Unsere geschätzten Leser mit dem gewissen Sitzfleisch kennen das Procedere bereits aus den Vorjahren: An dieser Stelle präsentieren wir nach jeder Ausgabe des Ultra Music Festivals das Kuriositätenkabinett des Wochenendes. Dieses Mal sogar auf der Basis von selbst vor Ort gewonnenen Eindrücken. Man sei jedoch gewarnt, denn die folgenden Zeilen sind mit einem gewissen Augenzwinkern zu lesen!
Ultra im Naturschutzgebiet - darf es das? Ja, das darf es! Die Veranstalter des Festivals gingen am gesamten Wochenende äußerst sorgsam mit dem Thema Naturschutz um - was wohl auch die wichtigste Auflage der Stadt Miami zur Nutzung des historischen Virginia Key Nationalparks gewesen sein dürfte. USA-untypisch wurde äußerst penibel Wert auf Mülltrennung, und -entsorgung gelegt, während ganze Reinigungsteams umherliefen, um dennoch beiseitegeworfenen Müll zu entfernen. Insgesamt klappte das alles ausgesprochen gut, sodass sich der Impact auf die Location nach dem Ende des Festivals wohl in einem akzeptablen Rahmen gehalten haben dürfte.
It's not just big, it's HUGE! So oder so ähnlich würde sich wohl der amtierende US-Präsident über das Festivalgelände äußern, und tatsächlich: Der erzwungene Umzug des Festivals nach Virginia Key schafft ungeahnte Räume für die Veranstaltung,die im Bayfront-Park wohl undenkbar gewesen wären. Das Festivalgelände ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich entpackt.
The longest way in the history of long ways. Maybe ever. Diese Worte könnten so ähnlich ebenfalls dem Mundwerk des amtierenden US-Präsidenten entfleucht sein. Tatsächlich hatte die hinzugewonnene Größe des Festivalgeländes auch ihre Schattenseiten. Der mindestens zwei Kilometer lange Weg zwischen der Resistance Megastructure und der Mainstage war eine davon. Wechselwillige Festivalgänger durften sich auf Gewaltmärsche von bis zu einer halben Stunde je nach Fußgängerverkehre einstellen, um zwischen den beiden Arealen hin- und herzugelangen. Dieser Umstand trug dazu bei, dass sich das Resistance Island und die übrigen Stages beinahe wie zwei völlig verschiedene Festivals anfühlten.
It's tremendous! Gut, jetzt reicht es wieder mit den Donald-Trump-Zitaten. Gemeint ist hier natürlich die diesjährige Ultra-Mainstage, die an eine Mischung der Vorjahresstage und der Bühne von 2016 erinnerte. Großflächige LED-Paneele, Pyroeffekte, Laser - alles, was das Herz begehrt eben! Aber auch die übrigen Stages waren großartig wie eh und je in Szene gesetzt. Die Live Arena und die Ultra Worldwide Stage hätten allerdings gut und gerne noch etwas beeindruckender sein dürfen.
Lange Settimes: Das Ultra Music Festival wartete im Vergleich zu den Vorjahren pro Tag mit zwei Stunden mehr auf, was sich jedoch nicht in einem entsprechend vergrößerten DJ- Lineup wiederspiegelte. Stattdessen spielten die meisten Acts statt einer Stund über 75 oder gar 90 Minuten hinweg. Alleiniger Rekordhalter in dieser Hinsicht dürfte wohl Armin van Buuren sein, der am Sonntag in Vertretung des kurzfristig erkrankten Eric Prydz kurzerhand ein dreieinhalbstündiges Set auf der von ihm gehosteten ASOT-Stage spielte. Insgesamt wirkte sich die verlängerte Spielzeit positiv auf die Sets aus.
Beim Ultra brennt der Baum: Im übertragenen Sinne ist das eigentlich immer der Fall, doch dieses Mal brannte im wahrsten Sinne des Wortes der Baum. Während des Auftritts von Marshmello am Freitag fing eine der Palmen auf dem Gelände durch einen Feuerwerkskörper Feuer. Also eigentlich keine große Sache, sollte man meinen, schließlich passiert so etwas häufiger - das sah die Lokalpresse jedoch anders und verwertete den Vorfall als Schlagzeile.
