Es ist Dezember. Für viele bedeutet dies, dass Weihnachten vor der Tür steht. Doch für Dimitri-Vegas-&-Like-Mike-Fans heißt das vor allem: Bringing The Madness steht an vier Terminen bevor! Was die Brüder gespielt haben, ob das fünfte Jubiläum etwas Besonderes darstellte und warum der Abend für die EDM-Szene historisch war, erfahrt ihr hier.
Seit 2013 findet Bringing The Madness im Sportpaleis in Antwerpen, Belgien, statt. Die Multifunktionshalle fasst zwischen 13 000 bis 20 000 Personen und ist optimal an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Die Organisation am Eingang, den sanitären Anlagen sowie Shops bzw. an den gastronomischen Ständen war (wie immer) äußerst gut und sorgte für einen reibungslosen Ablauf.
Um für euch den bestmöglichen Blickwinkel und die intensivste Atmosphäre einfangen zu können, haben wir uns in der vorderen Hälfte des Innenraums platziert. Dieser reifte im Laufe des Konzerts zu einem wahren Hexenkessel heran, in dem etliche Moshpits, Sit-Downs und ähnliche Aktionen stattfanden.
Im Vergleich zu den letzten Jahren wurde das Bühnenbild an sich dieses Jahr recht simpel gehalten. Ein großer LED-Screen sorgte in Verbindung mit vielen Stroboskopen, Spots, Lasern und weiteren Lichteffekten für einen visuellen Genuss. Ersterer war durchgehend, das heißt, man konnte die Visualisierungen aus jedem Winkel bestaunen und wurde nicht für eine sehr schräge Perspektive bestraft wie es beim Vorjahr der Fall war. Wer schonmal an einer Bringing-The-Madness-Veranstaltung teilnehmen durfte, weiß, dass sich die Action allerdings auch oben und um einen herum abspielt! Neonröhren-ähnliche Konstrukte hingen von der Decke herab und konnten in der Höhe sowie Farbe separat verstellt werden. Somit rückt die Bühne in manchen Momenten noch näher!
An dieser Stelle sei noch die extrem starke Aussteuerung des Tons genannt, welche für ein optimales Klangerlebnis sorgte. Wo noch die Höhen während des Warm-Ups teilweise etwas in den Ohren schmerzten, beeindruckten die Techniker die Besucher im Hauptpart mit einer perfekten Mischung aller Frequenzbereiche.
Am Finaltag, dem 23. Dezember, wurden wir chronologisch geordnet von Angemi begrüßt, gefolgt von MATTN und Jonas Blue. Angemi kennen wir von Dimitri Vegas & Like Mikes eigenem Label Smash The House. Der 21-Jährige spielte Future Bass, nur Future Bass. Das sorgte bei einer Set-Länge von einer Stunde für eine gewisse Redundanz, die sich bereits nach dem ersten Drittel einpendelte.
MATTN, mittlerweile Dimitri Vegas Frau (wir berichteten), sorgte für einen guten Mix aus kräftigem Deep House und Big Room. Tracks wie “BOOM” von Tiesto heizten die Menge bereits auf das Kommende ein.
Dann wurde es plötzlich dunkel in der Halle und gleichzeitig mit dem Schein der Lichter, welche im Kreis um die Ränge herum platziert waren, erschien das Logo von Jonas Blue. Der Engländer ist bekannt für seine Hits “Mama”, “Fast Car“ oder “We Could Go Back“. Bis auf einzelne Momente, in denen beispielsweise der ganze Sportpaleis fröhlich die Lyrics zu “Perfect Strangers“ grölte, wirkte der Hitmaker jedoch nicht ganz recht am Platz. Wie bereits zuvor bei Angemi war er nicht in der Lage, die Gäste über einen Zeitraum von 60 Minuten zu unterhalten.
Pünktlich um 21:30 Uhr erlosch abermals jegliche Beleuchtung. Die Ruhe vor dem Sturm machte sich breit und erzeugte ein Kribbeln in unseren Bäuchen. Ein Raunen ging durch die Multifunktionshalle, als die Subwoofer anfingen zu arbeiten und ein leichtes Dröhnen verbreiteten. Die Köpfe von Dimitri Vegas & Like Mike wurden beeindruckend als Silhouette auf den LED-Panels in Szene gesetzt und motivierende Worte wurden als Schlagbegriffe wie im Vorjahr leserlich.
Darauf begann der erste von vier Parts, in die ich das Set der Brüder zum Verständnis eingeteilt habe. Ein Big-Room-Feuerwerk erster Klasse füllte die nächsten circa 45 bis 60 Minuten.
