In unserer diesjährigen Jahresrückblick-Reihe wollen wir uns heute mit dem US-amerikanischen Musiker Steve Aoki beschäftigen. Der 42-Jährige durchlebte ein weiteres rasantes Jahr, dass sich neben den zahlreichen Tour-Stopps auf den ganzen Globus verteilt insbesondere durch eine Menge neuer Musik auszeichnete. Darunter waren Kollaborationen mit anderen namhaften DJs aus der EDM-Szene sowie gemeinsame Tracks mit kultigen Artists aus anderen Musikgenres. Im DJ-Mag-Voting ging es für den verrückten US-Amerikaner um einen Platz hinauf auf den zehnten Platz. Im Jahr 2019 grüßt Steve Aoki also wieder aus den Top 10 der besten DJs der Welt. Wir schauen uns heute an, ob er das auch musikalisch in den vergangenen zwölf Monaten unter Beweis gestellt hat.
Das musikalische Jahr 2019 von Steve Aoki begann mit dem Release einer bereits bekannten Single in neuem Gewand. Der Song “Are You Lonely“, der mit dem norwegischen Produzenten Alan Walker aufgenommen wurde, war unter dem Namen “Lonely“ bereits auf dem Album “Different World“ aus Dezember 2018 vertreten, aber weil ein Single-Release bei einer solch großen Kollaboration natürlich nicht fehlen darf, erfolgte die Veröffentlichung als Solo-Single am 22. Februar 2019 in einer leicht abgeänderten Version. “Are You Lonely“ ist eine starke Dance-Pop-Nummer, die unter anderem von den herausragenden Vocals von Sängerin ISÁK profitiert. Im Sound-Design dominiert Alan Walker, wobei der Drop mit deutlich mehr Power als üblich daherkommt. Ein Remix von Steve Aoki folgte übrigens ein paar Wochen später. Die Dance-Pop-Version kam bei den Fans jedenfalls richtig gut an und animierte 44 Millionen Nutzer auf Spotify zum Hören. Eine erfolgreiche Single zum Einstand ins Jahr!
Einen Monat später ging es noch etwas kommerzieller weiter. Erneut fand Steve Aoki einen Kollaborationspartner in Norwegen. Der US-Amerikaner fungierte bei der Nummer “Hit Your Heart“ als Produzent für die aufstrebende Sängerin Dagny, die in ihrer Heimat als nächste Star-Sängerin gilt. Wie es zu dieser Zusammenarbeit genau kam, ist zwar nicht genau bekannt, doch man hört, dass Steve Aoki als Pop-Produzent wieder einmal gut schlägt. Der 42-Jährige inszeniert die Stimme der Sängerin in den Strophen gut und versieht den eingängigen Mainpart mit einem angemessenen Instrumental, das von Trompeten-Klängen dominiert wird. Dadurch wirkt der Refrain kraftvoll und mitreißend. In den skandinavischen Ländern ging “Hit Your Heart“ tatsächlich hoch in die Charts, doch für den internationalen Erfolg reichte es nicht. 8,1 Millionen Streams auf Spotify sind für die junge Sängerin zumindest ein Teil-Erfolg.
Dass der US-Amerikaner experimentierfreudig ist, zeigte er auch im Jahr 2019. Im März wagte Steve Aoki den zweiten Vorstoß in den K-Pop-Bereich. Das ist ein Riesenmarkt für koreanische Pop-Musik, dem sich Aoki bereits 2018 mit einem Remix für die Boygroup BTS annahm. Dieses Mal holte er sich die sechsköpfige, südkoreanische Boygroup Monsta X ins Studio und veröffentlichte die Single “Play It Cool“ im März mit der Unterstützung von Ultra Records. Neben der koreanischen Version gab es für den internationalen Markt eine englische Version ohne koreanische Sprache, die man hierzulande auf Spotify vorfand. Musikalisch ist “Play It Cool“ sehr auf Dance-Pop ausgerichtet. Das Instrumental ist zwar recht treibend, doch im Fokus stehen die Vocals der Boygroup, auf die sogar im Drop nicht verzichtet wurde. Dort wandelte Aoki die Vocals der Jungs in Vocal-Chops um. Der Song erfüllte die Erwartungen und eroberte den asiatischen Markt. Für solche Experimente lieben wir Steve Aoki!
Am 19. April legte Steve Aoki die nächste DJ-Kollaboration nach. Für die Single “Do It Again“ arbeitete der “Pursuit Of Happiness“-Produzent mit dem brasilianischen DJ-Star Alok zusammen, dessen Electro-House-Sounds perfekt zueinander passen. Die beiden Produzenten haben sich einer Nummer aus dem Jahr 2007 angenommen und modernisiert. Es handelt sich dabei um die Single “Do It Again“ von The Chemical Brothers, die in Großbritannien auf Platz 12 kletterte. Steve Aoki und Alok haben die markante Melodie und den eintönigen Gesang des Originals aufgegriffen und mit neuen Sounds unterlegt, sodass eine druckvolle Bigroom-Nummer entsteht, die die Festival-Season erobern sollte. “Do It Again“ schaffte es tatsächlich in die Sets zahlreicher DJs und entwickelte sich auf Festivals zu einem kleinen Sommer-Hit, doch von einem großen Erfolg kann man bei acht Millionen Spotify-Streams nicht sprechen.