Highway to Hell? Apropos Negativ-Schlagzeilen... für die sorgte das Ultra Music Festival dank seiner unzureichenden „Exit-Strategie“ am Freitag selbst. Als nach dem Auftritt von Marshmello zehntausende Festivalgänger gen Ausgang strömten, mündete der Auslass der Gäste in einem mittleren bis gewaltigen Chaos. Als Ergebnis des viel zu schleppenden Auslasses und der unzureichenden Anzahl zur Verfügung gestellter Busse begaben sich tausende Festivalgäste zu Fuß auf den mehrere Meilen langen und nicht ganz ungefährlichen Fußweg über den Highway - ein mittleres PR-Desaster für das Festival, dessen es am zweiten und dritten Tag nur mit Müh und Not sowie einer Vervierfachung (!) der Busshuttles Herr werden konnte. Immerhin: Für besonders feierwütige Gäste blieb am zweiten und dritten Tag die UMF Radio Stage für „Secret Afterhour Performances“ von niemandem Geringeren als Afrojack und Martin Garrix geöffnet - eine schöne Geste in jedem Fall!
Pioneer-Flugshow: Für den wohl kuriosesten Moment des gesamten Festivals sorgten wohl die Jungs von Cash Cash als sie ihren Pioneer-Mixer nach diversen technischen Fehlfunktionen kurzerhand abstöpselten und ins Publikum warfen - auch eine Möglichkeit, seinem Unmut Luft zu verschaffen. Da die DJs bereits Minuten nach ihrer Show einen Actionshot ihres Weitwurfs auf Instagram online stellten, darf man hier wohl getrost von einer konzertierten Aktion ausgehen. Wer weiß, vielleicht bekennen sie sich ja bald zu Denon?
Powermixing in Reinform boten unter anderem Gud Vibrations und Dog Blood. Letztere spielten allein innerhalb der 40 live gestreamten Minuten ganze 47 verschiedene Tracks - eine Zahl, die in der übrigen Zeit kaum unterschritten sein worden dürfte. Gemessen daran, dass die Jungs von Dog Blood noch dazu querbeet durch die Genres hüpften und innerhalb von nur zehn Minuten Dubstep, G-House, 90ies, Psytrance, Trap und Bigroom spielten handelt es sich hierbei wohl um eine Performance, der der Begriff „Powermixing“ mehr als gerecht wird.
Diese Sets durfte man getrost verpassen: Abgesehen von der durchaus amüsanten Flugeinlage bot Cash Cashs Set kaum wirkliche Höhepunkte. Gleiches galt für Cheat Codes und das Mainstage-Set von Mykris - ein belangloseres Bigroom-Set hat die Welt wohl noch nicht gehört... Tiësto lieferte ebenfalls einmal mehr eine unterdurchschnittliche Performance ab - ob seine CO2-Kanonen wohl Valium versprühten?
Diese Sets sollte man sich nicht entgehen lassen: Von den Mainstage-Sets ragten ganz klar die Auftritte von David Guetta, Afrojack, Armin van Buuren und Gud Vibrations heraus. Absolut sehenswert waren ebenfalls die Sets von Carl Cox, Markus Schulz, Dog Blood, AC Slater und Loco Dice. Acts wie Fedde le Grand, Tommy Sunshine und Sunnery James & Ryan Marciano lieferten absolut respektable Warmup-Sets auf der Mainstage ab.
Fazit: Das UMF 2019 litt verständlicherweise und durch den kurzfristigen Wechsel der Location bedingt an diversen Kinderkrankheiten, was zumindest eine Erklärung, wenn auch keine Entschuldigung für die katastrophalen Zustände beim Auslass am ersten Tag darstellt. Nichtsdestoweniger darf man das Festival als vollen Erfolg verbuchen.
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