Der Superstar-DJ und Produzent, der vor mehr als vier Jahren durch seinen Welthit “Faded“ international bekannt wurde, hat auch in diesem Jahr durch einige Single-Releases von sich hören lassen. Dabei legte er sich nicht nur auf sein bisheriges Sounddesign fest, sondern ließ zeitgenössische Elemente einfließen - ob das immer gelang, haben wir hier ausführlich kommentiert: Wir schauen musikalisch mit euch auf seine vergangenen Veröffentlichungen aus dem Jahr 2019 zurück.
Im Dezember 2018 erschien Alan Walkers Debütalbum “Different World“, auf dem nicht nur die bekannten Single-Hits des Künstlers zu hören sind, sondern auch einige bislang unveröffentlichte Songs. Unter anderem “Lonely“, welches gemeinsam mit dem beliebten DJ-Kollegen Steve Aoki entstand. Als weitere Auskopplung wurde nicht nur der Name des Tracks leicht modifiziert: Wurde in der Album Version der Gesang noch gemeinsam von den norwegischen Sängern Omar Noir und ISÀK bestritten, sang nun letztere im Alleingang die Strophen und den Refrain. Dadurch wirkt das eingängige Lied im Gesamtbild deutlich stimmiger. Durch den Wegfall einiger Passagen wurde der Song in der Single-Version dem Mainstream angepasst. Das Arrangement wurde belassen, welches einerseits gut in Alan Walkers DJ-Sets passt, andererseits deutlich club- und basslastiger als gewohnt ausfällt, vor allem im Drop. Mit rund 45 Mio. auf Spotify sowie auf YouTube kann man bei “Are You Lonely“ von einer erfolgreichen Zusammenarbeit der beiden DJ‘s sprechen.
Im März überraschte Alan Walker seine Fans mit einer stilistischen Weiterentwicklung: Mit den Vocalisten Sabrina Carpenter und Farruko erschien “On My Way“, welche zwar in Sachen Komposition an seine bisherigen Werke anschließt, sich vom EDM-Sound verabschiedet und nur noch wenige bekannte Elemente von Walker enthält. Stattdessen wird in dem fast schon balladesken Popsong auf trendige Moombahton- und Latinelemente gesetzt. Dies wird vor allem deutlich durch Farrukos Gesang und den gewöhnungsbedürftigen Panflöten-Drop. Je öfter man den Track allerdings hört, umso reizvoller wird diese Kombination. Noch dazu ist die Melodie verdammt eingängig geraten, die an die bisherigen Toplines von Alan Walker anschließt. Mit fast 250 Mio. YouTube-Aufrufen, über 241 Mio. Spotify-Streams und internationalen Chart-Platzierungen sollte “On My Way“ für den Künstler auf kommerzieller Ebene eine Bestätigung dafür sein, noch öfters musikalische Ausflüge in andere Genres zu unternehmen. Außerdem wurde der Song für den Soundtrack des neueste Battle Royale-Mobile Game PUBG Mobile ausgewählt. Enttäuschte Dance-Fans wurden mit dem powervollen Da Tweekaz-Remix vertröstet.
Im Juli wurde “Live Fast“ veröffentlicht, welches ebenfalls zum aktuellen PUBGM-Soundtrack gehört und sich noch stärker als “On My Way“ von Alan Walkers bisherigen Releases unterscheidet: Für den Midtempo-Song steuerte Rapper und Sänger A$AP Rocky seine Vocals bei, was als ungewöhnlich zu betrachten ist, hatte Alan Walker bei seinen Singles meistens auf weiblichen Gesang gesetzt. Trotzdem kann man hierbei von einem soliden Track sprechen, da urbane Klänge gekonnt mit Alan Walkers Stil kombiniert worden sind und A$AP Rocky mit seinem Wechsel aus Rap und Gesang überzeugen kann. Kommerziell blieb der Track mit 18 Mio. YouTube-Aufrufen hinter seinen Erwartungen, selbst in Skandinavien war “Live Fast“ kein großer Erfolg gegönnt.
Bei “Play“ handelt es sich um eine Neuauflage des instrumentalen Tracks “Eurodancer“ vom schwedischen DJ Mangoo, der damit Anfang der 2000er einen Szene-Hit landete. Für die Single arbeitete Alan Walker gemeinsam mit dem Originalkünstler sowie den einheimischen DJ-Kollegen Tungevaag und K-391 zusammen. Mit letztgenanntem Musiker veröffentlichte Walker im Jahr zuvor “Ignite“, welches sich an der Peak in Norwegen platzieren konnte und kurz darauf folgte mit “Different World“ die zweite Zusammenarbeit. Bei dieser Produktion dürften sich die Fans besonders gefreut haben, die auf den klassischen Alan Walker-Sound stehen. Der powervolle Drop schließt an die Zusammenarbeit mit Steve Aoki an. Die Komposition des Originals werden mit der neu geschriebenen Gesangsmelodie, die durch eine weibliche Gastsängerin vertont wird, passend kombiniert. Mit zwei Remixes-Packages wurden mehrere Subgenres der Dance-Musik abgedeckt. Neben rund 34 Mio. YouTube-Klicks und 43 Mio. Spotify-Streams entwickelte sich “Play“ vor allem in Skandinavien zum Hit.
