Zum Ende des Jahres hin hat es sich bei uns etabliert, die Veröffentlichungen der letzten zwölf Monate von den größten EDM-Acts Revue passieren zu lassen. Bis Ende Dezember warten auf euch also interessante Zusammenfassungen der diesjährigen Diskographien. Wir starten mit W&W!
„Was ist denn das?“, wird sich womöglich manch einer gedacht haben, als W&W im März diese Nummer raushauten. Entgegen des klassischen Big-Room-Sounds überraschte uns das Duo mit waschechtem HandsUp. Das Genre gilt bereits seit Jahren als tot und hatte seine größte Zeit in den 00er-Jahren. 2002 veröffentlichte das deutsche Pop-Duo Groove Coverage diesen Song als Teil ihres Albums “Cover Girl“. Bis auf Platz 8 konnte “God Is a Girl“ damals vorrücken.
Mängel wies diese Neuinterpretation im Bereich der Tiefen im Drop auf. Dort, wo es eigentlich „knallen“ sollte, passierte relativ wenig; von einer Streicheleinheit kann die Rede sein. Live machte sich dieser Fakt auch bemerkbar, wodurch die an sich starke Produktion an Potenzial einbüßen musste.
Weiter ging es mit den Reworks: Nun stand DJ 666‘ “Supa Dupa Fly“ eine Überholung bevor. Von W&Ws Live-Sets ist diese lange als Bootleg gehandelte Veröffentlichung längst bekannt. Der Sound klingt frischer und zeitgemäßer. Im Refrain lässt sich nun ein klassischer Big-Room-Drop vorfinden, der zwar durchaus Spaß macht, aber nicht über ein „durchschnittlich“ hinwegkam.
Die Niederländer verrieten Mal in einem Interview, dass sie große Fans von Darren Styles‘ Arbeit seien. Mit seinem Happy-Hardcore-Sound holt er regelmäßig alte HandsUpper ab. Dementsprechend war die Bahn frei für eine weitere Scheibe, die (in abgeänderter Form) auch vor zwölf Jahren hätte erscheinen können - was nicht unbedingt schlecht sein muss! “Long Way Down“ macht das richtig, wo “God Is a Girl” versagt hat: Die Produktion. Neben einer sehr catchigen Lead-Melodie, gepaart mit starken Vocals, ist das Lied in der Lage, Energie zu transportieren. Mit knapp 7 000 000 Plays liegt das Werk vor seinem soeben genannten Vorgänger, welcher 5,5 000 000 Plays auf Spotify verzeichnen konnte.
Jeder Musiker hat in seiner Vita diese Songs stehen, über die er im Nachhinein sagt: „Den hätte ich lieber nicht releasen sollen!“ Genau dies ist bei ”Arcade Mammoth“ der Fall - das hätten viele Fans dem Doppel-Duo auch im Voraus bescheinigen können. Dimitri Vegas & Like Mike vermischen ihren Klassiker ”Mammoth“ (feat. Moguai) mit ihrer Collab mit W&W, ”Arcade“. Heraus kommt nicht nur ein immens kreativer Name, nein, man hat es sogar geschafft, beiden Werken genau das abzusprechen, was sie eigentlich besonders macht. Einiger Noten hat man sich hier bedient, anderer wieder beim „Mashup-Partner“. Sorry, liebe Leute: Das war nix! Umso trauriger, dass dieser Mixtur ganze 25 000 000 Views auf YouTube aufweist.
Diese Nummer sollte eine neue Ära für W&W einläuten. Das eigene Label Mainstage Music wurde in Rave Culture umbenannt. Erste Veröffentlichung war dieses gleichnamige Stück. Schlecht ist die Single nicht, jedoch mangelt es ihr einerseits an Kreativität, andererseits ist die Frage durchaus berechtigt, welches Signal mir diese Premiere auf einem „neuen“ Label senden soll. Der Sound stammt aus dem Jahre 2013 und eignet sich nur äußerst bedingt dazu, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Die Fans sahen das ähnlich und schenkten der Big-Room-Nummer wenig Beachtung.
Die größte Collab für das Duo dieses Jahr war - nicht zum ersten Mal - eine mit Armin van Buuren. Der Allrounder verpasste sich und seinen Kollegen einen neuen/alten Anstrich, indem sie zu dritt einen Rave-Song wie er im Buche steht auf den Markt brachten. Mit aggressiven Sounds und einer kräftigen Kick überzeugt “Ready to Rave“ die Fans aus Zeiten, in denen der Begriff EDM noch nicht Mal existierte. Aufgrund seiner ganz eigenen Art wird es das Lied allerdings schwer haben, außerhalb der absoluten Szene stattzufinden. Für Abibälle oder ähnliche Anlässe ist dieser Throwback zu eigen.
Fazit: Im Laufe der letzten Jahre haben sich W&W nicht als Release-Wunder erwiesen, die in R3hab artiger Manier jeden Freitag einen neuen Track anbieten. Obwohl die beiden viel Zeit im Studio verbringen, scheint ein großer Anteil davon in ihre Bootlegs zu fließen, von denen die Fans zu Hause allerdings aufgrund ihres rechtlichen Status leider nichts zu spüren bekommen. Höhepunkt war vermutlich “Long Way Down“, Tiefpunkt “Arcade Mammoth“. Wir können gespannt sein, was die Freunde nächstes Jahr für uns am Start haben werden.