Das Coronavirus hält momentan die ganze Welt fest im Griff. Auch die Musikindustrie ist von den Folgen des Virus stark betroffen. In unserer Artikelserie „Das Einkommen der Musik-Stars“ haben wir in den letzten Wochen die verschiedenen Einnahmequellen der Musiker und die Höhe des Verdienstes in den jeweiligen Musikrichtungen besprochen. Doch das Coronavirus beeinflusst diese Einnahmequellen auf vielfältige Weise, sodass die Einnahmen für die Stars der Branche im Jahr 2020 vermehrt aus den sonst finanziell nicht so rentablen Quellen stammen werden. Wie genau sich das Virus auf die jeweiligen Einnahmequellen auswirkt, besprechen wir im Folgenden.
Übersicht aller Teile dieser Artikelserie
Teil 1: Was verdienen Musiker?
Teil 2: Wie viel kassieren die Stars pro Auftritt?
Teil 3: Streaming
Teil 4: Physische Verkäufe
Teil 5: Digitale Verkäufe
Teil 6: Verwertungsgesellschaften
Teil 7: Fanartikel
Teil 8: Social Media
Teil 9: Werbe- & Sponsoringverträge
Teil 10: Zusätzliche Einnahmen
Teil 11: Auswirkungen des Coronavirus
Zunächst einmal fassen wir dafür jedoch noch einmal die Ergebnisse aus den ersten Teilen dieser Artikelreihe zusammen, um festzustellen was die üblichsten und wichtigsten Einnahmequellen für die Künstler sind. Live-Auftritte haben sich durch die sinkenden Verkaufszahlen physischer Tonträger (CDs, Schallplatten etc.) zur Haupteinnahmequelle für die meisten Musiker entwickelt. Das bestätigen auch Zahlen vom Statistikportal statista, der Süddeutschen Zeitung und auch ein Bericht des kanadischen Nachrichtenportals Global News stützt diese These. Auch Streaming nimmt eine immer wichtiger werdende Rolle ein und hat sich bei den meisten Musikern zur zweitwichtigsten Einnahmequelle entwickelt. Der Umsatz durch Musik-Streaming nahm in den letzten Jahren immer weiter zu. Dieser Trend wird sich vermutlich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Tendenziell steigend sind auch die Umsätze durch Fanartikel und auch Social Media nimmt eine immer wichtigere Rolle für die Einnahmen der Stars der Musikbranche ein. Ebenfalls extrem wichtig für die Verdienste der Künstler sind Werbe- & Sponsoringverträge sowie die Einnahmen durch Radio, TV und weiteren Urheberrechtsschutz, der durch die Verwertungsgesellschaften gewährleistet wird. Weiteres Geld fließt durch kostenpflichtige Downloads in die Taschen der Musik-Stars. Doch die Verdienste durch Downloads verlieren immer weiter an Relevanz und die Einnahmen sind vergleichsweise gering.
Die Haupteinnahmequelle Live-Auftritte fällt in diesem Jahr weitestgehend weg. Festivals und Konzerte werden abgesagt oder verschoben und auch die Clubs haben aufgrund der Coronavirus-Pandemie geschlossen. Auch die großen Tourneen der Stars werden unterbrochen. Doch einige Musik-Stars suchen sich Alternativen. Statt auf großen Bühnen mit kreischenden Fans treten sie in leeren Hallen, Zuhause oder im heimischen Pool auf (Don Diablo lässt grüßen). Aus diesen Kulissen werden die Auftritte dann auf die heimischen Sofas gestreamt. Dasselbe ist das jedoch nicht! Sowohl aus der Sicht der Fans als auch aus Musiker-Sicht ist das eine lediglich mehr oder weniger gute Alternative. Auch finanziell rentieren sich diese Auftritte lange nicht so wie die Live-Auftritte vor tausenden Menschen. Wir wollen zwar hoffen, dass noch einige Auftritte in diesem Jahr stattfinden können, aber bis jetzt sind baldige Auftritte noch nicht absehbar. Selbst wenn es gegen Ende des Jahres noch zu Live-Auftritten kommen sollte, fehlt den Musik-Stars ein großer Teil ihres Gehaltes. Damit fällt die Haupteinnahmequelle Auftritte in diesem Jahr weitestgehend weg.
Musik-Streaming müsste auf den ersten Blick durch die Corona-Pandemie und dem daraus resultierende Lockdown zunehmen. Also müssten die Einnahmen durch Streaming auch steigen. Doch überraschend ist eher das gegenteilige Phänomen zu beobachten. Musik-Streaming nimmt momentan ab. Der Hauptgrund dafür ist die aktuelle Wissensbegierde der Menschen. Denn die Leute wollen momentan beim Musikhören auch informiert werden, weshalb viele aktuell das Radio bevorzugen. Wer mehr dazu wissen will kann sich hier (Link von Deezer Analyse: Wie wirkt sich die häusliche Isolation auf das Audio-Streamingverhalten aus?) informieren. Die Einnahmen durch Musik-Streaming nehmen also auch leicht ab.