Der US-Amerikaner legte den nächsten Festival-Banger nach. Am 28. Juni erschien eine Nummer mit dem vielsagenden Titel “Rave“ auf Ultra Records. Die Single entstand in Zusammenarbeit mit zwei alten Bekannten. Zum einen bekam er Unterstützung vom Bigroom-Duo Showtek, die bereits des Öfteren ihre Vorliebe für das Festival-Genre unter Beweis stellten. Zum anderen half ihm der US-amerikanische Produzent MAKJ, der durch den Bigroom-Hype bekannt geworden ist. Für die Vocals wurde der Sänger Kris Kiss engagiert. Wenn man sich “Rave“ anhört, bekommt man genau das geboten, was einem versprochen wird. Die Single ist eine typische Bigroom-Produktion mit eingängigen Vocals, die die Qualität des Songs noch einmal anheben. Im Sound-Design sind vor allen Dingen die Jungs von Showtek zu hören. “Rave“ gehörte zu den wenigen guten Bigroom-Tracks im Jahr 2019 und knackte auf Spotify sogar die 10-Millionen-Marke. Musikalisch ist die Nummer zwar kein Genuss, doch für ein Festival ist der Track perfekt geeignet.
Wie nahezu jeder EDM-Produzent, steuerte natürlich auch Steve Aoki seinen persönlichen Sommer-Song für das Jahr 2019 hinzu. Der sommerliche Track des US-Amerikaners hörte in diesem Jahr auf “Crash Into Me“ und ist mit einer außergewöhnlichen Hintergrundgeschichte verbunden. Der 42-Jährige griff für die Sommer-Single den amerikanischen Chart-Hit “Crash Into Me“ von Dave Matthews Band aus dem Jahr 1996 wieder auf und produzierte eine moderne Version mit seinem Landsmann Darren Criss, der sich neben seinen Schauspielrollen in Glee, American Horror Story und American Crime Story im gesanglichen Bereich versucht. Der Gesang und die Melodie erscheinen immer noch zeitgemäß, obwohl der Song schon 20 Jahre alt ist und Steve Aoki gibt dem Song mit einem angenehmen Downtempo-Beat eine moderne Note. Bei den Fans kam die Neuauflage jedoch nicht besonders gut an. Bei fünf Millionen Spotify-Streams kann man durchaus von einem kleinen Flop sprechen.
Zum Ende der Festival-Season veröffentlichte der “Boneless“-Star noch einen Festival-Track, der im Laufe des Sommers fester Bestandteil der Sets des US-Amerikaners war. Dabei handelt es sich um eine vielversprechende Kollaboration mit den beiden EDM-Stars Timmy Trumpet und Dr Phunk, die beide jeweils für einen härteren Bigroom- bis Hardstyle-Sound stehen. Den gesamten Sommer hindurch zelebrierten die beiden DJ-Verrücktheiten Steve Aoki und Timmy Trumpet “Hava“ während ihrer Shows. Der Song basiert auf einem traditionellen, jüdischen Lied namens “Hava Nagila“, das die drei Produzenten in neuem Gewand verpacken. Man hört an dem Rhythmus der Nummer tatsächlich heraus, dass es sich um ein Volkslied gehandelt hat. Nach einem ersten Rawstyle-Drop, der von Dr Phunk geprägt ist, ertönt ein mitreißender Drop zwischen Bigroom und Hardstyle. Dabei dürfen die Trompeten von Timmy Trumpet logischerweise nicht fehlen. “Hava“ gehört zu den besten Festival-Tracks des Sommers, blieb jedoch hinter den hohen Erwartungen zurück.
Und nun präsentieren wir euch die wohl verrückteste Single von Steve Aoki im Jahr 2019, zumindest wenn man sich die Kollaborationspartner anschaut. Für eine neue Single namens “Let It Be Me“ arbeitete der Erfolgsproduzent mit der kultigen 90er-Boygroup Backstreet Boys zusammen. So bringt er die “Everybody“-Stars erstmals in den EDM-Bereich, wobei man eher vom Dance-Pop-Bereich sprechen kann. Steve Aoki schafft es durch leichte Gitarrenklänge, Trompeten-Sounds im Drop und Vocal-Chops der Boygroup eine lockere House-Atmosphäre aufzubauen, die auch im Mainstream-Bereich Anklang findet. Die Stimmen der Backstreet Boys machen sich dabei erstaunlich gut als Vocalisten eines modernen Dance-Pop-Songs. Musikalisch hat uns Steve Aoki also definitiv nicht zu viel versprochen, als er die Zusammenarbeit mit der Boygroup ankündigte. “Let It Be Me“ wurde zwar nicht zum Riesenhit, doch 16 Millionen Spotify-Streams sind ein beachtliches Ergebnis, wenn ein EDM-Star mit eine Kultgruppe zusammenarbeitet.
