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Moralisch verwerflich?

DJ Mag Top 100: Kampagnen, System & Kritik

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

DJ Mag Top 100

Es ist wieder soweit: Wie in unserem letzten Artikel bereits angekündigt, findet das jährliche Voting der „besten“ DJs der Welt aktuell wieder statt. Für viele Anwärter ist es an der Zeit, die Werbetrommel ordentlich zu rühren. Kreativ zeigten sich in den letzten Jahren Künstler wie Nicky Romero mit einem eigens entwickelten Spiel. Wir wollen euch kurz erklären, wie das Wahlsystem funktioniert, wer wie wirbt und warum das DJ Magazine vielleicht doch nicht nur aus Samaritern besteht.


Die Geschichte

Die Liste der „besten“ DJs der Welt existiert bereits seit 1991. Damals noch mit einer Jury, seit 1997 jedoch komplett von den Wählern entschieden, wird der Gewinner zum „Best DJ in the World“ durch das DJ Magazine bis zu den nächsten Wahlen im Folgejahr erklärt. Circa 1 000 000 Menschen nehmen jährlich Teil. Neben der Auszeichnung an sich stehen insbesondere wirtschaftliche Interessen bei den DJs im Vordergrund. Nicht zuletzt wegen Manipulationsvorwürfen steht der Contest heftig in der Kritik, doch auch die Indikatoren, wer denn jetzt schließlich der beste DJ der Welt sei, scheinen unklar zu sein.

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Die Bedeutung für DJs

Neben dem „Fame“, den diese Abstimmung für die Hochplatzierten mit sich bringt, ist gerade die Bezahlung entscheidend. Die Top 10 können eine ganz andere Summe für einen Auftritt fordern als Platz 67. Dementsprechend ist das Resultat der Abstimmung nicht nur irgendeine Zahl, sondern stellvertretend die Anzahl an Geldscheinen, welche die Portemonnaies der Labels und DJs füllt.


Die Kampagnen

Headhunterz: Die Hardstyle-Ikone ließ sich mit seinem Label The Art of Creation etwas ganz Besonderes einfallen: Statt eine Solo-Kampagne gegen alle Herausforderer zu launchen, entschied man sich, ein Team mit Wildstylez, Noisecontrollers, COONE sowie Villain zu bilden. Mit „Headi“ selbst sind das exakt fünf Kandidaten (die Stimmanzahl beim Voting pro Person). Es wird interessant sein, zu beobachten, ob diese Taktik einigen Nischen-Genres mehr Aufmerksamkeit schenken wird.

Hardwell: Seit seiner Ablösung vom Nummer-eins-Spot ist der Bigroom-Produzent dem DJ Magazine gegenüber äußerst negativ gestimmt. Nicht zuletzt öffentliche Aussagen wie „F#$k the DJ Mag!“ brachten ihm gemischte Ansichten ein. Dementsprechend ist hier wohl keine Promo-Aktion zu erwarten.

Laidback Luke: Als Veteran der Szene kann man es sich erlauben, frei nach Schnauze zu reden. Laidback Luke verteufelt den Contest seit Jahren und warnt die Fans immer wieder davor, dass eine hohe Platzierung letztendlich in höheren Ticketpreisen mündet. Eine wichtige Aussage.

Afrojack: Relativ klassisch gehalten fordert der übergroße Niederländer seine Anhänger dazu auf, für ihn zu stimmen. Interessant dabei ist seine Rechtfertigung auf den Kommentar eines Fans hin. Demnach sei das Leben ein reines Vermarkten und sich selbst Pushen. Für ihn ist Eigenwerbung mit Selbstbewusstsein gleichzusetzen:

Afrojack DJ Mag Top 100

Nicky Romero: Romero wirbt nicht mit seiner Person, sondern dem Genre, das er zurückbringen möchte: Progressive House. Diese Vorgehensweise soll insbesondere an Liebhaber der Zeiten um 2015 appellieren.

The Chainsmokers: Grund für die angesichts der Erfolge „niedrige“ Platzierung des Überflieger-Duos sind die Zielgruppen. Während sich die meisten Zuhörer geistesabwesend vom Radio berieseln lassen, ist der Anteil an „wahren“ EDM-Fans nicht viel größer als bei z.B. Tiesto. Promotion gab es bisher keine.

Martin Garrix: Wird der Jungspund das Triple holen? Dieses Jahr hätte er die Möglichkeit, zum dritten Mal in Folge zum besten DJ der Welt gekürt zu werden. Riesenerfolge blieben seit der letzten Abstimmung eher aus. Garrix verzichtet auf jegliche Promo und wird dem Wettbewerb wohl bis auf die Ehrung nicht viel Beachtung schenken. Längst ist er in der Größenordnung Grammy angekommen.

Dimitri Vegas & Like Mike: Das iPad-Kollektiv hält sich nach ihrem Betrugsvorwurf im Jahre 2015 bedeckt. Lediglich Social-Media-Posts sollen zum großen Sprung helfen. Nicht zuletzt ihre „Summer-of-Madness“-Aktion brachte ihnen vor einigen Jahren viel Sympathie ein.

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Wohltäter DJ Mag?

Wie auch im Vorjahr sollen Teile der Erlöse des Votings an die Kinderhilfsorganisation UNICEF gehen. Letztes Jahr kamen so 20.000 £ zusammen, also circa 22.635 €. Diese Summe wurde um weitere 10.000 £ von Seiten des DJ Magazines erhöht, sodass am Ende ein Betrag von 30.000 Pfund entstand. Dieser soll dieses Jahr mit einem Ziel von 50.000 Pfund sogar fast verdoppelt werden.

Ohne die Korruption bei UNICEF mit einzubeziehen, stellt sich die Frage, ob hier tatsächlich das Wohl vieler Kinder im Vordergrund steht, oder das entstehende Image als fragwürdiger Anreiz zum Abstimmen missbraucht wird. Man darf schließlich nicht vergessen, dass unterm Strich das DJ Mag wirtschaftlich als Gewinner des ganzen Contests hervorgeht.
 

Fazit: Die Wahl des „besten“ DJs scheidet die Gemüter. Für die Anwärter steht viel Geld auf dem Spiel; sowohl als Gewinn als auch in Form von Werbeaktionen. Wir möchten niemanden davon abhalten, seinem Lieblings-DJ mit der eigenen Stimme die Daumen zu drücken, dennoch sollte im Hinterkopf behalten werden, dass es hierbei nicht um das Ermitteln des begabtesten DJs geht, sondern vielmehr um einen Beliebtheits-Contest bzw. eine Ehrung derjenigen mit den erfolgreichsten Tracks.


Zum Voting

 

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Über den Autor
Jonas Vieten

Ich bin Jonas Vieten und seit Oktober 2017 Teil der Redaktion. Bereits als Leser habe ich mich täglich auf neue Artikel und News rund um EDM gefreut. Nun auf der Seite der Verfasser sein zu dürfen, macht mich sehr froh. Ich hoffe, eines Tages im Musik-Business - bevorzugt als DJ - arbeiten zu können. Neben Bigroom-Feuerwerk oder chilligen Future-House-Beats können Film-Soundtracks mich ebenfalls begeistern.

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