Jetzt stand einer der Höhepunkte des Abends bevor, was jedoch bis dato noch niemand wissen konnte. Wer die Sets der letzten Jahre auf YouTube o.ä. gesehen hat, weiß, dass Bringing The Madness besonders von seiner Vielzahl an Gästen lebt. So bekamen bereits Acts wie Armin van Buuren oder Afrojack nicht nur zwei Lieder Zeit, sondern durchaus halbe Festival-Slots (30 Minuten). Als dann die Melodie von “Spaceman” zu spielen begann, konnten wir unserem Gefühl noch nicht so richtig trauen. Eine Person trat auf die Bühne mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Kurz vor dem Drop brüllte dann Like Mike den Namen des Extraklasse-DJs in das Mikrophon. Es war niemand Geringeres als HARDWELL! Die Menge war außer sich. Keiner hatte erwartet, dass er der Gast des Abends sein würde. Seelisch hatten wir uns wieder auf Steve Angello oder Afrojack eingestellt, doch Hardwell übertraf jegliche Erwartungen. Insbesondere nach dem großen Konflikt, den die drei u.a. wegen des DJ-Mag-Skandals 2015 hatten, war es ein historischer Moment für die EDM-Szene, alle zusammen auf der Bühne zu sehen. Neben vielen Krachern spielten Dimitri Vegas & Like Mike nach eigener Aussage eine Kollaboration mit Hardwell, die natürlich für reichlich Spannung sorgte. Leider war/ ist diese jedoch mehr als nur enttäuschend. Selbst Fans des Big-Room-Sounds von 2014/ 2015 werden dieses Stück wahrscheinlich eher weniger brauchen.
Nach dem Überraschungsauftritt folgte dann der dritte Part, in dem sich die Belgier, jetzt nur noch zu zweit, auf den Weg in ihre „Gondel“ machten, die während des letzten Tracks mit Hardwell vom hinteren Teil der Halle zur Bühne fuhr. Dieses Show-Element wurde bisher bei jeder Bringing-The-Madness-Show leicht abgewandelt verwendet. Vorne stiegen Dimitri Vegas & Like Mike dann ein und begannen während der Fahrt, fünf Meter über den Köpfen der Crowd Nummern zu spielen, die den Big Room ausmachen. Dazu zählten “Epic“ von Quintino und Sandro Silva oder auch “Tsunami“ aus dem Hause DVBBS. Auf dem großen Screen waren in der Zeit Aufnahmen der letzten Tomorrowland-Sets der Brüder zu sehen, die zu einem anderen Zeitpunkt wahrscheinlich besser gepasst hätten, da das Hauptaugenmerk auf der „Gondel“ lag. Dennoch erklärten diese Flashbacks das Motto der Jubiläums-Veranstaltung, „Reflections“.
Das Finale (vierter Part) fiel leider etwas schwächer aus als im Vorjahr. Mit Hardstyle-Einlagen, die leider nicht allzu catchy waren, dafür aber mit umso mehr “Crowd Control“ (im wahrsten Sinne des Wortes) und Moshpits bzw. Sit-Downs versuchten die Belgier, die Menge noch einmal so richtig heiß zu machen. Über weite Strecken gelang ihnen das auch, bis auf Auftritte des Casts bzw. der Musiker von “Patser“, dem belgischen Film, in dem sowohl Dimitri Vegas als auch Like Mike eine Rolle spielen. Dieser war von langweiligen Rap-Einlagen gespickt, die nicht nur Fehl am Platze wirkten, sondern auch eine äußerst offensichtliche Vermarktungsstrategie offenbarten.
Kurz vor Ende konnten wir dann noch eine Kollaboration zwischen Snoop Dog und den Brüdern hören, die sich überraschend hart zwischen Trap und Hardstyle einordnen lässt. Bereits während das Lied spielte hatten wir alle das Gefühl, hier eine ID zu hören, die vielleicht nie das Tageslicht in Form einer richtigen Veröffentlichung sehen wird.
Fazit: Das fünfte Jubiläum der erfolgreichen Konzertreihe Bringing The Madness hat es geschafft, seine Vorgänger in den Schatten zu stellen. Nicht zuletzt Hardwell, dessen Style deutlich mehr zum Event passt als z.B. Steve Angellos, sowie der Big-Room-Flashback der letzten fünf Jahre sorgten für ein einzigartiges Erlebnis in Verbindung mit der tollen Stage. Kritik ist am Finale und der geringen Abwechslung zu üben. Aus ungefähr zweieinhalb Stunden hätte man mit Sicherheit 15 bis 30 Minuten streichen können, da oftmals Tracks gespielt wurden, die sich zu gleich anhörten, und es etwas an den beliebten, kreativen Mashups der Brüder mangelte. Sonst waren Dimitri Vegas & Like Mike mit Titeln wie “House of House“ (mit Vini Vici) in der Lage, eine bei Bringing The Madness noch nie dagewesene Atmosphäre zu kreieren, die ihresgleichen sucht.
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