In eine fast schon entgegengesetzte Richtung ging die darauffolgende Single “Send It“ mit dem australischen Musiker Will Sparks, der 2014 zum besten DJ aus „Down Under“ gekürt wurde. Der Song erschien am 04. Oktober über das eigene Label Dim Mak Records und grenzt sich klar von anderen Aoki-Songs im Jahr 2019 ab. Bereits die tiefen Vocals in Kombination mit einem düsteren Instrumental warnen den Hörer vor, dass “Send It“ kein Track zum Kuscheln ist. Im Drop ertönt schließlich ein Festival-Sound zwischen Psy-Trance und Bigroom mit einem gewissen Tech-Style in der Bassline. Bei solch einem Sound-Design liegt nahe, dass Will Sparks in der Produktion die führende Kraft war. “Send It“ knüpft insofern an “Do It Again“ an, als dass man von einem kraftvollen Festival-Track sprechen kann, der nicht den typischen Bigroom-Sound bedient. Die Kollaboration hatte trotz des ungewöhnlichen Sound-Designs seine Fans.
Am 25. Oktober veröffentlichte Steve Aoki einen Track, der genau das macht, was “Send It“ nicht gemacht hat. Die Nummer nennt sich “I Wanna Rave“ und entstand in Zusammenarbeit mit dem Bigroom-Duo Bassjackers. Die Kollaboration bedient nämlich größtenteils den typischen Bigroom-Sound, der von vielen Kritikern in der EDM-Szene so häufig kritisiert wird. Zur Verteidigung von Steve Aoki und Bassjackers muss man jedoch hervorheben, dass man dort hörbare Hardstyle-Elemente einfließen lassen hat. Das ändern jedoch nichts daran, dass “I Wanna Rave“ einfach wie ein kreativloser Festival-Track klingt, bei dem sich nicht viel Mühe gegeben wurde. Man könnte den Track ebenso als Solo-Single von den Bassjackers verkaufen. Die Nummer ist für Festivals noch recht cool, doch als Single kann “I Wanna Rave“ relativ wenig. Dieses Release hätte sich Steve Aoki vielleicht besser sparen können. Die eine Million Hörer auf Spotify sprechen Bände.
Zum Jahresabschluss hat Steve Aoki aber auch noch etwas Besonderes am Start, das er am 06. Dezember über Ultra Records veröffentlichte. Die Single “2 In A Million“ wurde zusammen mit der Rock-Legende Sting und dem amerikanischen Indie-Pop-Trio aufgenommen und geht wieder in eine ähnlich kommerzielle Richtung wie die Nummer mit den Backstreet Boys. Steve Aoki unterlegt den Gesang von Sting mit einem ruhigen Instrumental, das den Fokus auf die Stimme der Rock-Legende legt. Dazu kommt ein elektronischer Refrain mit den Vocals der Indie-Gruppe SHAED, der beim ersten Hören im Ohr bleibt. “2 In A Million“ ist eine solide Dance-Pop-Nummer zum Jahresabschluss, aber man vermisst die innovativen Sounds, die den Song zu einer sehr guten Dance-Pop-Nummer machen würden. Bei dieser vielversprechenden Kollaboration hatten sich einige Aoki-Fans mehr ausgerechnet. Das zeigt sich auch an den Spotify-Statistiken, die bisher nicht überzeugend sind.
Der US-amerikanische Produzent Steve Aoki hat im Jahr 2019 seinem Ruf als „Arbeitstier“ wieder alle Ehre gemacht. Es ist schier unglaublich, wie der Erfolgsproduzent neben seinen unzähligen Shows noch Zeit findet, so viele Singles und Remixe zu veröffentlichen. Aber neben der Quantität stimmte in diesem Jahr auch überwiegend die Qualität. Die alljährlichen Bigroom-Festival-Tracks lieferte er mit “Rave“, “Hava“ und “I Wanna Rave“ ab. Dazu kommen mit “Do It Again“ und “Send It“ zwei innovative Festival-Tracks. Besonders positiv hervorzuheben sind die Experimente “Let It Be Me“, “Play It Cool“ und “Crash Into Me“, die zwar unterschiedlich abgeschnitten haben, jedoch allesamt mit einem coolen Sound überzeugen konnten. Auch wenn man auf die Spotify-Plays schaut, hatte Steve Aoki einige erfolgreiche Tracks am Start. Deshalb hinterlässt der verrückte US-Amerikaner für das Jahr 2019 einen durchweg positiven Eindruck.
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