Mit “Ghost“ steuerte Alan Walker bereits zum dritten Mal im Jahr 2019 einen Soundtrack-Beitrag bei, dieses Mal für das PlayStation-Game “Death Stranding: Timefall“. Dafür arbeitete er erneut mit der Sängerin Au/Ra zusammen, die bereits als Sängerin in “Darkside“ mitwirkte. Musikalisch lässt sich die Ballade zwischen “On My Way“ und “Live Fast“ einordnen. Dabei bleibt die Melodie weniger eindrucksvoll im Ohr hängen als die zuvor genannten Tracks. Dies mag einerseits an den monoton wirkenden Strophen liegen sowie dem verspielten C-Part, der mit Auto Tune-Effekten experimentiert. Zum anderen lässt das Arrangement, welches vor allem auf urbane und orchestrale Sounds setzt, in keiner Weise erkennen, dass Alan Walker hinter dem farblosen Track steckt. Rund 4,5 Mio. YouTube-Aufrufen und 12 Mio. Streams auf Spotify für “Ghost“ machen deutlich, dass die Fangemeinde das ähnlich sieht.
”Avem (The Aviation Theme)” stellt den Titelsong zu Alan Walkers erster Arena-Tournee dar, welche im November gestartet ist und liefert zudem den Soundtrack für die dazugehörige Gaming-App, mit denen die Benutzer auch während den Konzerten das visuelle Konzept ergänzen können- einschließlich eines Alan Walker-Hologramms. Das Original des instrumentalen Tracks, “Norwegian Sunset“, stammt aus den 70ern und war ein Titelsong des beliebten Films ”Flaklypa Grand Prix“. Der Song ist bei seiner Funktion als Thema sehr symphonisch aufgebaut, während nach den orchestralen Parts die Drops die Melodie im klassischen Alan Walker-Stil wiedergeben. Bislang wurde das Musikvideo auf YouTube von über 3 Mio. Usern aufgerufen.
Kurz vor Jahresende ließ Alan Walker seine Fans hellhörig werden: Mit Superstar Ava Max an seiner Seite - welche mit “Sweet But Psycho“ einen der größten Pop-Hits der letzten Jahre feiern durfte - veröffentlicht der Norweger den zweiten Part von “Alone“. Der erste Teil erreichte Ende 2016 nicht nur in Deutschland, sondern international die Top 10 und stellt bis heute einen seiner größten Erfolge dar (384 Mio. Spotify-Streams, rund eine Milliarde YouTube-Klicks). Rein musikalisch gesehen haben die beiden Songs absolut nichts gemeinsam. Tempo und Arrangement der Pop-Nummer ist am ehesten mit “On My Way“ zu vergleichen. Eigentlich hätte Ava Max das eingängige, aber auch simpel gestrickte Lied im Alleingang herausbringen können, da Alan Walker weder im Sounddesign noch in der Komposition wirklich heraus zu hören ist, am ehesten im Intro und Pre-Chorus. Ob der Kollab-Track der Beiden ein Riesenhit wird, steht noch in den Sternen, mag aber aufgrund des fehlenden gewissen Etwas bezweifelt werden - musikalisch kann “Alone, Pt. 2“ weder seinem Vorgänger noch “Sweet But Psycho“ das Wasser reichen.
Auch im Jahr 2019 war Alan Walker mit sieben Song-Releases und einigen Remixes sehr produktiv. An seine ersten großen Hits kommt er nicht mehr heran, kann aber mit solidem Material seine Fanbase stabil halten. Am erfolgreichsten war hierbei “On My Way“, wenngleich der experimentelle Popsong unter den Fans umstritten ist. Eine musikalische Entwicklung hat nicht nur damit, sondern mit nachfolgenden Veröffentlichungen stattgefunden - mal klassischer, mal angepasster an die momentanen Trends. Hierbei hat er bis auf “Ghost“ und “Alone, Pt. II“ seinen musikalischen Stempel stets aufgedrückt. Es fällt jedoch auf, dass die musikalischen Eigenheiten des Musikers immer weiter verblassen, was schade ist und sich hoffentlich bald wieder ändert. Die Zukunft wird zeigen, auf welche musikalischen Wagnisse sich Alan Walker im nächsten Jahr einlässt. Wir sind darauf gespannt und wünschen ihm für seine laufende Arena-Tournee alles Gute!
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