufnahmezeit den Anschein erweckten, eine Reportage für die Öffentlich-Rechtlichen zu drehen, entpuppten sich als 08/15-Konzert-/ Festival-Besucher, die offensichtlich eine Dokumentation für den privaten Gebrauch anfertigten.
Fazit: „Gute Stimmung“ kann ein sehr ambivalenter Ausdruck sein. Auf der einen Seite hatten wir in der Tat Good Vibes wie selten zuvor bei einer Veranstaltung erlebt, aber auf der anderen wurde uns auch vor Augen geführt, warum wir „EDM-Fanatiker“ Mainstream-Veranstaltungen oft meiden. Zu erwähnen sei noch der Sound, der insbesondere im Bereich der Mitten - passend zu Galantis - stark in den Ohren schmerzte. Manchmal zahlt sich gute Produktion dann eben doch aus. Wenn ihr auf Radio-Musik mit elektronischen Einflüssen steht, seid ihr bei der Aviary-Tour von Galantis genau richtig. Doch Vorsicht! Manchmal geht die Welt der Musik hinter dem Radio-Tellerrand weiter.
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