Physische Tonträger, die allgemein in den letzten Jahren eher an Relevanz verloren haben, sind momentan auch nur schwer zu erhalten. Denn dadurch, dass aktuell die großen Elektromarktketten alle geschlossen haben, sind physische Tonträger nur noch über den Onlinehandel erhältlich. Doch auch hier gibt es mittlerweile Einschränkungen. So hat auch der in Deutschland wichtigste Onlinehändler Amazon seinen Handel mit CDs eingeschränkt, um sich auf die momentan wichtigsten/beliebtesten Produkte zu konzentrieren und seine Position als Marktführer zu stärken. Tendenziell nehmen also die Einnahmen mit physischen Tonträgern aufgrund der Corona-Krise ab.
Die digitalen Verkäufe sollten tendenziell durch die Corona-Krise zunehmen, da die Alternativen in Rolle der physischen Tonträger abnehmen. Doch der Zuwachs sollte eher gering ausfallen, da Streaming eine gute Alternative bietet, die vielseitiger ist. Der Verdienst durch digitale Verkäufe nimmt vermutlich also leicht zu.
Die Einnahmen durch die Verwertungsgesellschaften werden vermutlich auch abfallen. Denn durch abgesagte Veranstaltungen überall auf der Welt fehlt der deutschen GEMA und allen anderen Musik-Verwertungsgesellschaften eine große Menge an Einnahmen, die sie folglich auch weniger an die Künstler selbst auszahlen. Lediglich die Einnahmen durch Fernsehen, Radio etc. werden eventuell leicht ansteigen, aber können die fehlenden Einkünfte lange nicht kompensieren. Also fehlt den Musik-Stars auch bei den Verwertungsgesellschaften ein weiterer Teil ihres Verdienstes.
Auch der Merchandising-Markt hat sinkende Umsätze zu verzeichnen. Denn durch die abgesagten Live-Auftritte, bei denen in der Regel auch viele Fanartikel verkauft werden, kommt es zu geringeren Verdiensten. Auch der Onlinemarkt ist eingeschränkt, sodass es hier zu weiteren Verlusten kommt. Also fällt der Umsatz durch Fanartikel ebenfalls geringer als in den letzten Jahren aus.
Ein Hoffnungsschimmer ist dahingegen Social Media. Sowohl auf Instagram, Facebook & Co als auch auf YouTube steigt der Konsum. Dort werden unter anderem auch die Livestreams der Gigs übertragen. Dort haben die meisten Musiker ein steigendes Einkommen zu verzeichnen, aber dieses kann die fehlenden Umsätze aus den normalerweise finanziell viel rentableren Bereichen wie Live-Auftritte kaum kompensieren.
Auch bei den Werbe- und Sponsoringverträgen könnte es zu Problemen kommen. Denn bestehende Verträge können teilweise aufgrund ausfallender Tourneen etc. nicht eingehalten werden. Folglich kommt es hier zu einem weiteren Abfall des Einkommens.
In beinahe allen Bereichen fallen die Einnahmen der Musik-Stars geringer als in den Vorjahren aus. Ausnahmen bilden die digitalen Downloads und Social Media. Besonders schwer wiegt der extreme Einbruch der Einnahmen durch Live-Auftritte, da diese lediglich via Stream umgesetzt werden können. Insgesamt werden die Einnahmen der Musik-Stars in 2020 geringer als in den Vorjahren ausfallen. Die Folgen sind jetzt schon extrem! Je länger diese Phase andauert, desto größer werden die Folgen sein. Doch die Musik-Stars sind lange nicht so hart betroffen wie die größten Teile der Gesellschaft. Unter den genannten Folgen in der Musikbranche leiden vor allem die kleinen Künstler, da sich ihr Einkommen meistens zu einem noch größeren Anteil auf Live-Auftritte stützt. Für die Stars der Branche entfällt zwar ebenfalls ein großer Teil der Einkünfte, aber sie können dennoch ziemlich gut von ihren jetzigen Einnahmen leben. Dennoch sind in diesen Zeiten vor allem neue Releases wichtig, um möglichst viele Streams zu generieren und möglichst viele Verkäufe zu verzeichnen. Die Konkurrenz wächst jedoch stetig, weil die Musiker keine großartigen Alternativen haben und so alle überdurchschnittlich viele Songs veröffentlichen. Auch Social Media wird in diesem Jahr noch wichtiger für die Künstler als in den vergangenen Jahren. Wir, die Künstler selbst und vermutlich auch die ganze restliche Welt hoffen, dass wir möglichst schnell zur Normalität zurückkehren können!
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